Freilernen in Deutschland: Ist Unschooling legal?

Von Murat Kilinc

Letzte Aktualisierung am: 28. August 2025

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Bußgeldkatalog zum Freilernen

Wie hoch das Bußgeld ausfallen kann, ist in den Schulgesetzen der Bundesländer festgehalten. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht zu den möglichen Sanktionen:

Verstoß Bußgeld
Baden-Württembergbis 1.000 €
Bayernbis 1.000 €
Berlinbis 2.500 €
Brandenburgbis 2.500 €
Bremen*bis 500 € (für Schüler)
bis 1.000 € (für Eltern)
Hamburg*bis 1.000 €
Hessen*bis 1.000 €
Mecklenburg-Vorpommern*bis 2.500 €
Niedersachsenbis 1.000 €
Nordrhein-Westfalenbis 1.000 €
Rheinland-Pfalzbis 1.500 €
Saarland*bis 1.000 €
Sachsenbis 1.250 €
Sachsen-Anhaltbis 1.000 €
Schleswig-Holsteinbis 1.000 €
Thüringenbis 1.500 €
* Ahndung als Straftat möglich: Geldstrafe bis 180 Tagessätze oder Freiheitsstrafe bis 6 Monate

FAQ: Freilernen in Deutschland

Wie funktioniert Freilernen?

Beim Freilernen richtet sich das Erlangen von Wissen und Bildung nach den Interessen, den Fähigkeiten und dem Tempo des Kindes. Es gibt keine Schule, keine Lehrpläne und keine festen Unterrichtszeiten. Der Unterricht findet praktisch überall im Alltag statt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ist Freilernen in Deutschland erlaubt?

Nein. Das Freilernen ist in Deutschland illegal. Es gibt eine Schulpflicht, die in der Regel mit der Anwesenheit in der schulischen Einrichtung einhergeht. 

Mit welchen Bußgeldern müssen Freilerner rechnen?

Die Höhe der Bußgelder ist vom Bundesland abhängig. Es können Summen von bis zu 2.500 Euro drohen. Zudem sind auch Geld- und Freiheitsstrafen möglich. Eine Übersicht zu möglichen Sanktionen finden Sie in der Tabelle hier

Was ist Freilernen bzw. Unschooling? Wie geht das?

Freilernen in Deutschland: Wie funktioniert das?
Freilernen in Deutschland: Wie funktioniert das?

In Deutschland besteht eine allgemeine Schulpflicht. Diese liegt im Verantwortungsbereich der Schulgesetze der jeweiligen Bundesländer und beträgt in der Regel zwölf Jahre. Hierin eingeschlossen sind sowohl die Zeit in der Grundschule als auch an den weiterführenden Schulen und den Berufsschulen.

Trotz bestehender Schulpflicht suchen Eltern aus verschiedenen Gründen nach Alternativen für ihre Kinder. Das Freilernen oder auch Unschooling genannt, stellt eine solche dar. Doch ist das Freilernen in Deutschland erlaubt? Was ist Unschooling per Definition eigentlich und gibt es Wege, das Freilernen legal in Deutschland auszuüben? Das betrachten wir in den nachfolgenden Abschnitten näher. 

Das Freilernen ist ein Konzept, das die selbstbestimmte Bildung außerhalb schulischer Vorgaben in den Mittelpunkt stellt. Da das Lernen unabhängig von Lernplänen oder schulischen Vorgaben stattfinden soll, wird das auch als „Unschooling“ bezeichnet. Wörtlich übersetzt heißt es „Unschulung“, bedeutet an sich so viel wie außerschulisches Lernen.

Grundsätzlich umfasst das Freilernen auch in Deutschland alle Arten von Wissensbeschaffung. Unschooling findet online genauso statt wie im Garten oder bei Radtouren. Denn das Konzept beinhaltet auch den Grundsatz, dass Bildung immer und überall stattfinden kann. So soll Kindern die Möglichkeit gegeben werden, sich selbstständig zu entwickeln und zu lernen, was sie möchten. Das Tempo des Lernens sowie die Inhalte richten sich nach den jeweiligen Fähigkeiten und Interessen des Kindes. 

Vermittelt werden die Inhalte dann durch Eltern oder andere Familienmitglieder. In organisierten Kreisen gibt es auch sogenannte Lernbegleiter, die jedoch keine Lehrer sind.

Zusammengefasst beinhaltet Freilernen sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern folgende Grundpfeiler:

  • Bildung ohne Schule
  • Kinder suchen sich Interessengebiete
  • Lernen und Aneignung von Bildung ohne Lernplan
  • keine Noten
  • keine festen Unterrichtszeiten
  • Vermittlung durch Eltern, Familie oder Lernbegleiter

Homeschooling oder Freilernen: Wo liegt der Unterschied?

Das Freilernen in Deutschland oder anderen Ländern ist vom sogenannten Homeschooling zu unterscheiden. Letzteres findet in der Regel in Zusammenarbeit mit Behörden und Schulen statt. Es liegt ein Lehrplan vor, der befolgt wird. Beim Homeschooling gibt es ebenfalls Prüfungen und Abschlussarbeit, durch die Schüler Abschlüsse erlangen können. Homeschooling ist also schulisches Lernen in einer anderen Umgebung und mit mehr Freiheiten als in einer Schule. 

Verstoß gegen die Schulpflicht hat Konsequenzen

In Deutschland ist Unschooling nicht legal. Bei einem Verstoß gegen die Schulpflicht drohen Bußgelder.
In Deutschland ist Unschooling nicht legal. Bei einem Verstoß gegen die Schulpflicht drohen Bußgelder.

Ist das Freilernen ohne Schule erlaubt? Die eindeutige Antwort lautet hier: nein. Denn Freilernen ist in Deutschland illegal. Jedes Kind unterliegt der Schulpflicht und muss eine schulische Einrichtung besuchen. Ob das nun eine staatliche, private oder eine in freier Trägerschaft ist, wird den Eltern überlassen. Wichtig ist, dass in Deutschland andere Arten der Bildung nicht zu einem Abschluss führen und somit auch für eine Ausbildung oder ein Studium nicht herangezogen werden können.

Die Einhaltung der Schulpflicht liegt für minderjährige Schüler bei den Eltern. Bevorzugen sie das Freilernen, kann in Deutschland ein Bußgeld oder in schweren Fällen der Pflichtversäumnis auch eine Geld- oder Freiheitsstrafe drohen

Wird der Verstoß gegen die Schulpflicht als Straftat geahndet, sind Summen von bis zu 180 Tagesätzen oder auch eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten möglich. 

Freilernen: Wo ist das erlaubt? 

Unschooling: Wo das erlaubt ist, hängt von den Landesgesetzen ab.
Unschooling: Wo das erlaubt ist, hängt von den Landesgesetzen ab.

Wenige Länder haben eine so strenge Schulpflicht wie Deutschland. Ähnlich wie Deutschland handhaben das zum Beispiel Schweden, die Türkei oder China. Üblich ist aber eher, dass statt der Schulpflicht eine Bildungs- bzw. Unterrichtspflicht besteht. Das heißt, das vermittelte Wissen richtet sich weiterhin größtenteils nach staatlichen Vorgaben und es finden Leistungskontrollen statt. So kann das Freilernen, wie in Deutschland, auch in anderen Ländern nicht vollumfassend erlaubt sein.

Unschooling kann in Europa aber in verschiedenen Ländern möglich sein. Eltern müssen sich also immer mit den jeweiligen örtlichen Gesetzen befassen. Gänzlich ohne Kontrollen oder staatliche Registrierung ist das Freilernen außerhalb von Deutschland eher selten möglich. So erlaubt beispielsweise Indien diese Art des Lernens als Alternative mit sehr wenigen Regulierungen. Auch in Dänemark ist das eine anerkannte Unterrichtsform.

In der Großzahl der Länder ist eher Homeschooling erlaubt. So unter anderem auch in folgenden:

  • Australien
  • Belgien
  • Dänemark
  • Frankreich
  • Großbritannien
  • Irland
  • Italien
  • Kanada
  • Luxemburg
  • Mexiko
  • Neuseeland
  • Niederlande
  • Philippinen
  • Spanien
  • Südafrika
  • Taiwan
  • Thailand
  • USA

Über den Autor

Murat Kilinc (Rechtsanwalt)
Murat Kilinc

Der Fachanwalt für Verkehrsrecht Murat Kilinc ist dank seines Expertenwissens dazu in der Lage, die Leser von bussgeldkatalog.org umfassend über Themen rund um den Verkehr - wie etwa das Verkehrszivilrecht sowie das Verkerhrsstrafrecht - aufzuklären. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bremen. Sein Referendariat führte den heutigen Geschäftsführer der rightmart Verden Rechtsanwalts GmbH an das OLG Celle sowie in den Landgerichtsbezirk Verden.

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