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Fahrerassistenzsysteme für Lkw und Auto: Welche gibt es?

Von Gitte H.

Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Fahrerassistenzsysteme und ihre Bedeutung für den Alltag im Straßenverkehr

Machen Fahrerassistenzsysteme autonomes Fahren bald überall möglich?
Machen Fahrerassistenzsysteme autonomes Fahren bald überall möglich?

Es bedarf für Fahrerassistenzsysteme keiner umfassenden Definition. Der Begriff ist selbsterklärend: Es geht um Systeme, die dem Fahrer assistieren, d. h. das Fahren erleichtern und sogar verbessern sollen.

Vom Antiblockiersystem (ABS) bis hin zum selbstfahrenden Pkw hat die Technik der letzten Jahre in Sachen Fahrerassistenzsysteme eine gewaltige Entwicklung zu verzeichnen. Einige gestalten den Alltag im Straßenverkehr bequemer als zuvor (z. B. Einparkhilfen). Andere und vor allem neue Fahrerassistenzsysteme der Zukunft erhöhen die Sicherheit (z. B. der Notbremsassistent).

Können Fahrerassistenzsysteme wirklich dazu beitragen, dass der Straßenverkehr sicherer wird? Welche Kfz-Systeme gibt es und wie funktionieren sie? Mit diesen Fragen befasst sich der vorliegende Ratgeber. Zudem liefern wir eine Übersicht der derzeit gängigen Fahrerassistenzsysteme.

FAQ: Fahrerassistenzsysteme

Was sind Fahrerassistenzsysteme und wozu dienen sie?

Es handelt sich dabei um technische Hilfsmittel oder Softwareprogramme, die dem Fahrer die Fahrt erleichtern (z. B. Geschwindigkeitsbegrenzer).

Welche Fahrerassistenzsysteme gibt es?

Vom ABS bis zum Spurhalteassistenten ist die Liste inzwischen sehr lang. Wir haben eine Übersicht für Sie zusammengestellt, die Sie einsehen können, wenn Sie hier klicken.

Wie funktionieren Fahrerassistenzsysteme?

Durch Sensoren, Programme oder Kameras können sie Hindernisse oder Fahrsituationen erkennen und den Fahrer warnen oder sogar selbst eingreifen, um einen Unfall zu vermeiden.

Übersicht der Fahrerassistenzsysteme im Auto

Fahrerassistenzsysteme im Auto: Die Grafik zeigt, wo und wie die Systeme am Auto funktionieren (Klicken Sie auf die Grafik, um diese zu vergrößern).
Fahrerassistenzsysteme im Auto: Die Grafik zeigt, wo und wie die Systeme am Auto funktionieren (Klicken Sie auf die Grafik, um diese zu vergrößern).

Verpflichtende Fahrerassistenzsysteme in jedem Fahrzeug

Es gibt auch verpflichtende Fahrerassistenzsysteme für Nutzfahrzeuge, darunter Stabilitätsprogramme die ein Schleudern verhindern.
Es gibt auch verpflichtende Fahrerassistenzsysteme für Nutzfahrzeuge, darunter Stabilitätsprogramme die ein Schleudern verhindern.

Im Frühjahr 2019 einigte sich die EU-Kommission darauf, den Einbau bestimmter Fahrerassistenzsysteme für Pkw, Lkw und sogar leichte Nutzfahrzeuge ab 2022 vorzuschreiben. Diese Fahrzeugtypen und Busse müssen künftig über folgende Fahrerassistenzsysteme verfügen:

  • Abbiegeassistent
  • Müdigkeitsassistent (Warnung auch bei Ablenkung z. B. durch Handy am Steuer)
  • Geschwindigkeitsassistent (Intelligent Speed Assistance, auch “Tempobremse”)
  • Rückfahrkamera oder -sensor
  • Black-Box zur Unfalldatenaufzeichnung

Leichte Nutzfahrzeuge und Pkw benötigen darüber hinaus …

  • ein Spurhalteassistenzsystem,
  • einen Notbremsassistenten sowie
  • Sicherheitsgurte, die einem Crashtest standgehalten haben.

Schließlich einigte sich die Kommission noch darauf, Vorgaben für neue Assistenzsysteme zu machen, die die Sicht von Lkw- und Busfahrern verbessern und dabei helfen sollen, Personen und Hindernisse im toten Winkel zu erkennen.

Der EU-Gesetzgeber erhofft sich durch diese neue Regelung, die Sicherheit im Straßenverkehr erheblich zu verbessern. Laut Pressemitteilung sollen bis 2038 mehr als 25 000 Menschen vor tödlichen Unfällen geschützt und etwa 140 000 vor schweren Verletzungen bewahrt werden.

Weiterführende Ratgeber über Fahrassistenzsysteme

Lassen sich Assistenzsysteme im Auto nachrüsten?

Fahrerassistenzsysteme für Lkw: Manche sind Pflicht! Bspw. der Abbiegeassistent (ab 2022), der Kfz und Personen im toten Winkel erkennt.
Fahrerassistenzsysteme für Lkw: Manche sind Pflicht! Bspw. der Abbiegeassistent (ab 2022), der Kfz und Personen im toten Winkel erkennt.

Es gibt Fahrerassistenzsysteme zum Nachrüsten. Allerdings wird grundsätzlich davon abgeraten, komplexe Systeme nachzurüsten, die beispielsweise in die Lenkung eingreifen, die Geschwindigkeit regulieren oder mit den Bremsen in einem Zusammenhang stehen. Auf keinen Fall sollten Sie diese Systeme auch noch selbst ins Fahrzeug einbauen. Wie bei vielen anderen unzulässigen oder nicht eingetragenen Veränderungen am Kfz riskieren Sie damit das Erlöschen der Betriebserlaubnis.

Allerdings gibt es auch Fahrerassistenzsysteme, die sich einstellen lassen, ohne in die Software oder das Fahrwerk einzugreifen. Dazu gehören beispielsweise (legale) Einparkhilfen zum Nachrüsten. Beachten Sie dabei unbedingt, dass auch hier ggf. umfassendere Kenntnisse über das Fahrzeuginnenleben vorhanden sein müssen. Im Zweifelsfall sollte eine Werkstatt den Einbau übernehmen.

Nach einiger Zeit oder wenn Änderungen am Fahrzeug vorgenommen wurden (z. B. Wechsel der Frontscheibe) wird ggf. eine Kalibrierung der Fahrerassistenzsysteme nötig. Diese sollten Sie in einer Werkstatt durchführen lassen, da dafür aufwendige Messvorrichtungen und Programme erforderlich sind.

So funktionieren die Auto-Assistenzsysteme

Fahrerassistenzsysteme sollen die Sicherheit im Verkehr erhöhen und vielfach Unfälle vermeiden.
Fahrerassistenzsysteme sollen die Sicherheit im Verkehr erhöhen und vielfach Unfälle vermeiden.

Fahrerassistenzsysteme funktionieren mit Hilfe maschineller Wahrnehmung. Sie erkennen z. B. Hindernisse oder Personen auf der Fahrbahn und können automatisch die Geschwindigkeit reduzieren oder sogar eine Notbremsung herbeiführen.

Doch nicht das äußere Umfeld, auch das Innenleben eines Fahrzeugs kann durch ein Fahrassistenzsystem besser überwacht werden. Beispielsweise verfügen die meisten Kfz inzwischen über Sensoren, die den Zustand des Motors oder des Fahrwerks „im Auge behalten“.

Darüber hinaus kommt Ultraschall zum Einsatz, um die unmittelbare Umgebung des Fahrzeugs auf Hindernisse zu überprüfen. Radar- und Lidartechnik (die Autofahrern aus Blitzern ein Begriff sein sollte) helfen bei dabei, Entfernungen und Abstände zu überwachen. Radarbasierte Fahrerassistenzsysteme unterstützen Sie beispielsweise dabei, den Sicherheitsabstand einzuhalten. Das Fahrzeug gibt als Warnung ein Signal, wenn dieser zu gering ist.

Nicht zuletzt nutzen die meisten Fahrerassistenzsysteme eine Kamera, um Personen oder Hindernisse auf der Fahrbahn zu erkennen. Besonders ausgefuchste Systeme erkennen auch Verkehrszeichen und Markierungen auf der Fahrbahn.

Im Übrigen gibt es auch Fahrerassistenzsysteme für das Motorrad. Seit 2017 muss jedes Motorrad über 125 ccm, das neu zugelassen wird, über ein ABS verfügen. Dieses verhindert, dass sich der Hinterreifen von der Straße abhebt, und schützt den Fahrer so davor, sich zu überschlagen.

Übersicht: Welche Fahrerassistenzsysteme gibt es?

Heutzutage werden Fahrerassistenzsysteme in der Fahrschule thematisiert. Dennoch schreitet die Technik so rasch fort, dass die wenigsten Autofahrer wissen, welche Systeme es gibt und wie diese den Verkehrsalltag sicherer und bequemer gestalten. Deshalb haben wir nachfolgend eine Übersicht für Sie:

Fahrer­assis­tenz­syste­meFunk­tion
Abstands­assistenz Adaptiv Cruise Control (ACC)Über­wacht den Ab­stand, kann ggf. Geschwin­dig­keit redu­zieren und Brems­druck aufbauen
Anti­blo­ckier­system (ABS)Bei Brems­vorgäng­en wer­den Räder nicht blo­ckiert, Lenk­fähigkeit bleibt erhal­ten
Antriebs­schlupf­regelung (ASR)Hilft beim An­fahren und Be­schleu­nigen
Auto­matische Not­brems­systeme (AEBS)Über­wacht den Abstand zum Vorder­mann, bremst auto­matisch, um Auffahr­unfall zu vermei­den
… mit Personen­erkennungErkennt Fuß­gänger und Fahr­rad­fahrer (bis ca. 30 oder 50 km/h) und leitet Brems­vorgang ein
Brems­assistent (BAS)Re­gelt u. a. Brems­druck
Bergan- oder -abfahr­assistentNutzt auto­matisch die Hand­bremse bzw. dros­selt die Geschwin­digkeit bei stei­len Streck­en berg­ab
Einpark­hilfeErkennt Hinder­nisse seit­lich und hin­ten (durch Ultra­schall oder Ra­dar) und hilft durch Warn­sig­nale beim Ein­parken
Elektro­nisches Stabi­litäts­programm (EBS)Stabi­lisiert das Fahr­zeug bei gefähr­lichen Brems­vorgäng­en, verhin­dert Schleu­dern
Fading-Kompen­sationUnter­stützt die Brem­sen, falls diese auf­grund von Über­hitzung nach­lassen
Fern­licht-AssistentAkti­viert und deakti­viert auto­matisch das Fern­licht, falls nötig
… auch für Kurven-, Ab­blend- und Tagfahr­lichtAuto­mati­sche Leucht­regulie­rung
Geschwin­digkeits­assistentErkennt Tempo­limit und hilft dem Fahrer, sich an die­ses zu hal­ten
Müdig­keits- und Ablen­kungs­warnerErkennt durch Video oder Lenk­verhalten Müdig­keit oder Ablen­kung und lässt Warn­signal ertönen
Nacht­sicht­systemErkennt auch im Dun­keln z. B. Fuß­gänger, zeigt diese auf einem Dis­play an
Reifen­druck­assistentZeigt dem Fahrer an, ob der Reifen­druck korri­giert werden muss
Soft-StopFedert harten Ruck nach einer Brem­sung ab
Spur­wech­selassistentHilft beim Spur­wechsel, Fahr­zeuge im to­ten Win­kel recht­zeitig zu erken­nen
Spur­halte­assistentWarnt Fahrer, wenn dieser leicht von der Fahr­bahn ab­kommt
Sprach­steue­rungRadio, Navi­gations­gerät und Tele­fon kön­nen über Sprache gesteu­ert werden, redu­ziert Ablen­kung
Tempo­matHält die einge­stellte Geschwin­digkeit
Unfall­erkennungReagiert beim Unfall: Bremse und Gurt werden akti­viert, ggf. Dach und Fenster ge­schlos­sen, Lehnen aufge­rich­tet
Verkehrs­zeichen­erkennungMit Hilfe von GPS und Video regis­triert das Fahr­zeug Verkehrs­zeichen und kün­digt diese recht­zeitig an

Über den Autor

Gitte
Gitte H.

Gitte erhielt ihren Master-Abschluss in Germanistik und Kommunikationswissenschaften. Als Redakteurin schreibt sie Ratgeber im Bereich Verkehrsrecht und unterstützt die bussgeldkatalog.org-Redaktion tatkräftig im Lektorat. Außerdem zählen die Pflege und Kontrolle unseres YouTube-Kanals zu ihren Kernaufgaben.

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