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EU-Reimport: Ein Auto kaufen zum Schnäppchenpreis?

Von Meike Z.

Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Kleinwagen, Kombi oder SUV: Ist ein EU-Reimport die richtige Wahl?

Auto aus einem Land der EU: Beim Neuwagen-Reimport ist einiges zu beachten.
Auto aus einem Land der EU: Beim Neuwagen-Reimport ist einiges zu beachten.

Im Jahr 2016 hat ein durchschnittlicher Neuwagen laut Angaben des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen rund 31.400 Euro gekostet. Laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit liegt demgegenüber das deutsche Durchschnittsgehalt für Vollzeitbeschäftigte bei etwa 3.000 Euro.

Fast ein Jahr lang muss der Durchschnittsdeutsche demnach allein für einen Neuwagen arbeiten gehen. Auch wenn Möglichkeiten der Autofinanzierung es vielen Autokäufern mittlerweile möglich machen, den Traumwagen in Raten abzubezahlen, suchen doch viele noch nach besonderen Optionen, um beim Erwerb eines neuen Autos zu sparen.

Bei der Suche nach günstigen Neuwagen stolpern viele Autofans über Fahrzeuge, die als EU-Reimport gekennzeichnet sind. Was zeichnet diese Autos aus? Warum ist ein Neuwagen als EU-Reimport oft so viel günstiger? Hat das vermeintliche Schnäppchen auch einen oder mehrere Haken? Diese und weitere Fragen beantworten wir im folgenden Ratgeber.

FAQ: EU-Reimport

Was ist unter einem EU-Reimport zu verstehen?

Fahrzeuge, die in Deutschland produziert wurden, sind zum Verkauf ins EU-Ausland überführt worden. Erwirbt ein deutscher Käufer das Fahrzeug und wird es zurück überführt, wird das EU-Reimport genannt.

Sind Reimport-Neuwagen preiswerter?

Ja, in der Regel liegen Reimport-Neuwagen im Preis unter einheimischen Neuwagen, da Preisniveau jeweiligen EU-Landes gilt.

Hat ein EU-Reimport Nachteile?

Der Verwaltungsaufwand für die Rücküberführung kann sich als sehr aufwendig erweisen. Käufer sollten immer sicherstellen, dass auch wirklich alle Papiere beim Kauf übergeben werden.

Was ist ein EU-Reimport eigentlich?

Eigentlich ist es ganz einfach: EU-Reimport-Fahrzeuge werden in Deutschland hergestellt, sind aber für den Export ins europäische Ausland vorgesehen. Sie werden nach der Fertigstellung ins Ausland gebracht. Erwirbt ein deutscher Käufer das Auto und wird es zurück nach Deutschland gebracht, handelt es sich um einen Reimport.

Neben einem EU-Reimport gibt es auch Import-Autos. Diese wurden nicht in Deutschland, sondern im Ausland für den jeweiligen Markt hergestellt. Werden diese Autos dann nach Deutschland verkauft, handelt es sich um Import-Fahrzeuge.

Warum ist ein Auto als EU-Reimport günstiger?

Reimport aus der EU kaufen: Ein Neuwagen kann 30 bis 40 Prozent günstiger sein.
Reimport aus der EU kaufen: Ein Neuwagen kann 30 bis 40 Prozent günstiger sein.

Ein EU-Reimport-Neuwagen wird also in Deutschland gebaut, dann ins Ausland gebracht und danach zurück ins Land der Herstellung transportiert. Laien mögen nun vielleicht davon ausgehen, dass für den doppelten Transport hohe Kosten anfallen, die auf den Anschaffungspreis aufgeschlagen werden und die Kosten dadurch erhöhen. Dem ist jedoch nicht so. Wenn Personen einen Neuwagen als EU-Reimport kaufen, liegen die Preise teilweise bis zu 30 Prozent, manchmal sogar bis zu 40 Prozent unter dem deutschen Niveau für das gleiche Modell.

Doch wodurch lässt sich der Neuwagen-Rabatt erklären? Warum ist ein in einem anderen Land der EU gekauftes Auto als Reimport so viel günstiger? Sind diese Fahrzeuge etwa von einer schlechteren Qualität? Nein, durch die Herstellung lässt sich der Preisunterschied nicht erklären. Ein EU-Reimport wird in der gleichen Fabrik hergestellt wie das Modell, welches von Vornherein für den Verkauf in Deutschland gebaut wird. Es werden auch die gleichen Materialien verwendet.

Wie kommt also der günstigere Preis für ein EU-Reimport-Auto zustande? Hierbei sind zwei wichtige Faktoren zu beachten. Zunächst lässt sich feststellen, dass das Preisniveau in vielen anderen Ländern weit unter dem deutschen liegt. Nur, wenn die Autobauer ihre Fahrzeuge zu einem niedrigeren Preis anbieten, können sie diese in Ländern, in denen die Menschen im Durchschnitt weniger Geld zur Verfügung haben, auch verkaufen. Auf Grund der dortigen geringeren Kaufkraft ist also ein Neuwagenmodell beispielsweise in Polen um einiges günstiger als in Deutschland.

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Punkt, welcher für den niedrigeren Anschaffungspreis von EU-Reimport-Autos sorgt, liegt in steuerlichen Unterschieden begründet. Kaufen Sie in Deutschland einen Neuwagen, müssen Sie die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent entrichten. In vielen anderen Ländern der EU liegt der Prozentsatz jedoch um einiges höher. Die folgende Auflistung zeigt beispielhaft einige Länder und die dort zu entrichtende Mehrwertsteuer:

  • Belgien, Lettland, Litauen, Niederlande, Spanien, Tschechische Republik: 21 Prozent
  • Italien, Slowenien: 22 Prozent
  • Polen, Portugal: 23 Prozent
  • Finnland, Griechenland: 24 Prozent
  • Dänemark, Kroatien, Schweden: 25 Prozent
  • Ungarn: 27 Prozent
Wenn Sie einen Neuwagen als EU-Reimport kaufen, müssen Sie die Mehrwertsteuer in Deutschland entrichten.
Wenn Sie einen Neuwagen als EU-Reimport kaufen, müssen Sie die Mehrwertsteuer in Deutschland entrichten.

Viele Laien mögen sich nun fragen, wieso ihnen dies beim Sparen helfen soll. Die Erklärung ist einfach: Kaufen sie ein EU-Reimport-Auto, müssen deutsche Abnehmer die anfallenden Steuern nicht im Land des Erwerbs, sondern in Deutschland entrichten. Es fällt also nur die deutsche Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent an.

Neben der Mehrwertsteuer trägt noch eine andere Art der steuerlichen Belastung zum Sparpotenzial von EU-Reimport-Fahrzeugen bei. In vielen Ländern wird zusätzlich eine sogenannte Zulassungssteuer erhoben. Wie sich diese bemisst, variiert je nach Staat. In Dänemark liegt diese etwa bei 105 bzw. 180 Prozent, in Kroatien ist sie beispielsweise vom Kaufpreis und dem CO2-Ausstoß des Fahrzeuges abhängig. In Belgien wiederum sind Hubraum und Alter des Fahrzeugs die maßgeblichen Einflussgrößen.

Damit sich die Käufer trotz dieser teilweise äußerst hohen steuerlichen Belastung den Erwerb eines neuen Autos leisten können, werden die Nettopreise dementsprechend gesenkt und liegen teilweise stark unter dem deutschen Niveau.

Wussten Sie schon? Es gibt nur wenige Länder innerhalb der EU, in welcher ein niedrigerer Mehrwertsteuersatz als in Deutschland angesetzt wird. Hierzu gehören Luxemburg (17 Prozent) sowie Malta (18 Prozent).

EU-Fahrzeuge als Reimport: Achten Sie auf die Ausstattung!

Wenn es ein EU-Reimport-Auto in Ihre engere Auswahl schafft, ist einiges zu beachten. Zwar sind die Fahrzeuge, wie bereits erwähnt, nicht qualitativ minderwertig, jedoch können sich die Ausstattungsmerkmale voneinander unterscheiden. Nicht in jedem Land haben die Käufer nämlich die gleichen Ansprüche an ein Auto wie in Deutschland.

Wenn Sie ein Auto als EU-Reimport beim deutschen Händler kaufen, entfällt der Aufwand für Überführung & Co.
Wenn Sie ein Auto als EU-Reimport beim deutschen Händler kaufen, entfällt der Aufwand für Überführung & Co.

Da ein Auto als Reimport aus der EU für den jeweiligen ausländischen Markt hergestellt wird, kommt es zur Anpassung der Ausstattung anhand der Kundenwünsche des jeweiligen Landes. In den wärmeren südeuropäischen Staaten, beispielsweise Spanien oder Portugal, gehört eine Klimaanlage in der Regel zur Grundausstattung. Kaufen Sie ein EU-Reimport-Fahrzeug aus einem solchen Land, können Sie also davon ausgehen, dass es über ein solches Extra verfügt. In den nordeuropäischen Ländern, etwa Finnland und Schweden, werden Klimaanlagen hingegen weniger nachgefragt. Dafür gehören spezielle Winterpakete hier zur Basisausstattung.

Des Weiteren ist zu beachten, dass sich die Sicherheitsbestimmungen in vielen Ländern von den deutschen unterscheiden. Während das Antiblockiersystem (ABS) oder das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP)in Deutschland zum Standard gehört, ist es in der Basisausstattung in anderen Ländern nicht enthalten. Auch die elektronische Wegfahrsperre, die von vielen deutschen Versicherungen gefordert wird, ist nicht in jedem Land Teil der Standardausstattung.

Beachten Sie: Bei EU-Reimport-Autos kann es außerdem der Fall sein, dass eingebaute Navigationssysteme oder Bordcomputer nicht über eine deutsche Menüführung bzw. Sprachausgabe verfügen. Hierüber sollten Sie sich vor dem Kauf erkundigen.

Günstiger Pkw aus der EU: Hat ein Reimport-Auto auch Nachteile?

Auch wenn Sie auf den ersten Blick viele Euro bei einem Reimport-Auto sparen können, so hat der Kauf eines solchen Fahrzeugs nicht nur Vorteile. Sie können einen EU-Reimport-Wagen entweder direkt im Ausland oder aber in Deutschland über einen entsprechenden Händler kaufen. Entscheiden Sie sich für die erste Variante, geht dies mit einem hohen Aufwand einher.

Beim Kaufvertrag ist zu beachten, dass diesem das im Kaufland geltende Recht zugrunde liegt. Außerdem müssen Sie damit rechnen, dass Sie keine Ausführung in deutscher Sprache erhalten. Es empfiehlt sich also, wenn Sie der Sprache nicht mächtig sind, den Vertrag von einer anderen Person übersetzen zu lassen.

Bei der Übergabe ist darauf zu achten, dass Ihnen alle nötigen Papiere überreicht werden. Anschließend ist die Überführung nach Deutschland zu organisieren. Hierzu benötigen Sie in der Regel ein Ausfuhr- oder Überführungskennzeichen des jeweiligen Landes. Ein deutsches Kennzeichen dieser Art wird im Ausland nicht anerkannt. Die Überführung auf einem Autotrailer ist hingegen problemlos möglich.

Auto aus der EU: Ein Pkw-Reimport hat nicht nur Vorteile.
Auto aus der EU: Ein Pkw-Reimport hat nicht nur Vorteile.

In Deutschland angekommen muss dann die Zulassung in Angriff genommen werden. Hierzu müssen alle nötigen Dokumente vorlegen. Zu diesen gehören unter anderem:

Über den Autor

Meike
Meike Z.

Meike hat ihren Master-Abschluss im Fach Linguistik an der Universität Paderborn erworben und ist seit 2016 Teil des bussgeldkatalog.org-Teams. Dabei besteht ihr Anspruch darin, Informationen unter anderem zu Kfz-Versicherungen und zur Autofinanzierung leicht verständlich aufzubereiten.

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11 Kommentare

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  1. Tanja
    Am 10. Januar 2023 um 23:08

    Hallo, ich möchte mir einen Hyundai i 20 kaufen in der Beschreibung steht
    LANDERVERSION: POLEN
    könnt ihr mir sagen ob bzw wo der Unterschied zwischen der deutschen Version ist?
    Kann ich das Auto bedenkenlos kaufen oder sollte ich die Finger davon lassen?
    Ist vom Händler.

    vielen Dank für Eure Antworten

  2. Rattakräsch
    Am 7. August 2021 um 11:15

    Wasserstoff verbrennt sauber, das ist richtig. Aber wo kommt der Wasserstoff her? Dessen Herstellung braucht viel Energie. Ausreichend Solar- und Windkraftanlagen haben wir nicht und werden wir nie haben. Ende vom Lied, wir tun mit unseren regenerativen Energien nach außen mal ganz auf öko, steigen aus Kohle und Atom aus, können unseren Energiebedarf aber nicht decken und importieren doch wieder dreckigen Strom. Das ist doch alles nach außen hui und innen pfui.
    Da können wir tüfteln was wir wollen, das Problem ist ein ganz anderes: die Erde ist überbevölkert und die meisten der ökologischen Schweine dieser Welt haben ein Luxusproblem. Nur Verzicht auf Luxus und Nachwuchs will keiner hören.

  3. Cronnberg
    Am 21. Juli 2021 um 21:59

    Hallo, liebe Leute, schon was von Wasserstoffantrieb gehört? Wurde schon im 2. WK verwendet…..E-Autos sind bald nur mehr Schrott, wenn sich Wasserstoff hoffentlich durchsetzt. BMW hat ja schon eine X5 Versuchsreihe laufen. Also abwarten…..

  4. Norbert B.
    Am 26. August 2020 um 21:46

    Hallo, bei dem immer wieder angegebenen Durchschnittverdienst handelt es sich meiner Meinung nach entweder um Aufschneider oder um Bundestagsabgeordnete, die Ihre Gehälter mit einem Menschen der arbeiten muss ( z.B
    Krankenschwester, Gerüstbauer, Schlosser, Kindergärtne(in), und und und…. mischen und dann zu diesen utopischen Monatsgehältern von teilweise über 3000€ kommen ( und das soll sogar noch Netto sein) – also-in die Politik ( wenn sie dich lassen) oder laaaange für ein Fahrzeug sparen . P.s. Ein E- Fahrzeug dürfte max. 10.000 € kosten! Was ist am Motor schon dran??

  5. Andreas
    Am 1. Juli 2020 um 14:24

    Ich beabsichtige ein Gebrauchtwagen Bj. 2019 (BMW) bei einem Gebrauchtwagenhändler zu kaufen. Der Händler gibt an, dass es sich bei dem PKW um eine “Deutsche Ausführung” handelt. Heißt das, dass der PKW nicht aus dem Ausland importiert wurde? Zählt die Herstellergarantie auch weiterhin (hier sollte es bis 2022 sein), obwohl ich das Fahrzeug bei einem Gebrauchtwagenhändler kaufen möchte?

  6. Klugscheißer
    Am 8. Juni 2019 um 20:39

    Echt jetzt? Wie wird hier in den ersten beiden Absätzen gerechnet? Das Durchschnittsgehalt mag richtig sein, aber das ist doch nicht NETTO! Demnach kann es der Durchschnittsdeutsche auch nicht sparen. Das Durchschnittseinkommen lag/liegt bei ca. 1.900€. Wenn ich also davon nicht mein Leben bezahlen muss (also sehr theoretisch), dann muss für ne 31.400€-Kiste 16,5 Monate sparen…real eher das Doppelte, also ca. 2,5 Jahre…

  7. Ultimate
    Am 12. März 2019 um 21:23

    Reserverad gehört zur Standardausstattung? … bei welcher Marke genau? ;)

  8. Boy, A.
    Am 8. September 2018 um 9:04

    Moin, wenn ich ein EU Fahrzeug bei einem Händler in D kaufe, ist da eine Gewährleistungsgarantie enthalten oder entfällt diese direkt ( 5 Jahre bei Neufahrzeug Hyundai z.B. )
    Muß ich die MWST. zusätzlich abführen oder ist die in den ausgewiesenen Endpreisen enthalten.
    MfG Boy

  9. Matthias R.
    Am 12. August 2018 um 14:48

    Hallo Leute,
    ich habe bereits 2 importfahrzeuge gekauft. Das die Fahrzeuge gleich sind, ist wohl nicht ganz richtig. Mir ist aufgefallen das
    bei einem Großteil Import b.z.w. Re Import kein Unterbodenschutz sowie Hohlraumkonservierung vorhanden ist. Ebenso fehlt
    Beispielsweise der Unterfahrschutz für Motorraum. Oft genug fehlen auch Reserverad,Bordwerkzeug u.s.w. (Deutsche Standartausrüstung).
    Also bitte, erst richtig alles Überprüfen dann Kommentieren.
    Viel Spaß in Zukunft beim Autokauf.

  10. Dr.Jan R.
    Am 5. Mai 2018 um 13:23

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich möchte einen neuen PKW als Reimport kaufen (z.B. Audi, Skoda, Mercedes, VW ). Können Sie mir einen günstigen und
    seriösen Importeur empfehlen ? Es geht um MwSt – Nachlass , Gebühren ,Provision und andere Ausgaben ).

    Freundlichen Dank und Gruß

    j.r.

    • bussgeldkatalog.org
      Am 28. Mai 2018 um 13:25

      Hallo Dr. Jan R.,

      wir können Ihnen hier leider keine Kaufberatung anbieten. Erkundigen Sie sich am besten bei einem Autohändler nach seriösen Importeuren.

      Die Redaktion von bussgeldkatalog.org

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