Fahrlässige Körperverletzung bei Verkehrsunfall: Definition & Strafmaß
Letzte Aktualisierung am: 22. Mai 2024
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Straftaten im Verkehr: Wann ist bei einem Verkehrsunfall der Tatbestand „fahrlässige Körperverletzung“ erfüllt?
Werden unschuldige Beteiligte durch einen Unfall verletzt, steht ihnen meist ein umfangreicher Schadensersatz und mitunter sogar Schmerzensgeld zu. Die Verursacher eines Unfalls müssen hingegen mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen. Begehen sie fahrlässige Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall, drohen mitunter saftige Strafen.
Doch wann ist bei einem Autounfall der Tatbestand „fahrlässige Körperverletzung“ erfüllt? Welche Rolle spielt die Schuldfrage? Welche Strafen sieht das Gesetz vor? Greift das Strafrecht oder der Bußgeldkatalog?
Dieser Ratgeber erläutert, womit Täter rechnen müssen, ob fahrlässige Körperverletzung bei einem Unfall automatisch angezeigt wird, wie Betroffene am besten reagieren und wann es sich lohnt, einen Rechtsanwalt einzuschalten.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr
Wer Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr begeht (Rotlichtverstoß, Geschwindigkeitsüberschreitung etc.) und dadurch einen Menschen verletzt, macht sich wegen fahrlässiger Körperverletzung strafbar.
Das Strafgericht kann ihn zu einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahre verurteilen. Hinzu kommen drei Punkte und ggf. ein Fahrverbot.
Im Führungszeugnis werden nur Strafen von mehr als 90 Tagessätzen bzw. Freiheitsstrafen von mehr als drei Monaten eingetragen. Nur dann gilt der Betroffene als vorbestraft.
Im Video: Die fahrlässige Körperverletzung
Rechtliche Grundlagen rund um die fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr
§ 229 des Strafgesetzbuches (StGB) hält fest:
Wer durch Fahrlässigkeit die Körperverletzung einer anderen Person verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“
Bei einem Verkehrsunfall ist nahezu immer davon auszugehen, dass Fahrlässigkeit im Spiel ist. Würden Autofahrer die erforderliche Sorgfalt walten lassen, kämen die meisten Unfälle nicht zustande.
Werden Unfallbeteiligte verletzt, liegt für Ordnungsbeamte somit der Verdacht nahe, dass sie Opfer von fahrlässiger Körperverletzung wurden. Hierbei gilt, dass derjenige, welcher den Unfall verursacht hat, womöglich diesen Straftatbestand erfüllt.
Fahrlässige Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall: Diese Strafe erwartet Unfallverursacher
Maximal drei Jahre Haft drohen jenem, der fahrlässige Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall begeht. Allerdings muss das Gericht stets alle Gegebenheiten berücksichtigen. Folgende Umstände wirken sich in der Regel strafmildernd aus:
- Ihnen wird nur eine Teilschuld zugesprochen.
- Sie verursachten nur leichte Verletzungen.
- Sie fuhren weder alkoholisiert noch unter dem Einfluss von Drogen.
- Das Maß der Fahrlässigkeit war recht gering.
- Sie sind nicht vorbestraft.
Haftstrafen von bis zu sechs Monaten werden in der Regel in Geldstrafen umgewandelt. Diese werden in Tagessätzen berechnet – ein Monat Freiheitsstrafe entspricht 30 Tagessätzen. Begehen Sie zum ersten Mal fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr, liegt die Strafe in der Regel bei 30 Tagessätzen – also ungefähr bei einem monatlichen Nettogehalt.
Wird der Tatbestand „fahrlässige Körperverletzung“ bei einem Verkehrsunfall im Führungszeugnis eingetragen?
Erst ab einer Strafe von 90 Tagessätzen – dies entspricht einer Freiheitsstrafe von drei Monaten – erfolgt eine Eintragung der dazugehörigen Straftat im Führungszeugnis des Täters. Begehen Sie zum ersten Mal fahrlässige Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall ist dies also nicht sehr wahrscheinlich.
Bedenken Sie jedoch: Das Strafmaß wird stets im Einzelfall vom Gericht entschieden. Je nach Umständen kann auch eine Ersttat im Führungszeugnis eingetragen werden – beispielsweise dann, wenn Sie alkoholisiert einen Unfall verursachen und jemanden verletzen.
Drohen für den Tatbestand „fahrlässige Körperverletzung“ Punkte in Flensburg?
Verkehrsstraftaten werden also gemäß deutschem Strafrecht geahndet. Doch wie sieht es mit Fahrverbot, Bußgeld, Punkten und Co. aus? Mit der Punktereform im Jahre 2014 wurden die Regelungen überarbeitet. Haben Sie fahrlässige Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall verursacht, drohen nicht zwingend weitere Maßnahmen gemäß Bußgeldkatalog.
Drei Situationen sind voneinander abzugrenzen:
- Sie erhielten wegen der fahrlässigen Köperverletzung weder Fahrverbot noch Entzug der Fahrerlaubnis: In diesem Fall werden keine Punkte eingetragen.
- Ihnen wurde aufgrund des Verstoßes ein Fahrverbot von einem bis drei Monate erteilt: Sie erhalten zwei Punkte in Flensburg.
- Sie begingen fahrlässige Körperverletzung bei einem Unfall und Ihnen wurde deshalb die Fahrerlaubnis entzogen: Drei Punkte werden in Flensburg eingetragen
Ein gesondertes Bußgeld wird für fahrlässige Körperverletzung nach einem Unfall nicht fällig: Das Ordnungswidrigkeitenrecht ordnet sich stets dem Strafrecht unter.
Wann führt fahrlässige Körperverletzung nach einem Unfall zum Fahrverbot?
Wie entscheidet sich, ob Tätern ein Fahrverbot oder gar ein Führerscheinentzug auferlegt wird? § 44 StGB hält fest:
Wird jemand wegen einer Straftat, die er bei oder im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs oder unter Verletzung der Pflichten eines Kraftfahrzeugführers begangen hat, zu einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe verurteilt, so kann ihm das Gericht für die Dauer von einem Monat bis zu drei Monaten verbieten, im Straßenverkehr Kraftfahrzeuge jeder oder einer bestimmten Art zu führen.“
Weiterhin bestimmt § 69 StGB:
Wird jemand wegen einer rechtswidrigen Tat, die er bei oder im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs oder unter Verletzung der Pflichten eines Kraftfahrzeugführers begangen hat, verurteilt oder nur deshalb nicht verurteilt, weil seine Schuldunfähigkeit erwiesen oder nicht auszuschließen ist, so entzieht ihm das Gericht die Fahrerlaubnis, wenn sich aus der Tat ergibt, daß er zum Führen von Kraftfahrzeugen ungeeignet ist.“
Es liegt also in der Macht des Gerichtes festzulegen, ob und in welchem Umfang Sie Ihr Auto in der Garage stehen lassen müssen. Da die VErgabe von Punkten von der Erteilung eines Fahrverbot bzw. eines Führerscheinentzugs abhängt, können Ersttäter, welche den Verstoß nicht alkoholisiert oder anderweitig berauscht begehen, also auch ohne Punkte davonkommen.
Wurden Sie wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt? So reagieren Sie richtig!
Es wird deutlich: Unfallverursacher müssen damit rechnen, wegen fahrlässiger Körperverletzung im Straßenverkehrs belangt zu werden. Wurden Sie angezeigt? Mit diesen Maßnahmen können Sie versuchen, das Verfahren um die fahrlässige Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall einstellen zu lassen:
- Entschuldigen Sie sich bei den Opfern.
- Drängen Sie bei Ihrer Versicherung um eine schnelle Schadensregulierung, sodass die Opfer ihre Entschädigung zügig erhalten.
- Ziehen Sie einen Anwalt für Verkehrsrecht hinzu.
Ein entschuldigendes und entschädigendes Nachtatverhalten – also Ihr Verhalten als Täter nach dem Unfall – kann sich positiv auswirken und im besten Fall die Einstellung des Verfahrens bewirken. In jedem Fall lohnt es sich, einen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen, welcher sich sowohl im Strafrecht als auch im Verkehrsrecht auskennt.
Konnten wir Ihnen weiterhelfen? Dann bewerten Sie uns bitte:
Was droht, wenn das Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gem. § 170 Abs. 2 StPO durch die Staatsanwaltschaft zwar eingestellt, das Verfahren aber gem. § 43 OWiG zur Verfolgung der Ordnungswidrigkeit(en) an die Verwaltungsbehörde abgegeben wird? Wie ist der Ablauf? Welche Konsequenzen können drohen (Bußgeld, Punkte, Fahrverbot?); Wie sehen di rechtsmittel gegen diesesn Bußgeldbescheid aus? Kann vor dem Gericht dann eine Einstellung oder gar höhere Strafe durch Urteiul ausgesprochen werden oder ist die Strafe auf die Höhe im Bußgeldbescheid beschränkt (wie etwa in einer Berufungsverhandlung, wenn nur der Angeklagte Berufung einlegt)?
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