Falsch Überholen: Welches Bußgeld droht dafür?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 16. Oktober 2024

Geschätzte Lesezeit: 18 Minuten

Bußgeldkatalog Überholen

Beschrei­bungBuß­geldPunk­teFahrverbotFVer­botLohnt ein Einspruch?
Nach dem Über­holen beim Einord­nen einen Über­holten behindert20 €eher nicht
Beim Über­holen
... Seitenab­stand nicht einge­halten30 €eher nicht
... Geschwindig­keit erhöht30 €eher nicht
... nicht wesent­lich schnel­ler gewesen als der zu Über­holende80 €1Hier prüfen **
... nicht wesent­lich schnel­ler gewesen als der zu Über­holende mit Sach­beschädigung.120 €1Hier prüfen **
... den nachfol­genden Verkehr ge­fährdet80 €1Hier prüfen **
Überholen auf der rech­ten Spur
... innerorts30 €eher nicht
... innerorts mit Sach­beschädigung35 €eher nicht
... außerorts100 €1Hier prüfen **
... außerorts mit Ge­fährdung anderer120 €1Hier prüfen **
... außerorts mit Sach­beschädigung145 €1Hier prüfen **
Überholen unter Nicht­beachten von Verkehrs­zeichen (VZ 276, 277)70 €1Hier prüfen **
Überholen
...am Fußgängerübergang...am Fußgän­ger­übergang80 €1Hier prüfen **
... bei unklarer Ver­kehrslage100 €1Hier prüfen **
... bei unklarer Ver­kehrslage und Überhol­verbot (VZ 276, 277, 295, 296, 297)150 €1Hier prüfen **
... bei unkla­rer Ver­kehrslage und Über­holver­bot mit Ge­fährdung250 €21 Monat & je nach Tatbegehung Geldstrafe, Führerscheinentzug und Freiheitsstrafe bis 5 Jahre gemäß § 315c StGB möglich1 M & je nach Tat­be­gehung Geld­strafe, Führer­schein­ent­zug und Freiheits­strafe bis 5 Jah­re ge­mäß § 315c StGB mög­lichHier prüfen **
... bei unkla­rer Ver­kehrslage und Über­holverbot mit Sach­beschädigung300 €21 Monat1 MHier prüfen **

Weshalb das richtige Verhalten beim Überholen so wichtig ist

Ein Überholverbot wird meist durch ein Schild angekündigt.
Ein Überholverbot wird meist durch ein Schild angekündigt.

Auch wenn das Überholen für jeden PKW-Fahrer zum Alltag gehört, ist es mit die gefährlichste Verkehrssituation. Umso schlimmer, dass viele Autofahrer beim Überholen Fehler machen oder die Verkehrsregeln zum Überholverbot missachten.

Dabei zählt das falsche Überholen zu den sieben „Todsünden“ im Straßen­verkehr, sodass der Bußgeldkatalog je nach Tathergang entsprechend harte Sanktionen vorsieht.

Doch mit welchem Bußgeld müssen Überholtäter rechnen? Wann drohen Punkte in Flensburg oder sogar ein Fahrverbot? Wann ist es erlaubt, rechts zu überholen und wie sieht der Bußgeldkatalog für falsches Überholen im Ausland aus? Worauf ist beim Überholen prinzipiell zu achten? Viele Fragen, auf die folgender Ratgeber Antworten gibt.

FAQ: Überholen

Welche Vorschriften müssen beim Überholen Beachtung finden?

Die Vorschriften zum Überholen stehen in § 5 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Demzufolge müssen Überholmanöver grundsätzlich von links stattfinden. Außerdem dürfen Sie dabei die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht aus den Augen lassen und sollten auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu anderen Verkehrsteilnehmern achten.

Wann ist das Überholen verboten?

Das Überholen ist unter anderem verboten, wenn sich eine durchgezogene Linie auf der Fahrbahn befindet oder ein entsprechendes Verkehrsschild ein Überholverbot angekündigt hat. Bei unklarer Verkehrslage sollten Sie ebenfalls auf das Überholen verzichten, da Sie ansonsten möglicherweise einen Unfall verursachen.

Welche Sanktionen drohen laut Bußgeldkatalog für falsches Überholen?

Verstoßen Sie gegen die Vorschriften zum Überholen, können gemäß Bußgeldkatalog Bußgelder zwischen 20 und 300 Euro auf Sie zukommen. Je nachdem, wie schwer der entsprechende Verstoß war, sind zusätzlich Punkte in Flensburg und Fahrverbote möglich. Detaillierte Infos zu den drohenden Konsequenzen bei falschen Überholmanövern finden Sie in dieser Tabelle.

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Im Video: Richtig überholen, so geht's!
Wie überholen Sie richtig? Das erfahren Sie auch in unserem Video zum Thema.

Überholen im Überholverbot: Analyse der Bußgelder

Das Überholen im Überholverbot ist kein Kavaliersdelikt. Je nach Schwere des Vergehens und der Situation muss der Übeltäter laut Bußgeldrechner mit einem Bußgeld, Punkten in Flensburg oder aber auch einem Fahrverbot rechnen. Um sich mit den drohenden Konsequenzen vertraut zu machen, gibt es im Folgenden eine Übersicht des Bußgeldkatalogs, der aufzeigt, welche Ahndungen bei einem illegalen Überholvorgang gemäß der Bußgeldtabelle drohen.

Definition Überholen: Was ist darunter zu verstehen?

Überholen beschreibt einen Verkehrsvorgang, bei dem ein Fahrzeug schneller an einem anderen Fahrzeug vorbeifährt, das sich in dieselbe Richtung fortbewegt. Überholen ist demnach der tatsächliche Vorgang des Vorbeifahrens auf dem selben Straßenteil an einem anderen Verkehrsteilnehmer, der sich in dieselbe Richtung bewegt oder verkehrsbedingt wartet.

Das Überholen hängt mit dem Begriff Vorbeifahren zusammen, ist aber nicht damit gleichzusetzen. Um Vorbeifahren handelt es sich, wenn das andere Fahrzeug hält oder es sich unmittelbar vor dem Stillstand befindet, nachdem es an den Bordstein herangefahren ist und einem haltenden Fahrzeug praktisch gleichsteht. Auch das aneinander Vorbeifahren in einem Mehrreihenverkehr ist kein Überholen.

Bußgeldkatalog für rechtswidriges Überholen

Wer beim einfachen Überholen im Überholverbot erwischt wird, wird mit einem Bußgeld in Höhe von 70 Euro belangt und bekommt zudem einen Punkt in Flensburg. Nicht ganz so hohe Sanktionen sieht der Bußgeldrechner beim Innerorts-Überholen auf der rechten Seite vor.

Ein rechtswidriges Überholmanöver zieht Sanktionen nach sich.
Ein rechtswidriges Überholmanöver zieht Sanktionen nach sich.

In diesem Fall liegt das Bußgeld bei 30 Euro. Wird beim Überholen dagegen der nachfolgende Verkehr gefährdet oder ist die Verkehrslage unklar, muss mit einem höheren Betrag im Bußgeld­bescheid gerechnet werden.

Das Bußgeld liegt hier schon bei 80 bis 100 Euro und obendrauf gibt es einen Punkt in Flensburg. Das waren nur einige Beispiele aus dem Bußgeld­katalog, mit unserem Bußgeld­rechner finden Sie hingegen alle Sanktionen für rechts­widriges Überholen.

Keine Lust zum Lesen? Das Überholverbot im Video erklärt

Video zum Überholverbot
Video: Wann besteht ein Überholverbot?

Allgemeine Informationen zum Überholen

Wann beginnt ein Überholmanöver?

Diese Fragestellung ist insofern interessant, da einige Autofahrer bei den vielen Verkehrsregeln gar nicht genau wissen, wann das Überholen beginnt. Entsprechend läuft man Gefahr, ein Überholverbot zu missachten und mit dem Bußgeldkatalog für rechtswidriges Überholen Bekanntschaft zu machen.

Die meisten Autofahrer denken, dass zum Überholen explizit ausgeschert werden muss – ein Irrglaube. Denn der Überholvorgang findet bereits dann statt, wenn ein Fahrzeug auf der rechten Spur bleibt und an einem anderen Fahrzeug auf der linken Spur vorbeizieht. Wer ohne Grund rechts schneller fährt als der Verkehr auf der linken Spur, überholt schon und verstößt gegen geltendes Verkehrsrecht.

Wer auf diese Weise außerorts überholt, beispielsweise auf einer Autobahn, muss mit einem Bußgeld in Höhe von 100 Euro und zusätzlich mit einem Punkt in Flensburg rechnen. Darüber hinaus kann ein illegaler Überholvorgang bzw. das Überholen im Überholverbot als grobe Fahrlässigkeit geahndet werden, bei dem im Falle eines Unfalles der Versicherungsschutz der Kaskoversicherung gefährdet ist.

Am besten sollten Sie sich die einfache Faustformel merken: Wer die Nase vorn hat, überholt bereits.

Voraussetzungen für das Überholen

Egal ob Sie innerorts oder außerorts überholen möchten, müssen stets gewisse Voraussetzungen für das Überholen erfüllt werden.

Voraussetzungen für den Überholenden

Überholen, vor allem bei Gegenverkehr, ist stets ein riskantes Fahrverhalten. Daher muss der zu Überholende auf folgende Punkte achten, damit der Überholvorgang sicher erfolgt:

Das Überholen bringt Voraussetzungen für beide Parteien mit sich.
Das Überholen bringt Voraussetzungen für beide Parteien mit sich.
  • die Fahrbahnbreite muss ausreichend groß sein (Seitenabstand bei einspurigen Fortbewegungsmitteln 1,5 Meter – beispielsweise beim Überholen von Motorrädern, Seitenabstand bei mehrspurigen Fortbewegungsmitteln 1 Meter)
  • die Geschwindigkeit muss wesentlich höher sein als beim überholten Fahr­zeug; als Faustregel gilt ein Drittel mehr Geschwindigkeit als der Überholte; der strengere Maßstab sieht eine Mehr­geschwindigkeit von 20 km/h vor, andernfalls ist der Überholvorgang abzubrechen
  • ausreichende Sicht auf den Gegenverkehr
  • der Gegenverkehr darf durch das Überholen nicht behindert oder gefährdet werden
  • der Überholte darf nicht behindert werden
  • der nachfolgende Verkehr darf beim Ausscheren nicht gefährdet werden
  • der Fahrbahnzustand darf keine Gefährdung darstellen
  • es darf kein Überholverbot geben (allgemein, aber auch für spezifische Fahrzeuggruppen; LKWs dürfen auf Autobahnen nicht in Baustellen überholen)
Voraussetzungen für den Überholten

Beim Überholen muss sich selbstverständlich auch der Überholte an einige Regeln halten:

  • die Geschwindigkeit darf nicht erhöht werden (außer bei Straßenbahnen), bei Missachtung sieht der Bußgeldkatalog ein Bußgeld in Höhe von 30 Euro vor
  • man sollte möglichst weit rechts fahren
  • der Überholende darf nicht behindert werden

An dieser Stelle sei explizit darauf hingewiesen, dass das fehlerhafte Überholen außerorts (Überholen außerhalb geschlossener Ortschaften) zu den Hauptunfallursachen zählt.

Typische Fehler beim Überholen

Zu den häufigsten Fehlern beim Überholen zählen das Rechts-Überholen auf der Autobahn, wobei eine andere Grundregel noch öfter missachtet wird. So darf immer nur dann überholt werden, wenn man übersehen kann, dass während des gesamten Überholvorgangs jegliche Form einer Behinderung des Gegenverkehrs ausgeschlossen werden kann. Und oftmals wird auch vergessen, dass man nur dann überholen darf, wenn man mit einer wesentlich höheren Geschwindigkeit als der zu Überholende fährt.

Fehler beim Überholen sollten in jedem Fall vermieden werden.
Fehler beim Überholen sollten in jedem Fall vermieden werden.

Es gibt aber noch weitere typische Fehler beim Überholen:

  • Die Geschwindigkeit des entgegen­kommenden Fahrzeugs wird unterschätzt: Es ist schwierig, die Geschwindigkeit eines entgegen­kommenden Fahrzeugs einzuschätzen. Wenn das Fahrzeug schneller als vermutet herankommt und der Überholweg nicht mehr ausreicht, befindet man sich in einem Worst-Case-Szenario. Dann am besten umgehend die Geschwindigkeit drosseln und wieder zurück auf die Fahrbahn einfädeln. Die “Flucht ins Gelände” führt in der Regel zu schweren Unfallfolgen (Baumanprall, Überschlag) und ist daher für niemanden empfehlenswert.
  • Sich an ein überholendes Fahrzeug „anhängen“: Das „Anhängen“ kann ebenfalls ganz schnell zu einer sehr kritischen und extrem gefährlichen Situation führen. Daher ist davon dringend abzuraten, denn wenn Gegenverkehr auftaucht, gibt es für den Ersten noch genügend Platz zum Einscheren, während es für den Zweiten sehr knapp werden kann. Daher sollten Sie niemals einem Überholenden blind hinterherfahren und darauf vertrauen, dass der Fahrer den Überholweg richtig eingeschätzt hat. Stattdessen den Vorausfahrenden allein überholen lassen und gegebenenfalls bei der sich nächst bietenden Situation zum sicheren Überholen ansetzen. Doch immer erst dann, wenn der Überholvorgang des ersten Fahrers abgeschlossen ist.
  • Überholmanöver an Bahnübergängen provozieren: Damit unnötige Überholmanöver vermieden werden, müssen langsamere Fahrzeuge und LKWs vor Bahnübergängen an der letzten Bake (d. h. 80 Meter vor geschlossener Schranke) anhalten und schnellere Fahrzeuge vorlassen.
  • Zu wenig Platz zum Einscheren: Gefahr beim Überholen droht auch immer dann, wenn andere Verkehrsteilnehmer nicht ausreichend Platz zum Einscheren lassen bzw. der vorgeschriebene Sicherheitsabstand nicht eingehalten wird und man förmlich Stoßstange an Stoßstange fährt. Wenn während des Überholvorgangs festgestellt wird, dass die Lücke zum Einscheren zu klein ist, dann muss das Überholen bei Gegenverkehr unbedingt abgebrochen werden.

Gefahr: In diesen Situationen nicht überholen

Generell gilt der Leitsatz, dass Sie im Zweifel NIE überholen sollten. Auch unabhängig davon, ob ein Überholverbot vorliegt oder nicht, gibt es immer wieder Situationen, in denen Sie besser von einem geplanten Überholvorgang Abstand nehmen sollten. In folgenden Situationen ist das Überholen besonders gefährlich:

In gewissen Situationen ist das Überholen verboten.
In gewissen Situationen ist das Überholen verboten.
  • Bei schlechter Sicht, Regen, Nebel oder Schneefall
  • Bei schlechter Fahrbahn (z. B. bei Schnee, Glatteis oder Aquaplaning)
  • Vor Kurven, Kuppen oder anderen unübersichtlichen Stellen
  • Bei unklarer Verkehrslage und wenn man selber nicht weiß, wie der Vorausfahrende oder Nachfolgende sich verhalten wird. Zum Beispiel wenn man Zweifel über die vorhandene Lücke zum Einscheren/Wiedereinordnen hat, oder wenn der Vorausfahrende den linken Blinker gesetzt hat (zum Überholen oder vielleicht doch zum Abbiegen?)
  • Wenn ein Überholen durch Verkehrszeichen verboten ist (Überholverbot)
  • Wenn zum Überholen eine durchgezogene Linie überquert oder eine Sperrfläche berührt werden müsste
  • Wenn ein vorausfahrender Linien- oder Schulbus mit eingeschalteter Warnblinkanlage eine Haltestelle anfährt

Überholweg und Überholsichtweite

Um sicher zu Überholen und nicht mit dem Bußgeldkatalog in Kontakt zu kommen, sollte jeder Autofahrer wissen, wie lang in etwa der Überholweg bzw. wie weit die Überholsichtweite ausfallen sollte. Folgendes Beispiel klärt auf:

Um ein Fahrzeug, das mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h unterwegs ist, mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h zu überholen, brauchen Sie eine Überholstrecke von 350 Metern. Damit der Überholvorgang gefahrlos erfolgen kann, muss die doppelte Strecke – die sogenannte „Überholsichtweite“ – einsehbar sein. In diesem Fall wären das also 700 Meter.

Überholverbote: In welchen Fällen ist Überholen immer verboten?

Überholen darf man nur, wenn man übersehen kann, dass während des gesamten Überholvorgangs eine Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist. Entsprechend herrscht bei unklarer Verkehrslage ein Überholverbot. Außerdem gibt es ein Überholverbot, wo es durch die Verkehrszeichen 276 und 277 gekennzeichnet ist.

Zudem dürfen Linienbusse und Schulbusse, die mit eingeschalteter Warnblinkanlage an Haltestellen stehen, nicht überholt werden. Im Straßenverkehr gibt es noch weitere Situationen, in denen das Überholen immer verboten ist:

  • An Fußgängerüberwegen
  • An unübersichtlichen Straßenstellen

Überholverbot an unübersichtlichen Straßenstellen

Andere Verkehrsteilnehmer im Gegenverkehr oder aus einer anderen Straße können an unübersichtlichen Straßenstellen „plötzlich“ auftauchen. Wenn Sie an solchen Straßenstellen ein anderes Fahrzeug überholen, besteht die Gefahr, dass Sie dieses Fahrzeug eventuell zu spät erkennen und nicht mehr rechtzeitig anhalten können. Ein Zusammenstoß oder Unfall wäre in dieser Situation nicht mehr zu vermeiden, weswegen an diesen gefährlichen Stellen ein striktes Überholverbot gilt.

Überholverbot an Fußgängerüberwegen

An Fußgängerüberwegen herrscht ein Überholverbot.
An Fußgängerüberwegen herrscht ein Überholverbot.

Fußgängern muss das sichere Überqueren der Fahrbahn ermöglicht werden. Hierfür gibt es kenntlich gemachte Fußgänger­überwege. Beim Überholen an Fußgängerüberwegen kann es passieren, dass Fußgänger durch das überholte Fahrzeug verdeckt werden.

Die Fußgänger würden beim Überholen „plötzlich“ auf dem Fußgängerüberweg auftauchen und da in dieser Situation der Bremsweg viel zu lang ist, wäre ein Unfall sehr wahrscheinlich.

Falsches Überholen: Eine Todsünde im Straßenverkehr

Im Straßenverkehr gibt es sieben Verhaltensweisen, die besonders gefährlich sind, weswegen man sie auch als die „sieben Todsünden im Straßenverkehr“ bezeichnet. Falsches Überholen oder Überholen im Überholverbot gehört dazu und stellt ein ordnungswidriges Verhalten dar, das laut Bußgeldkatalog mit einem Bußgeld und gegebenenfalls mit Punkten in Flensburg oder sogar einem Fahrverbot geahndet wird.

Die sieben Todsünden im Straßenverkehr: Übersicht

Um eine Todsünde im Straßenverkehr handelt es sich, wenn ein Verkehrsteilnehmer

  1. die Vorfahrt nicht beachtet,
  2. falsch überholt oder sonst bei Überholvorgängen falsch fährt,
  3. an Fußgängerüberwegen falsch fährt,
  4. an unübersichtlichen Stellen, an Straßenkreuzungen, Straßeneinmündungen oder Bahnübergängen zu schnell fährt,
  5. an unübersichtlichen Stellen nicht die rechte Seite der Fahrbahn einhält,
  6. auf Autobahnen oder Kraftfahrstraßen wendet, rückwärts oder entgegen der Fahrtrichtung fährt bzw. dies versucht oder
  7. haltende oder liegengebliebene Fahrzeuge nicht aus ausreichender Entfernung kenntlich macht, obwohl das zur Sicherung des Verkehrs erforderlich ist.

Kommen zum Fehlverhalten des Fahrers noch weitere innere oder äußere Merkmale hinzu, kann aus der Ordnungswidrigkeit schnell eine Straftat werden. Als innere Voraussetzung muss der Täter grob rücksichtslos und verkehrswidrig gehandelt haben, während es bei äußeren Merkmalen bei einer der aufgeführten Todsünden zu einer konkreten Gefährdung von Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremder Sachen von bedeutendem Wert gekommen ist.

In bestimmten Verkehrssituationen ist es erlaubt, rechts zu überholen.
In bestimmten Verkehrssituationen ist es erlaubt, rechts zu überholen.

Wann ist rechts überholen erlaubt?

Laut Verkehrsrecht darf auf den Straßen grundsätzlich nur links überholt werden.

Doch wie so oft gibt es auch hierbei Ausnahmeregelungen, sodass das Rechts-Überholen unter bestimmten Umständen erlaubt oder sogar zwingend ist. Wann darf man rechts überholen? Wann liegt kein Verstoß gegen die StVO vor?

Möchten Sie ein Fahrzeug auf der rechten Spur legal überholen, kommt es zunächst darauf an, ob das Überholmanöver innerhalb oder außerhalb einer geschlossenen Ortschaft (innerorts/außerorts) erfolgen soll.

Rechts überholen innerorts: Wann ist es erlaubt?

  • Wenn innerorts für PKWs und LKWs bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht und Motorräder mehrere Fahrstreifen (mindestens zwei markierte Fahrstreifen für eine Fahrtrichtung) vorhanden sind, dürfen PKW-Fahrer den Fahrstreifen frei wählen und dabei auf der rechten Spur durchaus auch schneller fahren, als Fahrzeuge auf der linken Spur.
  • Zudem liegt kein Überholverbot vor, wenn man sich beispielsweise mit einer konstanten Geschwindigkeit auf der rechten Fahrspur fortbewegt und der Fahrer auf der linken Spur seine Geschwindigkeit reduziert. In dieser Situation ist es erlaubt, das links fahrende Auto mit gleichbleibendem Tempo zu überholen. Nach einigen Metern ist es unter diesen Voraussetzungen sogar gestattet, links einzuscheren.
  • Auch in Bereichen, in denen der Verkehr durch Ampeln geregelt wird, darf man rechts überholen.
  • Das trifft auch dann zu, wenn Pfeile, die nebeneinander auf dem Fahrstreifen angebracht sind, in verschiedene Richtungen weisen.
  • Zudem müssen Linksabbieger, die sich zum Abbiegen auf der Fahrstreifenmitte eingeordnet haben, rechts überholt werden, auch wenn keine Fahrstreifenmarkierungen vorhanden sind. Selbstverständlich nur mit der nötigen Vorsicht und Aufmerksamkeit.
  • Rechts überholen ist auch dann erlaubt, wenn eine Straßenbahn passiert werden soll. Diese darf laut StVO ohnehin nur rechts überholt werden, außer in Einbahnstraßen oder wenn die Schienen ganz rechts verlegt sind.

Rechts überholen außerorts: Wann ist es erlaubt?

Aber auch außerorts darf man rechts überholen, wenn folgende Situationen gegeben sind:

Auf Beschleunigungsstreifen dürfen Sie rechts überholen.
Auf Beschleunigungsstreifen dürfen Sie rechts überholen.
  • Bei zähflüssigem Verkehr (bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h) oder Stau, insofern die Fahrzeuge auf der rechten Seite nicht mehr als 20 km/h schneller fahren als die Fahrzeuge auf der linken Fahrspur.
  • Eine weitere Ausnahmesituation in der das Rechts-Überholen erlaubt ist, stellen die Beschleunigungsstreifen (aber nicht auf dem Verzögerungsstreifen) von Autobahnen dar. Diese gelten als eigenständige Fahrstreifen, voraus­gesetzt die abgehenden Fahrstreifen sind mit einer breiten Leitlinie getrennt. Wer auf die Autobahn auffahren will, darf links fahrende Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit auch rechts überholen.
  • Gleiches gilt auch für Rechtsabbieger in Autobahnkreuzen, wobei es untersagt ist, beim Verlassen der Autobahn zu beschleunigen.

Es muss jedoch beachtet werden, dass nicht in allen Situationen das Rechts-Überholen toleriert wird. So wäre es beispielsweise ein rücksichtsloses und zugleich gefährliches Verhalten, wenn Sie im Bereich einer Beschleunigungsspur kurz auf den rechten Fahrstreifen (die Beschleunigungsspur) wechseln, um dann den linken Fahrer zu überholen und gleich nach dem Überholvorgang wieder links einzuscheren. Es kommt darauf an, dass Sie die Ausnahmen für das Rechts-Überholen nicht missbrauchen, um schneller im Verkehr vorwärts zu kommen.

Rechts überholen: Welche Strafe droht?

Ist keine der eben genannten Situationen gegeben und wird dennoch rechts überholt, handelt es sich um einen klassischen Fall von Überholen im Überholverbot. Wer erwischt wird, bekommt laut Bußgeldkatalog beim Rechts-Überholen innerorts ein Verwarnungsgeld in Höhe von 30 Euro auferlegt, beim Rechts-Überholen außerorts erfolgen ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro sowie ein Punkt in Flensburg.

Besonders auf Autobahnen wird das illegale Rechts-Überholen streng geahndet, da das Fehlverhalten aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, die gefahren werden, dort besonders gefährlich ist. Abgesehen von den Ahndungen, die der Bußgeldkatalog beim Überholen im Überholverbot vorsieht, kann das Rechts-Überholen auch versicherungsrechtlich als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden. Sollte es zu einem Unfall kommen, kann der Versicherungsschutz gegebenenfalls entfallen und Schäden am eigenen Auto müssen dann selber getragen werden.

Neben den Sanktionen aus dem Bußgeldkatalog, die für das Rechts-Überholen fällig werden, ist es vor allem für die Fahrer des überholten Fahrzeugs auf der linken Spur sehr gefährlich. Wie Untersuchungen ergeben haben, ist bereits jeder vierte Verkehrsteilnehmer durch regelwidriges Rechts-Überholen in eine gefährliche Situation geraten.

Auf der Landstraße überholen: Tipps für richtiges und sicheres Überholmanöver

Worauf ist beim Überholen auf der Landstraße zu achten?
Worauf ist beim Überholen auf der Landstraße zu achten?

Als Autofahrer wird man früher oder später auch über Landstraßen fahren und zwangsläufig mit einem Überholmanöver konfrontiert.

Wenn es kein Überholverbot gibt, können langsam vorausfahrende Fahrzeuge freilich überholt werden, wobei das Überholen auf Landstraßen sehr häufig mit einem großen Risiko verbunden ist. Daher ist es ratsam, sich an folgende Regeln und Tipps zu halten, um ein sicheres Überholen zu gewährleisten.

Auf der Landstraße überholen: Was ist zu beachten?

In Deutschland gibt es sehr viele Zwei-Streifen-Landstraßen, wobei das Überholen in diesem Bereich mit zu den schwierigsten Fahrmanövern gehört, die man als Autofahrer zu bewerkstelligen hat. Daher gilt es, beim Überholen auf der Landstraße einige Dinge zu beachten:

  • Bevor man zum Überholen ansetzt, muss man sich unbedingt einen genauen Überblick über die vorherrschenden Bedingungen verschaffen. Dazu gehören, die Länge des vorderen (zu überholenden) Fahrzeugs zu kontrollieren und zugleich zu überprüfen, ob der Platz für den Überholvorgang ausreicht. Beim leisesten Zweifel ist vom Überholen dringend abzuraten und man wartet am besten, bis sich eine bessere, komfortablere Situation ergibt.
  • Darüber hinaus muss auch der Verkehr im Rückspiegel beobachtet werden, da es durchaus sein kann, dass ein Fahrzeug von weiter hinten gleich mehrere Fahrzeuge überholen will. Daher unbedingt rechtzeitig vor dem Überholen einen Blick in den Rückspiegel werfen. Dabei den toten Winkel nicht vergessen.
  • Wer beispielsweise einen LKW auf der Landstraße überholen will, sollte eine Überholsichtweite von 600 Metern haben. Das rät der ADAC. Bei einem Traktor liegt die Überholsichtweite dagegen bei 300 Meter. Es ist darauf zu achten, dass der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug gerade in einer Kurve groß genug ist, damit man rechtzeitig den Gegenverkehr erkennen kann.
  • Vor dem Überholen auf einer Landstraße wird der Blinker gesetzt und dann zügig ausgeschert. Die Geschwindigkeit sollte 20 bis 30 km/h schneller sein als die des zu überholenden Fahrzeugs. Wobei man natürlich auch beim Überholen nicht die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit überschreiten darf. Wer in solch einer Situation geblitzt wird, macht Bekanntschaft mit dem Bußgeldkatalog für Geschwindigkeitsüberschreitungen.
  • Beim Überholen immer genügend Seitenabstand zum Fahrzeug lassen, damit der Überholvorgang sicher durchgeführt werden kann.
  • Wenn mehrere Fahrzeuge überholt werden, ist auf zusätzliches Beschleunigen zu verzichten. Schließlich besteht immer die Gefahr, dass es zu einem plötzlich eintretendem Ereignis kommt wie beispielsweise aufkommender Gegenverkehr. Dann besteht die Gefahr, dass nicht mehr rechtzeitig reagiert werden kann.
  • Durch Betätigung des Blinkers wird das Ende des Überholmanövers angekündigt. Bevor wieder auf die Fahrbahn eingeschert wird, sollte der Abstand zum gerade überholten Fahrzeug mindestens 20 Meter betragen.

Faires Verhalten des überholten Fahrers

Der Blick in den Rückspiegel ist beim Überholen von zentraler Wichtigkeit.
Der Blick in den Rückspiegel ist beim Überholen von zentraler Wichtigkeit.

Doch natürlich wird man auch selber auf einer Landstraße überholt. In diesem Fall sollte man es demjenigen, der einen überholt, möglichst leicht machen. Das heißt natürlich nicht, dass man bewusst auf die Bremse tritt, damit man schneller überholt werden kann. Doch um das Überholen auf der Landstraße anderen zu erleichtern, sollte man möglichst weit rechts fahren.

Zudem kann man an einer geeigneten Stelle für ein Überholmanöver die Geschwindigkeit drosseln, so dass der andere Fahrer zügig an einem vorbeifahren kann und so die stets mitfahrende Gefahr beim Überholmanöver auf der Landstraße minimiert wird. Darüber hinaus unterliegt der Überholende auch gewissen Pflichten. So darf er, wenn er überholt wird, die Geschwindigkeit nicht erhöhen.

Auf Autobahn überholen: Tipps für richtiges und sicheres Überholmanöver

Viele Autofahrer empfinden das Fahren auf der Autobahn als puren Stress. Kein Wunder, herrscht doch mitunter ein sehr rücksichtsloser und egoistischer Umgangston. Angesichts der höheren Geschwindigkeiten jenseits der 100 km/h-Grenze daher auch nicht gerade ein ungefährliches Terrain. Dennoch wird jeder Autofahrer früher oder später auf der Autobahn fahren und hier wird man permanent mit dem Überholen konfrontiert.

Doch wie funktioniert sicheres Überholen auf der Autobahn? Zwar lässt sich das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer immer sehr schwer einschätzen, aber nichtsdestotrotz gibt es ein paar wichtige Tipps, an die man sich beim Überholvorgang auf einer Autobahn dringend halten sollte.

Auf der Autobahn überholen: Worauf ist zu achten?

  • Das A und O ist, dass man den Verkehr hinter sich immer im Blick hat. Wer auf der Autobahn überholen will, sollte daher schon rechtzeitig einen prüfenden Blick in den Rückspiegel werfen.
  • Bevor die Spur gewechselt wird, muss man absolut sicher sein, dass durch das eigene Ausscheren kein schnellerer Hintermann gefährdet oder gar zum Bremsen gezwungen wird. Viele Autofahrer unterschätzen dabei die Geschwindigkeit von vermeintlich weit weg befindlichen Fahrzeugen sowie die benötigte Strecke bzw. Zeit für das Überholen. Im Zweifelsfall ist es klüger zu warten, bis sich eine bessere Situation ergeben wird.
  • Wer überholen will, muss den geplanten Überholvorgang auch durch Blinken und somit den anderen Verkehrsteilnehmer sichtbar ankündigen. Um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu irritieren, sollte man den Blinker aber nicht zu früh setzen.
  • Auf der Autobahn gilt generell das Rechtsfahrgebot. Das bedeutet, dass man zügig überholt und danach zurück auf die rechte Spur wechselt. Aber keinesfalls zu früh, da sonst der Sicherheitsabstand zum überholten Fahrzeug möglicherweise verletzt wird. Für solch ein fehlerhaftes Überholen sieht der Bußgeldkatalog entsprechende Sanktionen vor. In diesem Fall gibt es laut Bußgeldtabelle ein Bußgeld in Höhe von 20 Euro. Viel schlimmer als das Bußgeld ist jedoch die davon ausgehende Gefahr, zumal es durchaus zu schweren Unfällen kommen kann. Man sollte beim Überholen auf der Autobahn immer erst dann wieder auf die rechte Spur zurückfahren, wenn das überholte Fahrzeug im Rückspiegel zu erkennen ist.

Drängeln und rechts überholen als große Gefahren

Drängler, die einen Überholvorgang provozieren, stellen eine große Gefahr dar.
Drängler, die einen Überholvorgang provozieren, stellen eine große Gefahr dar.

Auch wenn auf der Autobahn das Rechtsfahrgebot herrscht, kommt es immer wieder vor, dass sich ein langsameres Fahrzeug auf der linken Spur befindet und den Verkehrsfluss behindert.

Sicher kein schönes Szenario, aber dennoch darf der Hintermann niemals drängeln. Ein zu dichtes Auffahren mit Missachtung des Sicherheitsabstands (mindestens halber Tachowert in Metern) und die Benutzung der Lichthupe, können schnell zu einer Nötigung werden.

Für solch ein gefährliches Verhalten sieht der Bußgeldkatalog hohe Bußgelder und Punkte in Flensburg vor, zudem droht ein Fahrverbot.

Rechts zu überholen ist auf der Autobahn laut StVO streng verboten. Wobei es aber Ausnahmen gibt. So darf man rechts überholen und schneller fahren, wenn sich auf der linken Fahrspur eine Kolonne gebildet hat oder wenn man sich bei der Auffahrt auf dem Beschleunigungsstreifen befindet.

Ein Sonderfall für das Überholen auf der Autobahn ist gegeben, wenn bei drei Fahrspuren gleichzeitig ein Auto von der linken und ein Auto von der rechten in die mittlere Fahrspur fahren wollen. Vor allem bei Einfahrten kommt es oft zu solchen Situationen. In diesem Fall gilt nicht “Rechts vor Links”, wobei es aber auch keine eindeutige Lösung gibt, wenn keiner der beiden Fahrer einen deutlichen Vorsprung hat. In diesem Fall müssen sich die Fahrer per Blickkontakt oder gegebenenfalls mittels Lichthupe untereinander verständigen.

Video: So überholt Ihr Fahrradfahrer!

Wir erklären euch, wie man richtig Fahrradfahrer überholt!
Wir erklären euch, wie man richtig Fahrradfahrer überholt!

Radfahrer überholen: Tipps für richtiges und sicheres Überholmanöver

Immer wieder geraten Autofahrer und Radfahrer im Straßenverkehr aneinander – zumindest auf der verbalen Schiene. Es gibt immer wieder Situationen, in denen Autofahrer Radfahrer überholen wollen oder müssen. Wenn der seitliche Sicherheitsabstand ausreichend groß ist, so dass der Radfahrer nicht gefährdet wird, ist ein Überholen möglich. Dennoch gibt es sowohl für Autofahrer als auch Radfahrer beim Thema Überholen einige wichtige Regeln, die es zusätzlich zu beachten gilt.

Radfahrer überholen: Wie groß ist der Mindestabstand?

In Deutschland gibt es laut Verkehrsrecht einen explizit vorgeschriebenen Mindestabstand beim Überholen von Radfahrern. Das verdeutlicht folgendes Zitat aus der StVO (§ 5 Absatz 4 StVO):

[…] Beim Überholen muss ein ausreichender Seitenabstand zu den anderen Verkehrsteilnehmern eingehalten werden. Beim Überholen mit Kraftfahrzeugen von zu Fuß Gehenden, Rad Fahrenden und Elektrokleinstfahrzeug Führenden beträgt der ausreichende Seitenabstand innerorts mindestens 1,5 m und außerorts mindestens 2 m. An Kreuzungen und Einmündungen kommt Satz 3 nicht zur Anwendung, sofern Rad Fahrende dort wartende Kraftfahrzeuge nach Absatz 8 rechts überholt haben oder neben ihnen zum Stillstand gekommen sind. […]”

Wie das obige Zitat zeigt, beziehen sich die gesetzlichen Angaben zum seitlichen Mindestabstand jedoch ausschließlich auf Radfahrer, Fußgänger und Fahrer von E-Scootern. Der Abstand, den Sie zu den übrigen Verkehrsteilnehmern beim Überholen einhalten müssen, ergibt sich aus den Werten, die sich mit den Jahren in der Rechtsprechung etabliert haben. Zusammengefasst müssen Sie sich beim Überholen je nach Verkehrsteilnehmer an folgende Seitenabstände halten:

  • 1,5 Meter (innerorts) bzw. 2 Meter (außerorts) bei Radfahrern, Fußgängern und Elektrokleinstfahrzeugen (gemäß § 5 Absatz 4 Satz 4 StVO gilt Letzteres nicht, wenn Fahrradfahrer wartende Kfz an Kreuzungen rechts überholen oder sich daneben stellen)
  • 2 Meter bei wartenden Linien- und Schulbussen
  • 1 Meter bei mehrspurigen Kfz (Pkw)
  • 1,5 Meter bei einspurigen Kfz (Motorrad)

Wenn die Verkehrssituation solch einen seitlichen Abstand zulässt, können Sie einen Überholvorgang einleiten, andernfalls sollten Sie jedoch davon absehen. Darüber hinaus sollten Sie als Autofahrer auch stets auf entgegenkommende Radfahrer achten und entsprechend einen ausreichenden Abstand einhalten.

Wenn Sie einen Fahrradfahrer mit dem Auto überholen, sollten Sie besonders vorsichtig sein.
Wenn Sie einen Fahrradfahrer mit dem Auto überholen, sollten Sie besonders vorsichtig sein.

Radfahrer überholen: Worauf ist zu achten?

  • Seitlicher Mindestabstand zum Radfahrer sollte zwischen 1,5 und 2 Meter betragen.
  • LKWs sollten etwas mehr Abstand halten als PKWs.
  • Auf Witterung und Fahrbahnbeschaffenheit achten. So ist beispielsweise bei unebener Fahrbahn oder Glatteis zusätzliche Vorsicht geboten.
  • Fällt der Abstand zu gering aus und fühlt sich der Radfahrer verunsichert oder bedroht, kann dem Autofahrer in solch einem Fall sogar ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr zur Last gelegt oder Nötigung vorgeworfen werden.
  • Besondere Vorsicht gilt bei Kindern bzw. wenn auf dem Fahrrad ein Kind transportiert wird. Hier sollte der Mindestabstand nicht weniger als 2 Meter betragen.
  • Auf alles vorbereitet sein: Es kann immer passieren, dass Radfahrer ein unvorhersehbares Manöver machen, etwa wenn der Radfahrer durch ein plötzlich auftauchendes Hindernis wie ein Schlagloch zum Ausweichen gezwungen wird.

Radfahrer müssen auch Rücksicht nehmen

Aber auch Radfahrer müssen aufpassen, wenn sie von einem Auto überholt werden. Sie sind verpflichtet, schnelleren Fahrzeugen das Überholen zu ermöglichen und somit Konfliktsituationen weitestgehend zu entschärfen. Hat sich hinter dem Radfahrer eine Kolonne von mindestens drei schnelleren Fahrzeugen gebildet und ist es absehbar, dass auf längere Zeit ein Überholvorgang (bspw. aufgrund starken Gegenverkehrs) nicht möglich sein wird, muss er laut StVO an der nächsten geeigneten Stelle anhalten und die Fahrzeuge passieren lassen.

Bußgelder im Ausland: Überholen im Überholverbot

Andere Länder, andere Sitten: Das trifft auch auf das Verkehrsrecht zu! Dabei ist natürlich auch im Ausland im Verkehrsrecht für verschiedene Verkehrssituationen ein Überholverbot verankert, die sich aber im Grunde genommen denen der StVO ähneln. Größere Unterschiede offenbart dagegen der Blick in den Bußgeldkatalog für das Überholen im Überholverbot.

Die Spannweite der Bußgelder für einen Überholverstoß ist sehr breit gefächert, wobei Norwegen mit Abstand der Spitzenreiter ist. Hier fängt die Bußgeldtabelle für Überholen im Überholverbot bei satten 630 Euro an. In Österreich liegt das Bußgeld dagegen zwischen 70 und 145 Euro, während man in Spanien im schlimmsten Fall mit bis zu 300 Euro zur Kasse gebeten werden kann.

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der verschiedenen Bußgelder für das europäische Ausland:

Land für den BußgeldbescheidStrafe für Überholen trotz Überholverbot
Belgienab 165 Euro
Bulgarienab 25 Euro
Dänemark270 Euro
Finnlandab 10 Tagessätze
Frankreichab 135 Euro
Griechenlandab 350 Euro
Großbritannienab 120 Euro
Irlandab 80 Euro
Italienab 85 Euro
Luxemburg145 Euro
Niederlande230 Euro
Norwegen630 Euro
Österreichab 70 Euro
Polenab 60 Euro
Portugalab 120 Euro
Schwedenab 280Euro
Slowakei150 Euro
Spanienab 200 Euro
Tschechienab 200 Euro
Türkeiab 60 Euro
Ungarnbis 325 Euro

(Quelle: ADAC)

Statistik: Verkehrsunfälle durch falsches Überholen

Vor allem auf der Autobahn führt falsches Überholen oft zum Unfall.
Vor allem auf der Autobahn führt falsches Überholen oft zum Unfall.

Gerade auf Landstraßen führen gefährliche Überholmanöver zu schweren Unfällen, die nicht selten mit schweren Personen­schäden oder gar Todesfolgen in Verbindung stehen.

Nach einer Einschätzung des ADAC sind jedes Jahr bis zu 400 Verkehrstode durch gefährliches Überholen zu beklagen, was oft mit dem Überschreiten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit einhergeht. Das ist im Schnitt ein Toter pro Tag!

Wie gefährlich zu schnelles Fahren und riskante Überholmanöver auf einer Landstraße sind, dürfte und sollte jedem Verkehrsteilnehmer bekannt sein. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes, ereigneten sich 2012 allein rund 60 Prozent aller tödlichen Unfälle auf Landstraßen. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der Wert auf dem gleichen Niveau. So haben 2.441 von insgesamt 4.009 Unfalltoten ihr Leben bei einem Landstraßenunfall gelassen. Hauptgrund sind zwar unangemessene Geschwindigkeiten, doch riskante Überholmanöver zählen ebenfalls zu den größten Ursachen für schwere Unfälle.

Mit Tempoüberwachungsanlagen, Überholverboten und Überholstreifen könnte man allerdings die Verkehrssicherheit auf den Landstraßen steigern, wie die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) mitteilt.

Jedem PKW-Fahrer sei ans Herz gelegt, das Tempolimit stets einzuhalten, die Geschwindigkeit und das Fahrverhalten den Witterungsbedingungen anzupassen und keine gefährlichen Überholmanöver zu riskieren. Ganz egal, ob Sie auf der Landstraße, der Autobahn oder innerhalb geschlossener Ortschaften fahren.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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Bußgeldrechner Überholen

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