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Führerschein im Alter abgeben: Autoverbot für Senioren?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Senioren den Führerschein entziehen – Ist das nötig?

Müssen Senioren ihren Führerschein im Alter abgeben?
Müssen Senioren ihren Führerschein im Alter abgeben?

Busse, Bahnen, Autos, Menschen – all das bewegt sich im typischen Großstadttrubel unermüdlich hin und her. Während diese Dynamik für junge Menschen spannend und anziehend ist, fühlen sich Senioren häufig schlichtweg überfordert von all den Eindrücken. Sie sehnen sich dann nach ruhigeren Gegenden und ziehen in ländliche Gebiete.

Doch diese Beschaulichkeit geht oft auch mit einem schlechteren Verkehrsnetz einher. Ohne eigenes Auto können Supermarkt oder Arzt nicht ohne weiteres aufgesucht werden. Das Stückchen mobile Freiheit soll zudem auch im Alter nicht verloren gehen. Solange die Anforderungen des Straßenverkehrs bewältigt werden können, spricht auch nichts dagegen. Aber was ist, wenn ein sicheres Navigieren nicht mehr möglich ist? Müssen die Besitzer ihren Führerschein im Alter dann abgeben?

Im folgenden Ratgeber informieren wir Sie über den Führerscheinentzug im Alter. Gibt es vielleicht eine Vorschrift, wonach Senioren den Führerschein abgeben müssen wegen ihrem Alter? Warum stellen ältere Menschen überhaupt eine Gefahr im Straßenverkehr dar? Wir klären auf!

FAQ: Fahrverbot für Senioren

Gibt es überhaupt ein Fahrverbot für Senioren?

Nein. Niemand muss nur aufgrund seines Alters seinen Führerschein abgeben. Denn allein das Alter beeinträchtigt noch nicht die Fahreignung eines Menschen.

Welche Faktoren können die Fahreignung beeinträchtigen?

Bestimmte körperliche, gesundheitliche oder geistige Beeinträchtigungen können die Fahreignung entfallen lassen, etwa wenn jemand kaum noch etwas sehen kann.

Wann müssen Senioren ihren Führerschein abgeben?

Zeigt ein Fahrer bestimmte körperliche oder geistige Ausfallerscheinungen, so kann eine Entziehung des Führerscheins gerechtfertigt sein – im Interesse der Verkehrssicherheit. Das ist aber immer eine Einzelfallentscheidung.

Immer wiederkehrendes Streitthema: Fahrverbot für Senioren

In der Vergangenheit wurden wiederholt Stimmen laut, die sich dafür aussprechen, dass betagte Verkehrsteilnehmer den Führerschein im Alter abgeben sollen. Es wird dann lautstark ein pauschales Fahr- oder Autoverbot für Senioren gefordert. Doch gemeint ist damit in aller Regel tatsächlich die Entziehung der Fahrerlaubnis.

Bei dem Fahrverbot handelt es sich um eine temporäre Maßnahme. Der Autofahrer gibt sein Ausweisdokument für einen gewissen Zeitraum ab und erhält es nach Ablauf dieser Frist automatisch zurück. Beim Führerscheinentzug geht nicht nur das Dokument, sondern die Berechtigung, ein Auto zu führen, als solche verloren. Hier muss gegebenenfalls der Führerschein neu beantragt werden, wenn der Betreffende wieder hinter dem Steuer sitzen möchte.

Wann ist der Lappen weg?

Die Behörde kann den Führerschein abnehmen, wenn alte Menschen nicht mehr geeignet sind, ein Fahrzeug sicher zu führen.
Die Behörde kann den Führerschein abnehmen, wenn alte Menschen nicht mehr geeignet sind, ein Fahrzeug sicher zu führen.

Ein Führerscheinentzug – ob altersbedingt oder nicht – ist typischerweise Folge begründeter Zweifel an der Fahreignung einer Person. Gerade wenn Alkohol oder Drogen am Steuer festgestellt wurden, kann diese Sanktion erfolgen.

Prinzipiell rechtfertigen körperliche, geistige, aber auch charakterliche Mängel einen Führerscheinentzug. Senioren sind davon unter Umständen ebenso betroffen wie jüngere Autofahrer. Muss ein Verkehrsteilnehmer seinen Führerschein im Alter abgeben, sind oft körperliche Defizite, beispielsweise bedingt durch Krankheiten, ausschlaggebend.

Doch nicht jeder Mensch altert gleich. Auch die gesundheitlichen Einschränkungen sind stets individuell. Ein universelles Verbot, wonach Senioren ihren Führerschein altersbedingt abgeben müssen, existiert daher nicht. Damit würden sonst automatisch Personen diskriminiert, die durchaus noch fahrtauglich sind. Nichtsdestotrotz stellen betagte Autofahrer eine Gefahr im Straßenverkehr dar. Laut der Deutschen Verkehrswacht trugen im Jahr 2015 zwei Drittel der über 64-jährigen Unfallbeteiligten die Hauptschuld an dem Kfz-Schadensfall.

Medikamente im Straßenverkehr

Nicht selten sind ältere Menschen auf Tabletten angewiesen – das bringt der natürliche Alterungsprozess in der Regel so mit sich. Gerade dieser Punkt kann im Straßenverkehr kritisch werden, da sich manche Medikamente auf das Autofahren negativ auswirken können. Müdigkeitserscheinungen oder andere Nebenwirkungen führen zu einer Fahruntüchtigkeit, welche die eigene und die Verkehrssicherheit der anderen Autofahrer gefährdet.

Wer permanent auf die Einnahme starker Medikamente angewiesen ist, sollte mit seinem Arzt besprechen, ob er seinen Führerschein im Alter besser abgeben solle.

Der Einzelfall entscheidet

Grundsätzlich muss kein Autofahrer ohne Grund seinen Führerschein abgeben. Im Alter können aber körperliche oder geistige Ausfallerscheinungen eine solche Entziehung rechtfertigen. Zweifelt die Behörde aufgrund eines Auffahrunfalls oder Ähnlichem die Fahreignung eines Rentners gemäß § 11 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) an, kann eine medizinische Untersuchung angeordnet werden. Dabei wird besonderes Augenmerkt auf diese Aspekte gelegt:

  • Sehvermögen
  • Hörfähigkeiten
  • psychische und nervliche Gesundheit

Werden in einem dieser Punkte Defizite festgestellt, muss der Betreffende unter Umständen seinen Führerschein im Alter abgeben. Der Gefahr, welcher sich nicht mehr fahrtüchtige Personen auf der Straße aussetzen, sind sie sich häufig nicht bewusst. Dabei kann ein körperlicher oder geistiger Mangel schnell zu Verstößen der Vorfahrt führen. Lenk-, Abbiege- oder Abstandsfehler treten teilweise vermehrt auf und münden im Ernstfall in einen Unfall.

Auch im hohen Alter noch sicher hinterm Steuer

Nehmen Sie regelmäßig Medikamente, fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie Ihren Führerschein im Alter abgeben sollten.
Nehmen Sie regelmäßig Medikamente, fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie Ihren Führerschein im Alter abgeben sollten.

Grundsätzlich sollte jeder Verkehrsteilnehmer, egal in welchem Alter, selbstkritisch sein und seine Fahrweise reflektieren. Geschehen vermehrt kleine Fehler und kritische Situationen, sollte der Betreffende erwägen, das Auto künftig stehen zu lassen oder gar aus eigenem Wunsch den Führerschein abzugeben. Hilfreich kann es auch sein, mit Freunden oder Verwandten eine Runde zu fahren und diese die eigene Fahrtüchtigkeit beurteilen zu lassen.

Einige Fahrschulen oder Institute wie der TÜV oder der ADAC bieten spezielle Kurse und Trainings für Senioren an. Dort finden Sie heraus, ob es besser wäre, wenn Sie Ihren Führerschein im Alter freiwillig abgeben, oder ob Sie noch problemlos selbst mit dem Auto fahren können.

Über technische Hilfsmittel wie Einparkhilfen oder ein Automatikgetriebe kann für mehr Fahrsicherheit gesorgt werden. Jedoch vermag es auch die raffinierteste Technik nicht, Konzentrations-, Orientierungs- oder Reaktionsprobleme auszugleichen.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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49 Kommentare

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  1. Simone
    Am 30. September 2019 um 11:23

    Ein Auto muss alle zwei Jahre zum TÜV. Wieso kann so etwas nicht für Ältere gelten? Es hilft nichts, ihnen den Führerschein dann zu entziehen, wenn sie schon jemanden totgefahren haben oder Menschen derart verletzt, dass sie ein Leben lang eingeschränkt sind. Ich finde auch nicht, dass man jedem Senioren direkt ab 70 die Fahrerlaubnis entziehen sollte, aber wie schon im oberen Text beschrieben gibt es immer mehr Unfälle, bei denen die Hauptschuld leider eben jener Personengruppe zuzuschreiben ist. Hier muss dringend etwas passieren in meinen Augen, denn wie ebenfalls beschrieben, ist in dieser Hinsicht nicht jeder einsichtig und fährt dann so lange, bis ein Unglück passiert ist; manchmal mit leichteren, manchmal doch gravierenderen Folgen. Und wie gut das Prinzip Freiwilligkeit funktioniert, sehen wir ja schon beim Thema Lebensmittel und Tierhaltung…

  2. luis
    Am 30. August 2019 um 21:15

    ich habe einen frage kann einen alteren mann bei 75 jahren den Führerschein lappen etzogen werden wenn er nicht mehr richt ruckwerts fährt mehr platz benötig beim Auto rangieren ich habe so einen Nachbarn und der wir immer schlimmer beim fahren ich merke dass er mehr platz benötig braucht bei Auto fahren kann nicht richtig reagieren und wir einen grösse Gefahr nicht nur im strassen verkehr als auch beim seinen nachbarnen da er vieles übersieht auch wenn Kinder im Hof steht kaqnn er nicht richtig reagieren bzw ignirieres und einen maal hätte mich fast überfahren dass heisste er fahrt schon oft im hoff oder aus der rausfahren mit einen starken geschwiedigkeit so laut seinen lappen weg und am besten sollte er zu fuss laufen wäre für alle sicher wass meinte ihr danke

    • Legastheniker
      Am 8. Oktober 2021 um 20:56

      Ich meine, dass es an der Zeit ist, mehr für die Rechtschreibung zu tun.

  3. Anne-Eva
    Am 25. Juli 2019 um 19:36

    Hallo! Wie ist die Rechtslage in folgendem Fall:
    Einem Mitte 70-jährigem, dementen Mann wird vom Arzt ein Fahrverbot auferlegt, da alles andere unverantwortlich wäre. Allerdings ist der alte Herr so starrsinnig, dass er das für Quatsch hält und weiter fahren will.
    Was passiert wenn er fahren würde und einen Unfall verursacht? Greift in dem Fall noch die Veesicherung, wenn ein Arzt irgendwo vermerkt hat dass der Herr nicht mehr fahren soll?
    Was passiert in der selben Situation wenn der Führerschein bereits entzogen wäre? Würde die Versicherung dann noch greifen?

    Gibt es Tricks mit denen man altersstarrsinnige Leute davon überzeugen kann dass nicht fahren besser ist?

  4. Enkel
    Am 15. Mai 2019 um 19:42

    Hallo,
    also wenn ich meine Oma als Beispiel nehme, müsste es eine Fahrprüfung geben.

    “…..los im 1. Gang bei Vollgas und ab in Schlangenlinien.”

    Gefahr für sich und alle Verkersteilnehmer (Kinder, Mütter, Väter, Geschwister – unsere Liebsten).

    Schwer für eine alte person, da es ein Stück verlorene Freiheit ist, aber zwingend notwendig um Leben zu schützen.

    Nur meine Meinung.

  5. Susanne
    Am 31. März 2019 um 9:26

    Kann man etwas tun, wenn eine ältere Dame (85) dement und körperlich eingeschränkt, aber leider auch noch altersstarrsinnig ist und weiterhin Auto fährt ? Wenn sie irgendwann jemanden umfährt ist wahrscheinlich das Geschrei groß: „Warum hat niemand etwas unternommen?“

  6. Juni
    Am 18. März 2019 um 21:59

    Das Problem ist sehr häufig, dass die betroffenen Senioren uneinsichtig sind. Als Kinder oder Enkel verscherzt man es sich dann komplett, wenn man den Senior darauf aufmerksam macht, dass es sinnvoller wäre, das Auto stehen zu lassen.
    Ich finde, unsere Regierung macht es sich sehr leicht! In vielen Ländern gibt es den Führerschein auf Zeit. Was spricht dagegen, ab einem gewissen Alter einen Test über die Fahrtauglichkeit einzuführen, der in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss? Senioren, die noch fit sind, haben dabei nichts zu befürchten.

    • Kaja
      Am 28. Mai 2022 um 20:38

      In Norwegen ist der Führerschein ab 80 Jahren nur für 5 Jahre gültig. Das ist ja kein Problem, wenn der Arzt einem geistige und körperliche Zurechnungskeit dokumentiert. Schlimmer ist es, wenn ein dementer Mensch seinen Geisteszustand selbst beurteilen sollte.
      Wie sieht denn die deutsche Statistik aus?

  7. Sigrid
    Am 17. Januar 2019 um 17:25

    Ich möchte meinen Führerschein aus Alters Gründen abgeben

  8. G.W.h
    Am 25. Dezember 2017 um 12:19

    Bussgeld für Nichtbeachtung Fahrverbot 05.01.
    Konsequenzen?

    • bussgeldkatalog.org
      Am 9. Januar 2018 um 11:21

      Hallo G.W.,

      wenn Ihnen ein Bußgeld auferlegt wurde, können Sie die damit verbundenen Konsequenzen dem Bußgeldbescheid entnehmen.

      Die Redaktion von bussgeldkatalog.org

  9. kitty
    Am 5. September 2017 um 8:29

    Der Artikel hilft mir überhaupt nicht weiter. Welche Behörde kann einen medizinischen Test anordnen? Kann ich darum bitten oder muss ich warten, bis mein Vater einén schweren Unfall verursacht hat? Den Arzt interessiert es auch herzlich wenig. Warum hilft uns eigentlich keiner?

    • bussgeldkatalog.org
      Am 18. September 2017 um 11:31

      Hallo kitty,

      solche Tests werden in der Regel von der Fahrerlaubnisbehörde angeordnet, diese können Sie auch bei weiteren Fragen konsultieren. Sie sollten solch einen Test auch auf freiwilliger Basis durchführen können.

      Das Team von bussgeldkatalog.org

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