Was der Forschungsbericht zum Fahren ohne Fahrerlaubnis verrät

News von Murat Kilinc

Veröffentlichungsdatum: 9. Dezember 2025

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Forschungsbericht Nr. 99 der Unfallforschung der Versicherer (UDV) gibt eine umfassende Analyse zum Fahren ohne Fahrerlaubnis. Die Studie befasst sich mit zentralen Fragen zu dieser Straftat. Sie zeigt, wer am häufigsten zum Täter wird und weshalb diese Personen ohne gültige Fahrerlaubnis am Straßenverkehr teilnehmen. Die wichtigsten Punkte haben wir für Sie zusammengefasst.

Wer sind die Täter laut Forschungsbericht?

Im Forschungsbericht zum Fahren ohne Fahrerlaubnis sind die Täter meist Männer zwischen 30 und 40 Jahren.
Im Forschungsbericht zum Fahren ohne Fahrerlaubnis sind die Täter meist Männer zwischen 30 und 40 Jahren.

Die erste Überraschung der Studie betrifft die Demografie der Täter. Das Problem ist keineswegs ein Phänomen der Jugendkultur. Statistisch gesehen spielen Jugendliche und Heranwachsende eine untergeordnete Rolle. Laut Forschungsbericht wird das Fahren ohne Fahrerlaubnis überwiegend von erwachsenen Männern zwischen 30 und 40 Jahren begangen. Frauen treten bei diesem Delikt statistisch kaum in Erscheinung – über 90 Prozent der Täter sind männlich.

Noch wichtiger ist die Erkenntnis über die Vorgeschichte dieser Männer. In den seltensten Fällen handelt es sich um Personen, die niemals eine Fahrerlaubnis erworben haben. Vielmehr sind es erfahrene Autofahrer, denen die Fahrerlaubnis entzogen wurde. Der Führerscheinentzug resultiert aus vorangegangenen, schweren Delikten, Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sowie wiederholten, gravierenden Verkehrsverstößen. Laut Forschungsbericht ist anschließendes Fahren ohne Fahrerlaubnis somit größtenteils keine isolierte Tat, sondern lediglich ein Folgedelikt.

Welche Motive dominieren beim Fahren ohne Fahrerlaubnis?

Warum aber setzen sich diese Menschen trotz eines bestehenden Fahrverbots oder Entzugs der Fahrerlaubnis wieder hinter das Steuer und riskieren damit empfindliche Strafen? Die Studie identifiziert hier weniger eine kriminelle Energie als Hauptgrund, sondern vielmehr eine empfundene Zwangslage. Viele Betroffene geben an, beruflich zwingend auf das Fahrzeug angewiesen zu sein. Für Selbstständige, Handwerker oder Berufskraftfahrer wird der Verlust des Führerscheins oft mit dem Verlust der kompletten wirtschaftlichen Existenz gleichgesetzt.

Der Forschungsbericht zum Fahren ohne Fahrerlaubnis kritisiert die MPU und die dabei anfallenden Kosten.
Der Forschungsbericht zum Fahren ohne Fahrerlaubnis kritisiert die MPU und die dabei anfallenden Kosten.

Hinzu kommt eine psychologische Komponente. Viele Täter trennen strikt zwischen der juristischen Erlaubnis (dem Führerschein) und ihrer tatsächlichen Befähigung (der Fahrkompetenz). Die innere Rechtfertigung lautet häufig, dass sie das Autofahren ja seit Jahren beherrschen, ihnen lediglich das Papier fehlt. Diese Einstellung senkt die Hemmschwelle erheblich.

Der Forschungsbericht zum Fahren ohne Fahrerlaubnis wirft zudem einen kritischen Blick auf den Weg zurück zur Legalität. Die einzelnen Schritte zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis würden eine unüberwindbare Barriere darstellen.

Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) wird von vielen Betroffenen nicht als Hilfe zur Verhaltensänderung, sondern als finanzielle Falle wahrgenommen. Die hohen Kosten für die Begutachtung, notwendige Abstinenznachweise und seriöse Vorbereitungskurse übersteigen oft die finanziellen Möglichkeiten der Betroffenen.

Weil das Geld für die teure MPU fehlt, sehen sich viele gezwungen, weiterhin illegal mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie bleiben im Straßenverkehr aktiv, begehen täglich neue Verstöße oder Straftaten und entfernen sich immer weiter von der Möglichkeit, jemals wieder legal am Straßenverkehr teilzunehmen.

Welche Lösungsansätze schlägt der Forschungsbericht beim Fahren ohne Fahrerlaubnis vor?

Gemäß § 21 StVG ist das Fahren ohne Fahrerlaubnis eine Straftat, die mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet wird. Auch das Fahrzeug kann als Tatmittel eingezogen werden. Dennoch kommt der Forschungsbericht zum Fahren ohne Fahrerlaubnis zu folgendem Schluss: Reine Strafverschärfungen zeigen bei Betroffenen kaum abschreckende Wirkung, da sie das Risiko als minimal einschätzen und überwiegend aus Ausweglosigkeit heraus handeln.

Um die Verkehrssicherheit nachhaltig zu erhöhen, empfehlen die Autoren der Studie daher einen Strategiewechsel weg von reiner Repression hin zu lösungsorientierten Maßnahmen:

  • Re-Legalisierung fördern: Das Ziel muss sein, Täter zurück in die Legalität zu holen. Finanzielle und bürokratische Hürden für die Wiedererlangung des Führerscheins, insbesondere bei der MPU, sollten gesenkt werden, um den „illegalen Dauerzustand“ zu beenden.
  • Ursachenorientierte Intervention: Da Suchtprobleme zu den eigentlichen Auslösern für den Führerscheinverlust gehören, erweisen sich Therapie- und Beratungsangebote oft als wirksamer als reine Haftstrafen.
  • Bessere Aufklärung: Insbesondere bei ausländischen Mitbürgern herrscht oft Unwissenheit über die Pflicht zur Umschreibung von Führerscheinen. Hier könnten gezielte Informationskampagnen präventiv wirken und laut Forschungsbericht das Fahren ohne Fahrerlaubnis verhindern.

Infografik: Der Teufelskreis beim Fahren ohne Fahrerlaubnis

Quellen und weiterführende Links

Über den Autor

Murat Kilinc (Rechtsanwalt)
Murat Kilinc

Der Fachanwalt für Verkehrsrecht Murat Kilinc ist dank seines Expertenwissens dazu in der Lage, die Leser von bussgeldkatalog.org umfassend über Themen rund um den Verkehr - wie etwa das Verkehrszivilrecht sowie das Verkerhrsstrafrecht - aufzuklären. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bremen. Sein Referendariat führte den heutigen Geschäftsführer der rightmart Verden Rechtsanwalts GmbH an das OLG Celle sowie in den Landgerichtsbezirk Verden.

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