Quad fahren: Mindestalter und nötiger Führerschein
Letzte Aktualisierung am: 24. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Der Spaß auf vier Rädern
Kraftfahrzeuge sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Vor allem Motorräder, LKW und PKW haben sich im Straßenbild gefestigt. Doch jeder, der eines dieser Kraftfahrzeuge führt, muss sich an feste Verkehrsregeln halten. Bei Missachtung drohen hohe Bußgelder und Punkte in Flensburg – auch der Führerscheinentzug ist je nach Tathergang möglich.
Jeder, der den Zwängen und Vorschriften im Alltag der Kraftfahrzeuge entkommen und einmal richtig Gas geben möchte, kann einem der vielen Unternehmen einen Besuch abstatten, welche die Freizeitaktivität „Quad fahren“ anbieten. Eine Quad-Tour kann heute vielerorts in Deutschland gemacht werden. Ein Quad-Verleih findet sich in jeder deutschen Großstadt. Und wer genug finanzielle Mittel besitzt, kann sich Quads sogar selbst kaufen.
Die Redaktion von bussgeldkatalog.org hat sich die verschiedenen Freizeitangebote, die Quad-Touren möglich machen, angesehen und gibt Ihnen in diesem Ratgeber einen Überblick. Weiterhin wird über die gesetzlichen Vorschriften berichtet, die jeder beachten muss, der ein Quad fahren möchte. Entsprechend wird auch darüber aufgeklärt, wie beim Quad der Führerschein geregelt ist. Nicht zuletzt geben wir einige Tipps zum Quad-Kauf und klären über die Risiken auf, die auftreten können, wenn Personen unvorsichtig mit dem Quad fahren.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Quad fahren
Ja, in Deutschland gibt es eine Quad-Helmpflicht, die zu beachten ist. Ansonsten droht ein Verwarngeld in Höhe von 15 Euro.
Ja, es muss entweder die Führerscheinklasse AM oder ein Führerschein der Klasse B vorliegen. Wann welche Fahrerlaubnis erforderlich ist, lesen Sie hier.
Quads, für die ein Führerschein der Klasse AM ausreicht, dürfen bereits ab 16 Jahren gefahren werden.
Es soll was ganz besonderes sein? Panzer, Trabi, Ferrari? Hier finden Sie Infos dazu, wie Sie individuellen Fahrspaß erleben können:
Video: Regeln für Quads im Straßenverkehr
Das Quadfahrzeug – Von der Kaserne zum Freizeitpark
Die Möglichkeit, ein Quad zu mieten und damit aus reinem Spaß auf das Gaspedal zu treten, gab es nicht immer. Quads wurden ursprünglich für militärische Zwecke konzipiert. Sie werden synonym auch als „All Terrain Vehicles“ (ATVs) beschrieben, was auf Deutsch so viel wie „All-Gelände-Fahrzeug“ bedeutet. Das sogenannte „Kraka“ (die Abürzung für „Kraftkarren“) gilt als eines der ersten Quads und wurde 1962 von der Firma Faun für die Bundeswehr entworfen.
Der Quadverleih findet heute über viele freizeitorientierte Unternehmen statt. Es gibt ganze Abenteuerparks, die nur dafür gebaut wurden, dass sich Motosportfreunde dort ein Quad ausleihen und damit über Stock und Stein düsen können. Dabei haben sich verschiedene Fahrdisziplinen herauskristallisiert. Bei vielen besonders beliebt ist eine Quad-Tour, die „Offroad“, also abseits des Weges, stattfindet.
Quad fahren neben der Straße: Der Reiz der Offroad-Tour
Als Offroad-Gelände gelten alle befahrbaren Strecken, die sich nicht auf befestigten Straßen befinden. So können schon einfache Feld-, Wiesen- und Waldwege zu dieser Kategorie zählen. Aber auch besonders knifflige Strecken mit Sandgefällen und engen Kurven verdienen die Bezeichnung „Offroad“.
Entsprechend bieten die diversen Anbieter Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden an. Von der gemütlichen Anfängerstrecke bis hin zu schon schwierigeren Kursen für fortgeschrittene Quad-Kenner, inklusive engen Kurven und anspruchsvollem Gelände, ist alles möglich.
Quads wurden ursprünglich dazu entworfen, schwieriges Gelände zu meistern und an Orte zu gelangen, die nur über Wege erreicht werden können, die die Bezeichnung Wege nicht verdienen. Offroad-Quadtouren sind bei Abenteuerlustigen zudem äußerst beliebt.
Es hat seinen ganz eigenen Reiz, auf einer abenteuerlichen Strecke mit dem Quad zu fahren und Stück für Stück die unwegsamen Passagen zu erkunden – dieses Erlebnis ist für viele mit einem angenehmen Adrenalinrausch verbunden, der weitaus spannender als das übliche Familienpicknick ist.
Ein Quad ausleihen: Die Rahmenbedingungen
Neben der Offroad-Variante werden u.a. auch Familientouren und sogar spezielle Wintertouren angeboten. Ein Quad zu fahren, ist im Winter also auch möglich. Durch die schwierigen Witterungsbedingungen bietet dies für viele einen zusätzlichen Reiz.
Doch egal für welche Kategorie der Quad-Vermietung sich entschieden wird, gewisse Rahmenbedingungen gelten immer.
So bezahlt der Mieter häufig einen Geldbetrag, der ein Quad, einen Helm und weitere Betriebsmittel (wie das Benzin) für einen festgelegten Zeitraum verfügbar macht. Entsprechend machen es viele Anbieter möglich, ein Quad zu leihen und damit eine Stunde umherzufahren. Wer als Anfänger das erste Mal mit einem Quad fahren möchte, erhält dabei viele Tipps. So verlaufen die ersten Schritte in der Welt der ATVs nicht zu holprig.
Diese Einführungen werden häufig auf extra dafür angelegten Übungsparcours abgehalten; dort werden die Grundlagen geduldig vermittelt. Sicherheit ist dabei das oberste Gebot. Den Fähigkeiten der Teilnehmer werden die Geschwindigkeit und die Streckenführung entsprechend angepasst. Jeder Teilnehmer muss außerdem eine angemessene Fahrerlaubnis vorlegen können. Welche Führerschein-Klassen akzeptiert werden und wie die Gesetzeslage konkret aussieht, wird im nächsten Abschnitt genauer beleuchtet.
Quad fahren: Mit welchem Führerschein ist das erlaubt?
Ein Quad ohne Führerschein zu fahren, ist vom Gesetzgeber verboten. Ein spezifischer Quad-Führerschein existiert jedoch nicht. Personen werden heute durch die Führerscheinklassen B und AM dazu berechtigt, Quads zu verwenden. Folglich gestattet das Gesetz, dass jeder Quad fahren darf, der mit einem PKW-Führerschein ausgestattet ist. Das betrifft einen Großteil der Deutschen.
Noch bis vor einigen Jahren gab es die Führerscheinklasse S, die ebenfalls als Quad-Führerschein akzeptiert wurde. Am 19. Januar 2013 wurde dann die Umwandlung zur Klasse AM vollzogen. Dieser Führerschein wird häufig auch als Rollerführerschein bezeichnet. Quadfahrer mit einer AM-Fahrerlaubnis haben jedoch einige Nachteile verglichen mit denen, die eine B-Lizenz vorweisen können.
So darf bei einer AM-Lizenz die Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h nicht überschritten werden. Außerdem gilt, dass der Hubraum des zu fahrenden Vehikels bei einem Fremdzündungsmotor nicht größer als 50 ccm sein darf. Auch darf die Leermasse des Fahrzeugs nicht schwerer als 350 kg sein. Diese Variablen sind allesamt bauartbedingt – in der Zulassungsbescheinigung eines Quads lässt sich genau ablesen, ob das betreffende Fahrzeug unter die vorhandene Fahrerlaubnis fällt.
“Ab wieviel Jahren darf man mit einem Quad eigentlich fahren?“
Für junge Leute, die das Fahrvergnügen auf einem Quad gerne früher erleben möchten, gibt es eine gute Nachricht: „Quad ab 16 Jahren“ ist an sich möglich. Denn schon in diesem Alter kann der AM-Führerschein erworben werden. Wer so früh schon ein Quad fahren lernen möchte, muss sich nur bewusst sein, dass auch nach erfolgreichem Führerscheinerwerb die oben genannten Beschränkungen gelten. Dafür bietet diese Führerscheinklasse den Vorteil, dass sie mit einem Kostenaufwand von 150 bis 250 Euro recht günstig ist.
Mit dem Quad fahren: Auch für Kinder
Ein Quad ohne Führerschein zu fahren, ist nur in zwei Szenarien möglich. Entweder es wird auf einem abgesperrten Privatgrundstück gefahren oder der Fahrer ist ein Kind. So können Kids auf speziell dafür präparierten Fahrzeugen erleben, wie es sich anfühlt, Quad zu fahren. Unter Anleitung eines Trainers werden die Kleinen dabei an das Quad und dessen Bedienung herangeführt.
Die Kinder-Quads sind entsprechend modifiziert. So ist vor allem die Geschwindigkeit stark gedrosselt – häufig kann das Vehikel außerdem über eine Fernbedienung ausgeschaltet werden.
Der Privatkauf und die Quad-Straßenzulassung
Viele Motorsportliebhaber geben sich nicht damit zufrieden, Quads nur zu mieten. Sie wollen die Vehikel selbst besitzen und erwerben diese über Hersteller im Ausland. Unterschiedliche Quad-Modelle finden sich dabei auf dem Markt.
Dabei gab es bis vor einigen Jahren nur die Auswahl zwischen teuren Exemplaren von Yamaha, Polaris und Co. (die Preise bewegen sich in fünfstelligen Bereichen) und Billigware aus China. Doch preisgünstige Modelle aus Fernost haben den Markt verändert. Das Einsteiger-Geschäft brummt wieder und bietet gute Ware in einem anständigen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Beim Privatkauf eines Quads kann der geneigte Käufer auf einige Dinge achten: So sollten schnelle Geschäftemacher umgangen werden. Eine seriöse, gut ausgestattete Werkstatt, eine ausgiebige Beratung und vorhandene Vorführfahrzeuge sind Pflicht und belegen, dass einem Händler und seiner Ware Vertrauen geschenkt werden kann.
Wer ein ATV bei einem Vertragshändler ersteht, kann durchaus damit rechnen, ein paar hundert Euro mehr zahlen zu müssen – dafür wird in diesem Fall auch direkt eine europaweite Herstellergarantie erworben.
Wer heute ein entsprechendes Kraftfahrzeug aus dem Ausland erwirbt, sollte sich dessen bewusst sein, dass er kein Quad mit Straßenzulassung kauft. Die Vehikel müssen häufig erst umgebaut werden, bevor sie für deutsche Straßen zugelassen werden können. Für eine erfolgreiche Quad-Zulassung sind definitiv folgende Teile nötig:
- Scheinwerfer
- Bremslichter
- Blinker
- Standlicht
- Tacho nach EC-Norm
Es ist ratsam, sich vor dem Umbau für die Straßenzulassung vom Händler ein Vergleichsfahrzeug zeigen zu lassen. Was die Verkabelung und die Beleuchtung betrifft, werden nicht immer die besten Komponenten verbaut – die Verarbeitungsqualität schwankt dabei sehr stark. Der Grund dafür ist, dass die Hersteller ab Werk die nötigen Komponenten in der Regel nicht herstellen und es den Händlern überlassen, die ATVs für den deutschen Straßenverkehr umzubauen.
Die Risiken: Ist ein Quad wirklich gefährlicher als ein Auto?
Auch wenn die Betreiber, die Quadvermietung anbieten, gute Einnahmen verzeichnen, und Quads von vielen Menschen gerne gefahren werden, gib es doch kritische Stimmen zum Thema.
So soll beispielsweise der Daumengas-Knopf am Quadlenker dafür sorgen, dass beim Festhalten unbeabsichtigt Gas gegeben wird, wie es teilweise beim Drehgasgriff des Motorrads passiert. TÜV-Experten und Unfallforscher bemängeln jedoch, dass der Knopf zu sensibel auf minimalen Druck reagiert und der resultierende Vortrieb zu heftig ist. Demnach sollen viele Unfälle auf den Daumengas-Knopf zurückzuführen sein.
Eine Unfallforschungsstudie der Versicherer kam 2013 zu dem Resultat, dass 85 Prozent aller ATV-Unfälle auf Fahrerfehler zurückzuführen sind und dass bei Quads das Verletzungsrisiko zehnmal höher als bei Pkw ist. Der Großteil der Unfälle passiert, weil das Fahrzeug von der Fahrbahn abkommt.
Verglichen mit einem Pkw hat ein Quad wirklich einige Sicherheitsdefizite. Es gibt keine Anschnallgurte, keine Knautschzone und sowohl Differentialgetriebe als auch ABS sind nicht vorhanden. Auch der hohe Schwerpunkt erleichtert das Handling nicht gerade. Dadurch können enge Kurven nur schwer gefahren werden – der Fahrer muss sich zur Seite lehnen, damit überhaupt die Chance besteht, eine Kurve richtig zu fahren.
Quad-Freunde halten dagegen, dass Unfälle dieser Art durch Selbstüberschätzung und fehlende Fahrerfahrung entstehen. Im Jahr 2015 waren in Deutschland über 160.000 Quads im Umlauf – Tendenz steigend. Da sind eine Menge junge Leute dabei, die dem Trend folgen und nicht zu sehr auf Verkehrssicherheit achten.
Quad-Motoren werden immer stärker. Eine Geschwindigkeit von 160 km/h ist mittlerweile kein Problem mehr.
Aus diesem Grund fordern Experten, dass die Ausbildung bei Quad-Fahrern ausgebaut und die Sicherheitstechnik bei den ATVs verbessert werden muss. Auch in den Vereinigten Staaten wird diese Diskussion seit langer Zeit geführt.
Vor einiger Zeit hat sich dort die Anzahl schwerer Quad-Unfälle reduziert, nachdem Trends dazu geführt haben, dass Quads vermehrt mit Autositzen, Sicherheitsgurten und Überrollbügeln ausgestattet werden.
So steigen in den USA die Verkäufe der Side-by-Sides-Modelle (Quads mit Beifahrersitz) kontinuierlich an.
Das Fazit
Ob das Quad privat gekauft oder ausgeliehen ist, jeder Fahrer sollte darauf achten, sich nicht selbst zu überschätzen. Fehlt die Fahrpraxis, sollte sich genügend Zeit genommen werden, das eigene Fahrzeug kennenzulernen. Auch wenn der Lenker dem eines Motorrads ähnlich sieht, funktioniert die eigentliche Bedienung doch anders. Wird beim Motorrad durch Drehen des Griffs Gas gegeben, so muss beim Quad ein Hebel bzw. Knopf mit dem rechten Daumen gedrückt werden.
Gerade die Kurvenlage ist für Anfänger häufig ungewohnt – wer diese ohne Vorsicht und mit Selbstüberschätzung angeht, riskiert einen Unfall. Dabei ist es nicht möglich, die Fliehkräfte durch den Oberkörper so auszugleichen, wie es beim Motorrad der Fall ist. Dadurch kippt das Quad bei unvorsichtigen Fahrmanövern schnell zur Seite. Der Helmpflicht sollte grundsätzlich immer nachgekommen werden. Wer diese Sicherheitshinweise befolgt und sich die Zeit nimmt, sich an sein Quad zu gewöhnen, dem steht eine spaßige Quadtour nach der anderen bevor.
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Hallo,
welche Strafe gibt es für zu groß dimensionierte Reifen??
Guten Tag,
Mir ist zu Ohren gekommen, dass man am Quad auch normale KFZ Nummerschilder anbringen kann, anstatt Motorradnummernschilder.
ist dies Zulässig?
lg
Markus
Guten Abend ,
ich möchte wissen ob ich an meinen Quad zwingend ein Nummernschild vorne und hinten führen muss oder ob da die gleichen Regeln wie beim Motorrad gelten, dass ein Hecknummernschild ausreicht ? Ich stelle diese frage , da ich schon oft gesehen habe , dass viele Quadfahrer vorne keins befestigt haben.
MfG
Yannik
Hallo Yannik,
gemäß § 10 FZV Abs. 5 müssen Kfz stets ein Kennzeichen an Vorder- und Rückseite haben haben. Bei Krafträdern genügt die Rückseite. Quads zählen zu den Kfz, weshalb auch hier beide Kennzeichen erforderlich sind.
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