MPU bestanden: Den Führerschein zurückerobern!
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2025
Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Ein positives MPU-Gutachten ist der Schlüssel zur Wiedererlangung des Führerscheins

Beharrliche Geschwindigkeitsüberschreitungen, Alkohol oder Drogen am Steuer, Teilnahme an illegalen Autorennen… bei bestimmten Delikten verlangen die Behörden von den Verkehrssündern die Teilnahme an einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Diese gilt als Schreckgespenst der Autofahrer, da sie hohe Durchfallquoten aufweist.
Sie haben es geschafft und die MPU bestanden? Wie geht‘s jetzt weiter? Wann erhalten Sie Ihre Fahrerlaubnis zurück und welche Probleme können auftreten?
Hier erfahren Sie, was eine bestandene MPU nach sich zieht, welche Schritte auf Sie zukommen, welche Fristen einzuhalten sind und warum nicht jeder nach einer erfolgreich abgeschlossenen MPU seinen Führerschein wiederbekommt.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: MPU bestanden
Nein. Vielmehr müssen Sie einen Antrag auf Neuerteilung bei der zuständigen Behörde stellen, da Ihr altes Führerscheindokument nicht mehr gültig ist.
In der Regel benötigen Sie Ihren Personalausweis, ein biometrisches Passbild, eine Sehtestbescheinigung, ein Führungszeugnis, einen Nachweis über den Erste-Hilfe-Kurs, das positive MPU-Gutachten sowie Unterlagen über den Führerscheinentzug (falls vorhanden).
Es dauert normalerweise zwischen zwei und fünf Wochen, bis Ihnen das positive MPU-Gutachten zugestellt wird.
MPU bestanden? Auf zur Führerscheinstelle!
Wenn Sie die MPU erfolgreich bestanden und das entsprechende Gutachten erhalten haben, können Sie zur zuständigen Führerscheinstelle gehen und den Bericht dort vorlegen. Ihr Sachbearbeiter überprüft diesen und erteilt Ihnen anschließend die Fahrerlaubnis zurück.
Sofern das Gutachten eindeutig ausfällt, erfolgt die Prüfung des Berichts unmittelbar vor Ort. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Ihr brandneues Führerscheindokument sofort erhalten und mitnehmen können.
Auf diese Wartezeiten müssen Sie sich einstellen
Wie schnell können Sie loslegen? Zunächst gilt es abzuwarten, bis die MPU-Stelle Ihr positives Gutachten versendet. Dies dauert in der Regel zwischen zwei und fünf Wochen. Erhalten Sie nach Ablauf dieses Zeitraumes keine Post, sollten Sie bei der entsprechenden Stelle nachhaken.
Vor Beginn der MPU haben Sie die Möglichkeit zu entscheiden, ob die Prüfer das Gutachten direkt zur Führerscheinstelle schicken dürfen, oder ob Ihnen zwei Exemplare zugesandt werden sollen. Experten empfehlen die zweite Variante. Sollten Sie nämlich die MPU nicht bestehen, erhalten die Behörden darüber keine automatische Information.
Mit einem vorläufigen Führerschein vorliebnehmen
Trotz aller Ungeduld können Sie, nachdem Sie die MPU bestanden haben, Ihren Führerschein nicht sofort abholen. Das Dokument muss nämlich zunächst in der Bundesdruckerei angefertigt werden. Dies dauert in der Regel zwei bis vier Wochen.
Sie können allerdings einen vorläufigen Führerschein direkt vor Ort beantragen. Diesen erhalten Sie meist sofort ausgehändigt, so dass Sie ab diesem Zeitpunkt an wieder mobil sind.
Nur Teile der MPU bestanden?
Für die Führerscheinstelle ist nur relevant, ob Ihr gesamtes MPU-Gutachten positiv ausfällt. Hierfür müssen Sie alle Bestandteile der Untersuchung erfolgreich hinter sich gebracht haben. Doch was, wenn nur ein Teil der MPU nicht bestanden wurde?
Hierbei ist besonders relevant, welche Prüfungen Sie nicht sofort bestanden haben. Schätzt Ihr Gesprächspartner Sie im psychologischen Gespräch zum Beispiel nicht als bereit für den Straßenverkehr ein, haben Sie die komplette Untersuchung nicht bestanden.
Anders sieht es aus, wenn Sie beispielsweise bei den MPU-Fragebögen nicht ganz so gut abschneiden, wie von der Prüfstelle gewünscht. In dieser Situation kann sie ein „bedingt geeignetes Gutachten“ ausgeben.
Damit sind Sie weder durchgefallen, noch haben Sie bestanden: Bevor Sie Ihren Führerschein zurückbekommen, müssen Sie eine Nachschulung absolvieren. In der Regel müssen Sie sich zu dem Kurs innerhalb eines Monats anmelden.
Trotz erfolgreicher MPU bekommen Sie Ihren Führerschein nicht?
Sie haben Ihre MPU bestanden aber kein Führerschein wird Ihnen an der Führerscheinstelle ausgehändigt? Unter bestimmten Umständen ist dies in der Tat möglich. Im Folgenden wird erläutert, weshalb erfolgreichen MPU-Absolventen die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis verweigert wird und wie sie diese zurückerlangen können.
Zu lange gewartet: Nochmal zur Fahrschule nach bestandener MPU
Eine MPU ist in der Regel teuer. Dies gilt insbesondere dann, wenn Betroffene sich mithilfe eines entsprechenden Kurses vorbereiten möchten. Im Durchschnitt zahlen MPU-Teilnehmer zwischen 1.600 und 2.000 Euro für die Untersuchung. Nicht jeder kann diesen Betrag sofort aufbringen.
Auch aus anderen Umständen ergibt es sich mitunter, dass die MPU lange nach dem Führerscheinentzug absolviert wird. Lassen sich die Betroffenen damit allzu viel Zeit, erwartet sie an der Führerscheinstelle eine böse Überraschung, nachdem sie die MPU bestanden haben.
Die Behörden können nämlich eine theoretische oder praktische Fahrprüfung zur Bedingung für die Wiedererlangung Ihres Führerscheines erklären. Dies geht allerdings nur, wenn ein langer Zeitraum zwischen dem Fahrerlaubnisentzug und der Wiedererteilung liegt.
Die gesetzliche Grundlage dieser Regelung befindet sich in § 20 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV):
(1) Für die Neuerteilung einer Fahrerlaubnis nach vorangegangener Entziehung oder nach vorangegangenem Verzicht gelten die Vorschriften für die Ersterteilung. […]
(2) Die Fahrerlaubnisbehörde ordnet eine Fahrerlaubnisprüfung an, wenn Tatsachen vorliegen, die die Annahme rechtfertigen, dass der Bewerber die nach § 16 Absatz 1 [Kenntnisse, welche im Rahmen der theoretischen] Fahrprüfung nachgewiesen werden. Anm. des Autors] und § 17 Absatz 1 [Kenntnisse, welche im Rahmen der praktischen Fahrprüfung nachgewiesen werden. Anm. des Autors] erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht mehr besitzt.“
Besaßen Sie mindestens zwei Jahre lang keine Fahrerlaubnis und fuhren Sie innerhalb dieses Zeitraumes kein führerscheinfreies Fahrzeug, sehen die meisten Behörden Handlungsbedarf und ordnen erneute Prüfungen an. Dies ist mit Kosten für den Prüfling verbunden. Gemäß Gebührentarif fallen rund 100 Euro Prüfkosten bei der Wiedererlangung eines Führerscheins der Klasse B an.
Nicht eingehaltene Fristen: So gehen Sie vor
Wenn Verkehrssündern die Fahrerlaubnis entzogen wird, müssen sie diese frühestens drei Monate vor Ablauf der Sperrfrist neu beantragen, wenn sie sich wieder hinters Steuer setzen möchten. Bei der Antragsstellung erfahren einige, dass sie eine MPU absolvieren müssen, um ihren Führerschein zurückzubekommen.
Die Untersuchung ist von Seiten der Führerscheinstelle innerhalb einer bestimmten Frist zu absolvieren. Überschreiten Betroffene diese, wird der Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis abgelehnt. In dieser Situation erhalten Sie auch bei Vorlage Ihres positiven MPU-Gutachtens so schnell keinen neuen Führerschein.
Dazu ist nämlich zunächst eine erneute Beantragung der Fahrerlaubnis notwendig. Dies ist mit einem nicht unerheblichen Zeit- und Geldaufwand verbunden. Gemäß Gebührentarif für Maßnahmen im Straßenverkehr kostet der Antrag zwischen 33 und 256 Euro. Je nach Bundesland und Aufwand variieren die Kosten innerhalb dieses Rahmens.
Weitere Verstöße in der Sperrzeit ziehen Konsequenzen nach sich
Sie haben zwar die MPU bestanden, aber innerhalb der Sperrfrist weitere Vergehen im Straßenverkehr begangen? Auch in diesem Fall erhalten Sie Ihren Führerschein in der Regel nicht unmittelbar nach Abschluss der Untersuchung zurück.
Der häufigste Verkehrsverstoß innerhalb der Sperrfrist ist das Fahren ohne Fahrerlaubnis. Dabei handelt es sich um eine Straftat gemäß § 21 des Straßenverkehrsgesetzes. Hierfür droht neben einer Freiheitsstrafe von einem Jahr oder einer entsprechenden Geldstrafe ebenfalls die Verlängerung Ihrer Sperrfrist.
Auch, wenn Sie die vorab angeordnete MPU bestanden haben, können Sie in dieser Situation nicht sofort wieder hinters Steuer steigen. Neben der längeren Sperrfrist droht zudem – je nach Vorgeschichte – eine neue MPU.
Fazit: „MPU geschafft“ ist nicht immer Synonym mit „Führerschein zurück“
Wird die MPU zur Bedingung gemacht, in naher Zukunft wieder ein Auto fahren zu dürfen, funktioniert die Kausalität nicht rückwärts. Anders gesagt: Erst, wenn Sie eine MPU bestanden haben, bekommen Sie Ihren „Lappen“ wieder – dies muss aber nicht die einzige Bedingung sein.
Folgender Ablauf ist der Regelfall, wenn Sie Ihre MPU bestanden haben:
- Gutachten per Post erhalten – in der Regel innerhalb von zwei bis fünf Wochen nach der Untersuchung
- Bericht der zuständigen Führerscheinstelle vorlegen
- Sachbearbeiter prüft den Bericht
- Wiedererteilung der Fahrerlaubnis
- Vorläufigen Führerschein beantragen – in der Regel wird dieser sofort ausgegeben
- Neues Führerscheindokument per Post erhalten – in der Regel innerhalb von zwei Wochen
Unter diesen Umständen reicht eine positive MPU nicht aus:
- Sie haben die Frist zur Vorlage des MPU-Gutachtens nicht eingehalten. In dieser Situation müssen Sie einen neuen Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis stellen.
- Der Führerscheinentzug liegt mehr als zwei Jahre zurück. In diesem Fall sind oft Fahrprüfungen zu absolvieren.
- Sie sind während der Sperrfrist ohne Fahrerlaubnis gefahren. Hier müssen Sie in der Regel eine erneute Sperrfrist abwarten.
hallo
führerscheinentzug wg Alkohol:bekomm ich diesen wieder obwohl ich schon 70 bin?
Hallo Manfred,
das kann nur die Fahrerlaubnisberhörde entscheiden. Diese prüft den Einzelfall.
Die Redaktion von bussgeldkatalog.org