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Medikamente im Straßenverkehr: Autofahren trotz Pillen?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Fahren unter Medikamenteneinfluss – Eine Gefährdung der Verkehrssicherheit

Medikamente im Straßenverkehr können die Fahrtauglichkeit mindern und zu Unfällen führen.
Medikamente im Straßenverkehr können die Fahrtauglichkeit mindern und zu Unfällen führen.

Wenn sich schon morgens beim Aufstehen ein fieser Kopfschmerz bemerkbar macht, der dann das i-Tüpfelchen zur ohnehin schon vorhandenen Erkältung ist, hilft nur noch der Griff ins Fach mit den Medikamenten, um den Tag irgendwie zu überstehen.

Doch wer sich dann direkt hinters Steuer setzt, der stellt unter Umständen eine große Gefahr dar. Immerhin kann schätzungsweise jedes sechste Medikament die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen und so zu Unfällen führen.

Wirkt sich die Einnahme von einem Schmerzmittel auf das Autofahren aus? Mindern Psychopharmaka, wie Antidepressiva, die Fahrtüchtigkeit? Erfahren Sie im folgenden Ratgeber, welche Medikamente die Fahrtüchtigkeit beeinflussen und was es bei Arzneimitteln zu beachten gilt.

FAQ: Medikamente im Straßenverkehr

Darf ich nach der Einnahme von Medikamenten noch Autofahren?

Dies hängt grundsätzlich von den Wirkstoffen und den möglichen Nebenwirkungen ab. Trinken Sie beispielsweise einen Hustensaft mit hohem Alkoholanteil, kann dies als Alkohol am Steuer gewertet werden.

Welche Medikamente beeinflussen die Fahrtüchtigkeit?

Eine Zusammenstellung verschiedener Arzneimittel, die sich auf die Fahrtüchtigkeit auswirken, finden Sie hier.

Drohen für das Fahren unter Medikamenteneinfluss Sanktionen?

Ja, das Straßenverkehrsgesetz sieht für das Führen von Fahrzeugen unter dem Einfluss berauschender Mittel hohe Geldbußen vor.

Video: Wie Medikamente die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen

Video: Wann ist die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.
In diesem Video erfahren Sie, wodurch die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt wird.

Weiterführende Ratgeber zum Thema Medikamente am Steuer

Krankgeschrieben Autofahren: Ist das erlaubt?

Eine Erkältung ist gerade im Winter schnell eingefangen. Kopf- und Gliederschmerzen sind dann oft nur mit Medikamenten auszuhalten. Doch ist es dann gestattet, Auto zu fahren? Gibt es Unterschiede bei verschiedenen Krankheiten? Alles Wichtige dazu hier! » Weiterlesen...

Medikamente am Steuer – Achtung: Erhöhte Unfallgefahr!

Arzneimittel dienen nicht nur kranken Patienten, sondern auch an und für sich gesunden Menschen bei kleineren Beschwerden im Alltag der Linderung von körperlichen oder gesundheitlichen Beschwerden. Umso tückischer sind die Nebenwirkungen der Medikamente im Straßenverkehr, die oftmals nicht bedacht werden. Denn dem Körper chemische Wirkstoffe zuzuführen, kann mitunter zu unerwünschten Folgeerscheinungen führen.

Medikamente im Straßenverkehr bergen ein hohes Risiko in sich, wenn beispielsweise ein Morphiumpflaster das sichere Autofahren stark beeinträchtigt. Gerade starke Schmerzmittel verringern mitunter die Konzentrationsfähigkeit und können so als Nebenwirkungen Fahrfehler, wie das Überfahren einer roten Ampel, zur Folge haben.

Circa jeder vierte Unfall wird direkt oder indirekt durch die Einnahme von Medikamenten verursacht.
Sie sollten nach der Einnahme von Antidepressiva auf das Autofahren verzichten.
Sie sollten nach der Einnahme von Antidepressiva auf das Autofahren verzichten.

Insbesondere Psychopharmaka, wie Schlafmittel oder Antidepressiva, reduzieren bei den Patienten die Fahrtüchtigkeit teilweise erheblich. Doch nicht nur verschreibungspflichtige Mittel vom Arzt, sondern auch freiverkäufliche Medikamente sind im Straßenverkehr stets mit Vorsicht einzunehmen, insbesondere auch dann, wenn sie einen hohen Alkoholgehalt aufwiesen.

Ebenso gefährlich sind Wechselwirkungen verschiedener Mittel. Selbst wenn eine Ibuprofen 600 das sichere Autofahren gar nicht oder nur in sehr geringem Maße eindämmt, kann es in Zusammenspiel mit anderen Mitteln doch eine verkehrsrelevante Wirkung entfalten.

Übersicht: Diese Medikamente beeinflussen die Fahrtüchtigkeit

Erhalten Sie hier eine kurze Übersicht über einige Präparate, bei deren Einnahme Vorsicht geboten ist, wenn eine Teilnahme am Straßenverkehr stattfinden soll:

ArzneimittelEinschränkung der Fahrtauglichkeit
Cortison beim Autofahrenschwach bis wenig
Aspirin beim Autofahrenschwach bis wenig
Morphium beim Autofahrenwenig bis mäßig
Antidepressiva beim Autofahrenmäßig bis deutlich
Ibuprofen beim Autofahrenschwach bis wenig
Antiallergika beim Autofahrenschwach bis wenig

Welche Strafen drohen bei beeinflusster Fahrtüchtigkeit durch Medikamente?

Fahren Sie unter Medikamenteneinfluss Auto, droht mitunter eine Bestrafung wegen einer Trunkenheitsfahrt.
Fahren Sie unter Medikamenteneinfluss Auto, droht mitunter eine Bestrafung wegen einer Trunkenheitsfahrt.

Antidepressiva und Autofahren bilden nicht nur eine gefährliche, sondern unter Umständen auch eine strafbare Kombination. Denn in Deutschland ist jeder Verkehrsteilnehmer dazu verpflichtet, vor Fahrantritt seine Fahrtüchtigkeit eigenverantwortlich sicherzustellen.

Es gibt kein Gesetz, welches ausdrücklich Medikamente im Straßenverkehr verbietet. Allerdings handelt gemäß § 24a Straßenverkehrsgesetz (StVG) ordnungswidrig, wer berauschende Mittel zu sich nimmt und anschließend ein Kraftfahrzeug führt. Dieser Verstoß kann mit einer Geldbuße bis zu 3.000 Euro geahndet werden.

Wenn die Fahrtauglichkeit durch Medikamente so sehr behindert wird, dass Fahrfehler und körperliche Ausfallerscheinungen auftreten, kann sogar die Strafbarkeit einer Trunkenheitsfahrt nach § 316 Strafgesetzbuch (StGB) in Frage kommen. Hier ist als Sanktion neben der Geld- auch eine Freiheitsstrafe möglich, was die Brisanz der Medikamente im Straßenverkehr unterstreicht.

Ähnlich dem Alkohol oder den Drogen am Steuer kennt der Gesetzgeber auch hier kein Pardon.

Aus versicherungstechnischer Sicht wissenswert ist, dass bei einem Unfall unter Medikamenteneinfluss gegebenenfalls der Kaskoversicherungsschutz erlischt.

Verantwortungsbewusste Medikamenteneinnahme: Das sollten Sie beachten

Informieren Sie sich bei Arzt oder Apotheker über mögliche fahrtaugliche Beeinträchtigungen, wenn Ihnen ein Präparat verschrieben oder verkauft wird.

Teilen Sie diesen auch immer weitere Arzneimittel mit, die Sie einnehmen, damit etwaige Wechselwirkungen abgeschätzt werden können.

Beachten Sie die Hinweise auf dem Beipackzettel. Ziehen Medikamente eine Wirkung im Straßenverkehr nach sich, ist der Hersteller verpflichtet, dies zu kennzeichnen.

Steigen Sie nicht ins Auto, wenn Sie nach einem verabreichtem Arzneimittel Schwindelgefühle, Benommenheit oder Müdigkeitsattacken feststellen.

Über den Autor

Autor
Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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14 Kommentare

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  1. Angela Maria T
    Am 30. August 2022 um 21:18

    ich nehme Quilonorm 660mg morgens.
    kann ich damit Autofahren?
    danke schön und liebe Grüsse
    Angelina

  2. Tina B
    Am 11. Februar 2022 um 15:47

    Hallo zusammen,

    Ich nehme seit 2.5 Wochen Tilidin, da ich am Rücken operiert wurde. Heute wird das abgesetzt. Ab wann könnte ich wieder Auto fahren? Was passiert, wenn ich bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle positiv getestet werde?

    Vielen Dank und liebe Grüße

  3. Kati K
    Am 4. Januar 2022 um 23:05

    Hallo ich habe eine Frage wenn ein älter mann morfinpflaster hat und dazu auch noch sehr schlecht laufen kann dazu ein tätigen(zittert) hat darf er dann noch fahren.mein Papa meint ich möchte mich doch mal erkundigen weil er möchte ja auch keine Strafe zahlen müssen.wiederum kenne ich jemanden in den gleichen Alter dazu kommt noch das er starkes Mittel nimmt wegen Krebs und er meint das sein Arzt sagt das er Autofahren darf.wie gesagt bin mir unsicher beide haben das gleiche bis auf die meisten wegen Krebs. Wäre nett wenn mir einer helfen könnte.danke im voraus. Kati

  4. Gruenert
    Am 6. März 2021 um 11:33

    ich nehme oxycondon mein chef verbietet mir das fahren vom firmenfahrzeugen er wird schon wissen warum

  5. Kevin K
    Am 1. Februar 2021 um 11:06

    Hallo meine Damen und Herren. Ich habe eine frage. Mein Bruder muss eine kleine Dosis Antiepileptiker nehmen, hat seit vielen Sehr vielen Jahren keine Anfälle und hat B und T Führerschein. Warum darf er kein CE Führerschein machen obwohl er mit dem Trecker Führerschein sogar größere und schwerer Maschinen fahren darf ? Es sind keine Nebenwirkungen von den Medikamenten festgestellt.

  6. Andrea
    Am 18. Januar 2021 um 11:57

    Ich habe seit 3 Wochen Fentanylpflaster im Rahmen einer Schnerztherapie. Ich bin auf die kleinste Dosis eingestellt und fühle mich mittlerweile sehr gut damit. Nebenwirkungen spüre ich keine mehr. Ich fühle mich absolut Fahrtauglich. Muss ich mir die Fahrtauglichkeit von einem Arzt schriftlich bestätigen lassen?

  7. Marie
    Am 26. November 2020 um 14:03

    Ich bin Cannabis Patientin, wie sieht es da bei mir aus?
    Ich bin seit 9 Jahren am Auto Fahren und Konsumiere seit 7 Jahren, hatte nie einen Unfall oder ähnliches.
    Ich fahre auch nicht direkt nach dem Rauchen aber es ist ja trotzdem im Blut.

  8. Angelina
    Am 28. Dezember 2019 um 14:02

    Sehr geehrte Damen und Herren.
    Eine kurze Frage: Mein Mann nimmt Venlafaxin 150 mg er möchte gerne Auto fahren würde das gehen? Er fühlt sich sehr gut dabei aber ich mache mir Sorgen ob das gut geht, über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
    Mit freundlichen Grüßen Angelina…

    • bussgeldkatalog.org
      Am 27. Januar 2020 um 16:28

      Hallo Angelina,

      wenden Sie sich ggf. an den Arzt Ihres Mannes, um abklären zu lassen, ob das Führen eines Fahrzeugs unter Medikamenteneinfluss erfolgen kann/sollte.

      Die Redaktion von bussgeldkatalog.org

  9. Sandra
    Am 6. September 2019 um 12:11

    Ich nehme momentan 20 mg Citalopram pro Tag. Hat dieses einen Einfluss auf meine MPU im Dezember 2019 ?

    • bussgeldkatalog.org
      Am 9. September 2019 um 17:30

      Hallo Sandra,

      bitte wenden Sie sich zur Klärung an die Stelle, bei der Sie den Kurs durchführen. Ausschlaggebend ist u. U. der Grund für die MPU.

      Die Redaktion von bussgeldkatalog.org

  10. Horrso
    Am 28. Oktober 2018 um 16:14

    Ich denke das man Antidepressiva noch aufteilen sollte in SSRI, Trizyklika und Benzodiazepine wobei Benzodiazepine die Fahrtüchtigkeit am meisten einschränken

    Und das Morphium die Fahrtüchtigkeit weniger einschränkt als Antidepressiva ist wohl ein schlechter Witz

  11. Christoph J.
    Am 17. März 2018 um 17:11

    Bitte Bußgeldkatalog als PDF mailen, vorab vielen Dank!

    Viele Grüße,
    Christoph Jobst

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