VW-Rückruf – Wichtige Informationen für Betroffene
Letzte Aktualisierung am: 11. September 2024
Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Was passiert bei einer Rückrufaktion?
Kaum eine Nachricht hat im vergangenen Jahr sowohl im Wirtschaftsbereich als auch bei den deutschen Bürgern für so viel Furore gesorgt wie der Skandal um Abgasmanipulationen bei VW. Die Informationen, die nach und nach ans Tageslicht kamen, sorgten für einen immensen Imageschaden für den berühmten und erfolgreichen Autohersteller Volkswagen.
Mit Hilfe einer Abschalteinrichtung konnten Fahrzeuge von VW auf dem Prüfstand mit niedrigen Abgaswerten glänzen. Im normalen alltäglichen Fahrbetrieb auf der Straße jedoch waren diese Werte bis um das Vierzigfache erhöht. Eine der Folgen dieses Betruges besteht darin, dass das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt – kurz KBA – angeordnet hat, dass VW einen Rückruf für betroffene Modelle starten soll, bei dem die Probleme behoben werden.
Dies ist jedoch nicht die einzige Rückrufaktion, die VW im Laufe der vergangenen Jahre starten musste. In regelmäßigen Abständen werden technische Probleme entdeckt, die behoben werden müssen. Was bedeutet eine solche Rückrufaktion bei VW jedoch für Fahrzeughalter?
Wie erfahren Sie, welche Autos – zum Beispiel der VW Passat oder Golf – betroffen sind? Müssen Sie dem VW-Rückruf zwingend Folge leisten? Was war Ursache für den VW-DSG-Rückruf? Betroffene finden in folgendem Ratgeber Antworten auf diese und weitere Fragen.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: VW-Rückruf
In der Regel werden die Fahrzeughalter von VW angeschrieben und über den Rückruf informiert.
Die Kosten werden in der Regel komplett vom Autohersteller übernommen.
U. a. haben Probleme am Direktschaltgetriebe oder Verarbeitungsmängel bei einigen Fahrzeugen sowie der Abgasskandal bei Volkswagen zu einem Rückruf geführt. Welche Diesel unter anderem von den Manipulationen betroffen sind, erfahren Sie hier.
Weil im Herbst 2015 entdeckt wurde, dass in diesen eine illegale Software installiert war, die die Abgaswerte der Fahrzeuge manipulierte. Dadurch stießen die Diesel auf dem Prüfstand erheblich geringere Emissionen aus als beim tatsächlichen Einsatz auf der Straße. Wegen dieser unerlaubten Technik musste Volkswagen für seine Diesel einen Rückruf starten. Betroffen waren insbesondere Modelle mit einem Motor der Baureihe EA 189.
VW-Rückruf – Ein Fall aus der jüngeren Vergangenheit
Obwohl Fahrzeuge auf Herz und Nieren getestet werden, bevor sie auf den Markt kommen und verkauft werden können, bleibt es häufig nicht aus, dass einige Zeit später, oftmals erst nach monate- oder sogar jahrelangem Betrieb, Probleme auftauchen. Diese sind dann nicht auf einzelne Fahrzeuge beschränkt, sondern tauchen bei einer ganzen Reihe von baugleichen Kfz auf.
Bei einem solchen Serienfehler wird vom Hersteller eine Rückrufaktion gestartet, im Zuge derer der Defekt behoben werden soll. Die Reparaturen werden für den Kunden kostenlos in einer dafür autorisierten Werkstatt durchgeführt und sollen dafür sorgen, dass die Sicherheit des Fahrzeugs gewährleistet bleibt.
VW-Rückruf des DSG-Getriebes
Für viel Furore sorgte in den Jahren 2012 und 2013 die VW-Rückrufaktion des DSG-Getriebes – die Abkürzung DSG steht in diesem Zusammenhang für “Direktschaltgetriebe”. Rund 1,6 Millionen mit dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ausgestatteten Fahrzeugen wurden weltweit insgesamt in die Werkstatt beordert, was den bis dahin größten Rückruf der Konzerngeschichte darstellte. Hinzu kamen noch rund 800.000 VW Tiguan, bei denen eine Sicherung im Lichtsystem ausgetauscht werden musste.
Vor allem im feucht-warmen Klima Asiens war es bei betroffenen Fahrzeugen zu Problemen gekommen, da das eingesetzte synthetische Öl zu Funktionsstörungen führte. In Europa wurden zwar keine derartigen Probleme auf Grund der anderen klimatischen Bedingungen befürchtet, trotzdem ließ VW auch dort das bisher verwendete Öl gegen mineralisches austauschen.
Bin ich von einem Rückruf betroffen?
Wird ein offizieller VW-Rückruf gestartet, werden die betroffenen Fahrzeughalter in der Regel angeschrieben und über den vorliegenden Defekt informiert. Bei groß angelegten Aktionen berichten üblicherweise auch die Medien darüber. Liegen schwerwiegende Sicherheitsmängel vor, wird außerdem eine Anordnung vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilt.
Sind Sie sich unsicher, können Sie jedoch auch auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite von VW überprüfen, ob für Ihr Fahrzeug eine Rückrufmeldung vorliegt – dies wird vom Unternehmen “Feldmaßnahme” genannt.
In die Suchmaske müssen Sie die Fahrzeug-Identifikationsnummer (FIN) – umgangssprachlich auch Fahrgestellnummer genannt – eingeben. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus 17 Buchstaben und Zahlen, mit welcher ein jedes Kfz eindeutig identifiziert werden kann.
Diese können Sie zum einen der Zulassungsbescheinigung Teil I – dem ehemaligen Fahrzeugschein – entnehmen. Dort finden Sie die FIN im Feld mit der Bezeichnung “E”. Zum anderen ist diese auch am Fahrzeug selbst – je nach Hersteller beispielsweise im Motorraum oder an der Karosserie – angebracht.
Liste von aktuellen VW-Rückrufaktionen
Der folgenden Liste können Sie entnehmen, welche Rückrufaktionen von VW seit Anfang des Jahres 2020 unter anderem zu vermelden waren:
Modell (betroffener Produktionszeitraum) | Defekt | Maßnahme | Veröffentlichung |
---|---|---|---|
ID (2020) | Plötzlicher Luftverlust der Reifen | Kontrolle und ggf. Austausch | Januar 2023 |
Caddy (2021 bis 2022) | Querlenker kann durch Fertigungsfehler brechen | Kontrolle und ggf. Austausch | November 2022 |
Touran (2005 bis 2015) | Berstender Gastank | Kontrolle und ggf. Austausch der Gasflaschen sowie Änderung am Unterbodentragerahmen | Juni 2022 |
Tiguan (2021) | Eingeschränkte Bremsleitung | Kontrolle und ggf. Nachziehen der Verschraubung der Bremsleitung | November 2021 |
Passat, Golf (2020) | Unzureichende Abdichtung des Gasgenerators | Austausch Gasgenerator | Oktober 2021 |
Jetta, Tiguan (2020) | Fehlerhafte Verschweißung des Sitzgestells | Kontrolle und ggf. Austausch der Rohrrahmen der Vordersitze | Februar 2021 |
Touran, Tiguan, Golf, T-Roc (2020) | Ablösung der Bremspedalplatte | Austausch des Bremspedals | Dezember 2020 |
Tiguan (2020) | Fehlerhafter Verstellmechanismus der Vordersitze | Kontrolle und ggf. Austausch der Rückenlehnen | September 2020 |
Golf (2019 bis 2020) | Funktionsfehler beim Notrufassistenten | Softwareupdate | Juni 2020 |
*Alle Angaben ohne Gewähr
Warum hat Volkswagen nach dem Abgasskandal einen Rückruf in Deutschland gestartet?
Bereits Mitte Oktober 2015 – also rund einen Monat nachdem der Skandal um die Abgasmanipulation ans Licht kam – hat das KBA den VW-Rückruf von rund 2,4 Millionen Dieselfahrzeugen in Deutschland angeordnet.
Als Begründung hierfür wird angegeben, dass es sich zwar nicht um einen Sicherheitsmangel handelt, wie er ansonsten bei Rückrufaktionen üblich ist, es sich bei der verwendeten Software jedoch um eine unzulässige Technik handelt.
Dies wird durch die Verordnung (EG) Nr. 715/2007 mit dem Titel “Über die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen hinsichtlich der Emissionen von leichten Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen (Euro 5 und Euro 6) und über den Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen für Fahrzeuge” gesetzlich festgelegt.
Welche Modelle sind von der Rückrufaktion von VW betroffen?
Die vom VW-Rückruf in Deutschland betroffenen Diesel-Motoren gehören zur Baureihe EA 189, erfüllen die Abgasnorm Euro 5 und wurden im Zeitraum von 2009 bis 2014 in Neuwagen eingebaut. Hierbei handelt es sich um folgende Motoren:
- 1,2 Liter Hubraum
- 1,6 Liter Hubraum
- 2,0 Liter Hubraum
Hierbei ist zu beachten, dass sich der Rückruf nicht auf Volkswagen-Modelle beschränkt. Auch in Fahrzeugtypen der Tochterunternehmen Audi, Škoda und Seat wurden die Motoren, die mit der verbotenen Abschalteinrichtung ausgestattet sind, verbaut.
Überprüfung im Internet
Wie können Sie aber nun herausfinden, ob Ihr Fahrzeug vom Rückruf bei VW betroffen ist? Sie haben die Möglichkeit, dies online zu überprüfen. Alle vier Automarken haben hierfür eigene Webseiten eingerichtet. Die Links finden Sie hier:
- Webseite von Volkswagen (www.volkswagen.de)
- Webseite von Audi (www.audi.de)
- Webseite von Škoda
- Webseite von Seat
Um zu ermitteln, ob Ihr Fahrzeug – beispielsweise ein Golf oder Passat – am VW-Rückruf teilnehmen muss, ist in der jeweiligen Suchmaske die Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) einzugeben.
Die ersten drei Ziffern der Fahrzeug-Identifikationsnummer stehen für den Kraftfahrzeughersteller. Für die betroffenen Marken sind dies die folgenden:
- Volkswagen: WVG
- Volkswagen Nutzfahrzeuge: WV1/WV2
- Audi: WAU
- Škoda: TMB
- Seat: VSS
Weitere Möglichkeiten
Eine weitere Möglichkeit, um zu überprüfen, ob Ihr Auto vom VW-Rückruf betroffen ist, besteht darin, direkt beim Händler nachzufragen. Bringen Sie am besten die Fahrzeugpapiere mit, damit Ihre Anfrage schnell beantwortet werden kann.
Des Weiteren hat VW eine eigene Hotline eingerichtet, bei der Sie telefonisch nachfragen können, ob Ihr Fahrzeug am Rückruf teilnehmen muss. Die Telefonnummer lautet 0622/4681 3500. Hier können sowohl VW- als auch Audi-Besitzer anfragen, ob ihr Auto betroffen ist.
Für einen schnellen Überblick können Sie auch die folgende Tabelle nutzen. Vom VW-Rückruf sind unter anderem folgende Modelle betroffen:
Hersteller | Modelle |
---|---|
Volkswagen | Passat, Tiguan, Golf, Scirocco, Polo, Amarok, Caddy, Jetta, Beetle |
Audi | A1, A3, A4, A5, A6, TT, Q3, Q5 |
Škoda | Fabia, Rapid, Yeti, Octavia, Roomster |
Seat | Ibiza, Leon, Toledo, Altea |
*Alle Angaben ohne Gewähr
Welche Umbauten werden bei der Rückholaktion von VW vorgenommen?
Beim VW-Rückruf werden je nach Motor verschiedene Maßnahmen nötig. Für den Großteil der betroffenen Diesel-Fahrzeuge – nämlich die 1,2- und 2,0-Liter Motoren der Baureihe EA 189 – wird lediglich ein Software-Update nötig. Dieses wird in der Werkstatt etwa 30 bis 45 Minuten in Anspruch nehmen und soll die bisherige Abgasmanipulation des Motors unterbinden und dafür sorgen, dass die gültige Abgasnorm erfüllt wird.
Bei den 1,6-Liter-Motoren wird, neben dem Update der Software, außerdem der Einbau eines Kunststoff-Teils durchgeführt. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Strömungsgleichrichter, welcher in den Luftansaugtrakt eingesetzt wird. Dieses zusätzliche Bauteil soll dafür sorgen, dass die angesaugte Luft beruhigt wird.
Hierdurch sollen die Messungen des dahinterliegenden Luftmassenmessers genauer werden, was wiederum dazu führt, dass der Verbrennungsvorgang sauberer abläuft. Laut Angaben von VW dauert dieser Einbau inklusive des Updates der Software etwa 45 Minuten bis eine Stunde.
Im folgenden Video wird noch einmal kurz und knapp erklärt, wie das Update der Software am Fahrzeug genau funktioniert.
Wie gestaltet sich der Ablauf vom VW-Auto-Rückruf?
Bei der Volkswagen-Rückrufaktion werden nicht alle Fahrzeuge gleichzeitig in die Werkstätten gerufen. Vielmehr werden die Maßnahmen – je nach Modell – schrittweise durchgeführt. Dies ist zum einen nötig, weil die hiermit beauftragten Betriebe die Umrüstung einer solch großen Anzahl von Kfz nicht auf einmal bewältigen können.
Zum anderen müssen die Umbauarbeiten für jedes betroffene Modell zunächst vom Kraftfahrt-Bundesamt genehmigt werden. Beim VW Passat kam es hierbei beispielsweise schon zu Verzögerungen. So war zunächst geplant, dass der VW-Rückruf für dieses Modell Ende Februar bis Anfang März des Jahres 2016 starten sollte. Doch erst am 03. Juni – also rund drei Monate später als geplant – gab das KBA die nötige Freigabe.
Müssen an Ihrem Fahrzeug im Zuge des Rückrufs Veränderungen vorgenommen werden, bekommen Sie zunächst einen Brief vom Hersteller, in dem Ihnen diese Information mitgeteilt wird. Es folgt ein zweites Schreiben, in dem Sie dazu aufgefordert werden, einen Termin mit einer Werkstatt zu vereinbaren.
Die durch den VW-Rückruf nötigen Umbaumaßnahmen können in einer beliebigen Vertragswerkstatt sowie einigen wenigen autorisierten Servicebetrieben durchgeführt werden. Freie Werkstätten sind hiervon ausgenommen, dürfen die Reparatur also nicht vornehmen.
Allerdings müssen Sie sich in den meisten Fällen auf eine etwas längere Wartezeit einstellen, bis Sie einen Termin bekommen. Für die rund 2,4 Millionen Fahrzeuge, die in die Deutschland betroffen sind, stehen beim VW-Rückruf rund 2.200 Werkstätten zur Verfügung. Für alle autorisierten Betriebe stellt die Aktion also eine besonders große Herausforderung dar, die neben dem normalen Alltagsgeschäft durchgeführt werden muss.
Häufige Fragen betroffener Autobesitzer nach dem Abgasskandal
Der Skandal rund um die Abgasmanipulationen bei VW hat bei den meisten Kunden große Besorgnis ausgelöst und viele Fragen rund um das Thema der Rückrufaktion aufgeworfen. Nachfolgend wollen wir die wichtigsten davon beantworten.
Kommen durch die Rückrufaktion für VW-Diesel Kosten auf mich zu?
Nein, alle anfallenden Kosten, die der VW-Rückruf zum Diesel- bzw. Abgasskandal verursacht, werden vom Hersteller übernommen.
Haben die Manipulationen und die Umbaumaßnahmen Auswirkungen auf mein Fahrzeug?
Das Fahrzeug ist sicher und kann bedenkenlos gefahren werden. Außerdem erlischt die Betriebserlaubnis durch die Umbauten bei der VW-Diesel-Rückrufaktion nicht. Dies wäre nur der Fall, wenn es hierdurch zu einer Gefährdung käme oder die Maßnahmen zu höheren Abgas- oder Geräuschemissionen führen würden.
Des Weiteren müssen Sie auch nicht damit rechnen, dass sich die Kfz-Steuer erhöht. Diese wird nämlich auf Grundlage des Hubraums sowie des CO2-Ausstoßes ermittelt. Die Emission von Stickoxiden, um die es beim VW-Skandal geht, hat hierbei keinen Einfluss. Ob bereits erteilte Umweltplaketten weiterhin gültig sind, bleibt nach Angaben des NRW-Umweltministers Johannes Remmel fraglich.
Steht mir eine Entschädigung zu?
In den USA wurden Kunden bereits Schadensersatzzahlungen zugesichert. Grundsätzlich steht Ihnen auch in Deutschland aufgrund der Manipulation nach dem VW-Rückruf eine Entschädigung zu. Allerdings sind viele Ansprüche mittlerweile verjährt. Ob Sie wegen dem VW-Skandal und der Rückrufaktion noch Schadensersatz erhalten können, können Sie durch einen Anwalt prüfen lassen.
Kann ich in Zukunft beim Kauf eines Gebrauchtwagens erkennen, dass dieser umgerüstet wurde?
Ja, ob ein VW-Diesel von einem Rückruf betroffen und entsprechend umgerüstet wurde, wird zum einen im Serviceheft sowie in der elektronischen Fahrzeughistorie vermerkt. Zum anderen wird von der Werkstatt ein Aufkleber am Fahrzeug – meist in der Mulde für das Reserverad – angebracht, der darauf hinweist, dass dieser Diesel vom VW-Rückruf betroffen war.
Drohen Konsequenzen, wenn ich dem Aufruf zum VW-Rückruf nicht folge?
Ignorieren Sie den Rückruf, werden Sie nach einer bestimmten Zeit erneut vom Hersteller bzw. vom KBA daran erinnert, dass die Umbaumaßnahmen noch nicht durchgeführt wurden und ein Termin mit einer Werkstatt auszumachen ist. Laut Angaben von VW ist die Umrüstung bis Ende des Jahres 2017 kostenlos möglich.