SUV-Verbot in Innenstädten? Unfall entfacht Debatte um Sportgeländewagen
News von bussgeldkatalog.org, veröffentlicht am: 9. September 2019
Nach einem Unfall am vergangenen Freitag, bei dem vier Menschen in Berlin Invalidenstraße durch den Fahrer eines SUV ums Leben gekommen sind, ist eine große Debatte um die Geländewagen entstanden: Sollte es ein SUV-Verbot in Innenstädten geben? Lässt sich die Zahl der großen Fahrzeuge durch erhöhte Parkgebühren einschränken? “Keine pauschalen Urteile fällen”, warnen dagegen Unfallexperten.
Greenpeace fordert SUV-Verbot und behindert Lieferung für BMW und Mercedes
Aktivisten von Greenpeace haben am Samstag die Lieferung neuer Sport Utility Vehicle (SUV) für BMW in Bremerhaven behindert, indem sie sich auf die Laderampe eines Autotransporters setzten. Die Protestierenden waren nach Angaben der Polizei zuvor mit Hilfe von Schlauchbooten in den Hafen gelangt und hatten ein Banner mit der Aufschrift „Klimakiller an Board“ angebracht.
Greenpeace fordert ein SUV-Verbot, da es unverantwortlich sei, so große und schwere Wagen, die sehr viel klimaschädlicher als andere Autos seien, überhaupt zu fahren, wie ein Sprecher mitteilte. Da es sich beim Betreten des Hafengeländes grundsätzlich um Hausfriedensbruch handelt, wurden Strafanzeigen gegen alle Beteiligten erstattet. Diese mussten teilweise von der Polizei weggetragen werden.
Grüne regen SUV-Obergrenze für Innenstädte an, DHU für höhere Parkgebühren
In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel sprach der stellvertretende Vorsitzende der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer, zwar nicht von einem SUV-Verbot, jedoch von einer Obergrenze:
Es geht doch nicht, dass die Autos immer größer werden und manche die Städte sogar schon SUV-gerecht machen wollen.
Krischer meint, eine Regelung, die Kommunen eigene Größenbegrenzungen für SUV gestattet, wäre sinnvoll. Denn die Geländewagen würden mehr Parkfläche einnehmen als kleinere Wagen und das in Städten, in denen der Parkraum eh schon begrenzt ist. SUV sind „eine Gefahr gerade für Fußgänger und Radfahrer“, meint Krischer.
Auch die Deutsche Umwelthilfe (DHU) will das Fahren von SUVs unattraktiver machen. Jürgen Resch, der bei dem Unfall nur wenige hundert Meter in einem Restaurant gesessen hat und der Geschäftsführer der Organisation ist, ließ ebenso im Tagesspiegel verlauten, dass er sich eine SUV-City-Maut vorstellen könne ähnlich wie in London. Dort müssen Fahrzeuge mit hohem Abgasausstoß eine Maut bezahlen, um in die Innenstadt fahren zu dürfen.
Daneben schlug Resch Parkplätze vor, auf denen ein SUV-Verbot herrscht, was aber rechtlich wahrscheinlich schwer durchzusetzen sein könnte. Alternativ fordert er zumindest höhere Parkgebühren für SUV.
Mahnwache für die Unfalltoten, weitere Forderungen und Expertenmeinung
Einen Tag nach dem Unfall, am Samstag, gedachten einige hundert Menschen der Verkehrsopfer mit vier Schweigeminuten. Zahlreiche Kerzen und Blumen säumen den Unfallort an der Invalidenstraße. Erneute Forderungen nach einer stadtweiten 30er-Zone wurden laut. Teilnehmer der Mahnwache forderten zudem nicht nur ein SUV-Verbot, sondern eines für alle PKW, sodass die Innenstadt völlig frei von Autos wird.
Der Unfallforscher Siegfried Brockmann hat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur jedoch klargestellt:
Man kann nicht einfach sagen: Ein SUV ist grundsätzlich gefährlicher als ein Polo oder als ein Smart.
Vielmehr sei die Geschwindigkeit entscheidend. Bei einem Unfall mit einem Tempo von mehr als 50 km/h entstünden zumindest lebensgefährliche, meist jedoch tödliche Verletzungen. Dabei spiele der jeweilige Fahrzeugtyp keine große Rolle. Ein kleineres Fahrzeug hätte beim aktuellen Berliner Unfall unter Umständen dennoch einen Unterschied gemacht. Denn auch von einem Ampelmast ließ sich der SUV nicht aufhalten, was bei einem Polo evtl. der Fall gewesen wäre, so Brockmann.
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