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Wie kann ein immaterieller Schaden beglichen werden?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Anwendung beim Autounfall

Ein immaterieller Schaden nach einem unverschuldeten Verkehrsunfall ist beispielsweise ein Schleudertrauma.
Ein immaterieller Schaden nach einem unverschuldeten Verkehrsunfall ist beispielsweise ein Schleudertrauma.

Jeder, der schon einmal einen Verkehrsunfall erlebt hat, wird sich nicht nur mit Schadens­ersatzansprüchen bezüglich des Fahrzeugs herumgeplagt haben.

Denn weitaus bedeutender können immaterielle Schäden sein, die den Verkehrsteilnehmern bei einem Unfall im Straßenverkehr zugefügt werden.

Darunter fallen alle Beeinträchtigungen, die abseits der Vermögensschäden – wie beispielsweise am Fahrzeug – entstehen und teilweise auch zu erheblichen Einschränkungen im weiteren Lebensverlauf führen können.

Das geläufigste Beispiel für immaterielle Schäden ist das Schmerzensgeld, das nach einem Unfall an einen Beteiligten mitunter gezahlt werden muss.

Aber was genau definiert einen immateriellen Schaden? Und wann kann ein Unfallbeteiligter Anspruch auf einen Ausgleich haben?

FAQ: Immaterieller Schaden

Was bedeutet immaterieller Schaden?

Es handelt sich hierbei um einen Schaden, der kein Vermögensschaden ist, was bedeutet, dass er nicht zu einer Verminderung des Vermögens des Geschädigten führt. Immaterielle Schäden sind z. B. Verletzung des Körpers, der Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung.

Kann für einen immateriellen Schaden eine finanzielle Entschädigung gefordert werden?

Ja, unter Umständen steht den Geschädigten Schmerzensgeld zu.

Wonach richtet sich, ob und wie hoch ein immaterieller Schaden entschädigt wird?

Ob ein Anspruch auf Schmerzensgeld besteht und wie hoch dieses ausfällt, wird je nach Einzelfall von einem Richter entschieden.

Weitere Ratgeber über immaterielle Schäden

Wann liegt ein immaterieller Schaden vor?

Um die Bestimmung eines immateriellen Schadens einzugrenzen, kann die Definition des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) herangezogen werden.

§ 253 besagt:

(1) Wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann Entschädigung in Geld nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen gefordert werden.
(2) Ist wegen einer Verletzung des Körpers, der Gesundheit, der Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung Schadensersatz zu leisten, kann auch wegen des Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld gefordert werden.“

Demnach kann ein immaterieller Schaden – auch ideeller Schaden genannt – nicht nur Schädigungen des Körpers oder der Gesundheit betreffen, sondern sich auch auf die Einschränkung der Freiheit eines Menschen oder dessen sexuelle Selbstbestimmung beziehen.

Geht es bei einer Schädigung um einen immateriellen Schaden, der entsprechend im Gesetz verankert ist (zum Beispiel im Falle von Schmerzensgeld), so kann vom Unfallopfer ein Geldbetrag gefordert werden, der der Situation angemessen ist. Im Falle eines Autounfalls kann ein immaterieller Schaden beispielsweise aufgrund folgender Beschwerden gelten gemacht werden:

  • Schleudertrauma
  • HWS-Distorsion
  • Schürfwunden/Kratzer, etc.
  • in Einzelfällen psychische Beeinträchtigungen (z. B. ein Schockschaden)

Immaterieller Schadensersatz: Wie wird er ermittelt?

In der Regel wird im Zuge eines immateriellen Schadensersatzes synonym auch von Schmerzensgeld gesprochen. Je nach Ausprägung der Verletzung kann die Entschädigung für die erlittenen Schmerzen oder Einschränkungen unterschiedlich hoch ausfallen. Um einen ungefähren Wert zu erhalten, sollte dabei unter anderem eine Schmerzensgeldtabelle zu Rate gezogen werden, damit Ausgleichszahlungen ermittelt werden können.

Kann ein seelischer Schaden als immaterieller Schaden zählen?

Immaterielle Schäden können auch nach einem Autounfall noch für Einschränkungen sorgen.
Immaterielle Schäden können auch nach einem Autounfall noch für Einschränkungen sorgen.

Haben Sie jedoch auch Anspruch auf Schmerzensgeld, wenn ein seelischer Schaden vorliegt? Normalerweise ist das der Fall, allerdings kann die Bewertung der Sachlage unterschiedlich ausfallen.

Sollte ein enger Angehöriger beispielsweise bei einem Unfall versterben, kann dies bei Hinterbliebenen zwar einen seelischen Schock auslösen, dieser kann als Berechnungsgrundlage für ein eventuell anfallendes Schmerzensgeld in der Regel jedoch nur schwer geltend gemacht werden.

Denn eine Nachweisbarkeit benötigt – im Gegensatz zu körperlichen Beeinträchtigungen – eine weitaus umfassendere Bewertung durch einen Psychologen und ein entsprechendes Gutachten.

Das kann – zumindest in Deutschland – die Festlegung eines Schmerzensgeldbetrags schwierig machen.

Trotzdem ist ein Anspruch möglich, obwohl dieser im deutschen Recht nur bei eindeutig vorliegendem Schockschaden anerkannt wird. In diesem Fall müssten beispielsweise deutliche Wesensveränderungen der geschädigten Personen auftreten, die das weitere Leben nachweislich negativ beeinflussen können.

Beispiele für immateriellen Schadenersatz

Unfall­hergang und FolgenHöhe Schmer­zens­geldGericht / Urteil
Motorrad­fahrer stürzt in Kurve auf Rollsplitt, vor der sich kein unmittel­barer Warn­hinweis befand, und verletzt sich an Hand und Knie.4000 EuroSchleswig-Holsteinisches OberlandesgerichtOLG Schleswig
7 U 143/14 – 18.06.2015
Trans­porter­fahrer miss­achtete die Vorfahrt an einem unbes­chrankten Bahn­übergang, kollidierte mit einem Zug, wurde 50 m mit­geschleift und verletzte sich schwer.0 EuroOberlandesgericht OldenburgOLG Olden­burg
1 U 113/13 – 19.06.2014
Unfall auf einer Kreuzung aufgrund eines Rotlicht­verstoßes, bei der sich der Unfall­geschä­digte ein Schädel-Hirn-Trauma, leichte Schnitt­wunden an Stirn und Augen­brauen sowie eine Prellung am Knie zuzog.500 EuroAmtsgericht DorstenAG Dorsten
3 C 170/06 – 11.12.2006
Unfall aufgrund eines Vorfahrts­verstoßes, bei dem sich der Geschä­digte u.a. ein Schleuder­trauma zuzog. Ein Psychiater konsta­tierte später Schmerz­verarbei­tungs­störungen.
19.667,51 EuroLandgericht EssenLG Essen
18 O 100/01 – 17.06.2004
Pkw fuhr an einer Tankstelle auf ein Motorrad auf, wodurch dieses umkippte und der Motorrad­fahrer sich einen Innen­menis­kusriss zuzog.5.112,92 EuroLandgericht EssenLG Essen
12 O 170/02 – 12.03.2004

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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