Ursachen und Folgen von Aggression im Straßenverkehr

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 24. August 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wie kommt es zu Aggressionen im Straßenverkehr?

Wer seine Aggression im Straßenverkehr auslebt, muss mit Konsequenzen rechnen.
Wer seine Aggression im Straßenverkehr auslebt, muss mit Konsequenzen rechnen.

Der Wind weht rauer auf deutschen Straßen. So zumindest fällt bei den meisten deutschen Kraftfahrern das Urteil aus, wenn sie über Aggression im Straßenverkehr nachdenken. Es wird gedrängelt, geschnitten, die Lichthupe soll andere Verkehrsteilnehmer zusätzlich unter Druck setzen.

Wer sind diese Verkehrsrowdys? Als Stereotyp gelten männliche Autofahrer im mittleren Alter in schwarzen S-Klasse-Wagen. Doch so einfach ist das nicht. Tatsächlich gibt es keine feste Personengruppe, die ihre Aggression im Straßenverkehr auslebt. Im Grunde kann eigentlich jeder unter bestimmten Umständen zum Rowdy werden und andere Kraftfahrzeugführer bedrängen.

Dieser Ratgeber informiert Sie über das Thema „Aggression im Straßenverkehr”. Sie erfahren, welche Konsequenzen es für aggressives Verhalten gibt und wie es vermieden werden könnte.

FAQ: Aggression im Straßenverkehr

Welche Sanktionen können auf aggressives Verhalten im Straßenverkehr folgen?

Es kann sein, dass die Betroffenen zur medizinisch-psychologischen Untersuchung geschickt werden. Falls das aggressive Fahrverhalten als Nötigung gewertet wird, ist auch eine Geld- oder Freiheitsstrafe möglich.

Wie verhalten Sie sich gegenüber aggressiven Verkehrsteilnehmern?

Verzichten Sie darauf, dem Raser oder Drängler einen Denkzettel zu verpassen und bewahren Sie Ruhe. Merken Sie sich aber auch das Kennzeichen sowie ggf. das Gesicht des Fahrers, um den Vorfall später erforderlichenfalls anzeigen zu können.

Welche Maßnahmen können gegen Aggression im Straßenverkehr unternommen werden?

Die Autoindustrie setzt auf autonomes Fahren und erhofft sich, den Verkehr dadurch künftig sicherer zu machen. Es gibt aber auch Verkehrsplanungskonzepte, die die Kommunikation zwischen Autofahrern verbessern sollen.

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Verkehrsrowdys: Aggressiv im Verkehr

Die starke Unterschreitung des Sicherheitsabstands gilt alt aggressives Verhalten im Straßenverkehr.
Die starke Unterschreitung des Sicherheitsabstands gilt alt aggressives Verhalten im Straßenverkehr.

Es gibt keine feste Gruppe von Menschen, denen Aggression im Straßenverkehr vorgeworfen werden kann. Zum Drängler oder Raser kann eigentlich jeder werden. Dies liegt zum Teil daran, dass der Straßenverkehr häufig mit dem Rennsport-Gedanken belegt ist. Es geht darum, am schnellsten sein Ziel zu erreichen. Wer die freie Fahrt behindert, weil er beispielsweise „zu langsam“ unterwegs ist, wird oftmals Opfer von Aggression im Straßenverkehr. Nicht selten kommt es zur Nötigung.

Es wird nah aufgefahren, bewusst der Sicherheitsabstand missachtet, beleidigt, wild gestikuliert, die Lichthupe oder sogar die akustische Hupe betätigt, um deutlich zu machen: Du bist im Weg. Auf diese Bedrängung reagieren betroffene Autofahrer höchst unterschiedlich.

Manche machen direkt die Spur frei, werden aber ärgerlich, andere verfallen in einen „Jetzt-Erst-Recht“-Reflex. Sie provozieren ebenfalls, indem sie die Spur und ihr Tempo halten und den Weg nicht frei machen. Dadurch verschärft sich die Situation.

Im Grunde können zwei Arten von Aggression im Straßenverkehr unterschieden werden. Das ist

  1. ein affektives, feindseliges Verhalten mit dem Ziel, andere bewusst zu schädigen
  2. instrumentelle Aggression, welche eine Schädigung nur billigend in Kauf nimmt.

Während die erste Form vermutlich nur selten auftritt, ist das Ziel der zweiten die Verfolgung eigener Ziele ohne entsprechende Rücksichtnahme. Diese Form ist daher wesentlich häufiger. Nicht selten sind persönlicher Frust oder Zeitdruck für die Aggression im Straßenverkehr ursächlich.

Aggression im Straßenverkehr:  Welche Konsequenzen hat das?

Drängler und Raser können gemäß Bußgeldkatalog bestraft werden. Wird der Sicherheitsabstand unterschritten, können zum Teil hohe Bußgelder, Punkte und ein Fahrverbot vergeben werden. Auch die überhöhte Geschwindigkeit wird entsprechend sanktioniert. Auf Autobahnen kommen zudem Zivilstreifen zum Einsatz, welche gezielt Jagd auf aggressive Autofahrer machen.

Mit einer aggressiven und riskanten Fahrweise sind die maximalen acht Punkte in Flensburg häufig schnell gesammelt. Die Rowdys müssen dann zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Vermutet die Behörde einen Hang zur Aggression im Straßenverkehr, erhalten sie den Führerschein nur wieder, wenn sie intensiv an diesem Problem gearbeitet haben.

Wie sollten sie auf Aggression im Straßenverkehr reagieren?

Raser und Drängler schlagen gehörig auf das Gemüt, dennoch sollten Sie als Autofahrer die Ruhe bewahren und riskante Fahrmanöver vermeiden. Lassen Sie sich nicht drängen und verfallen Sie nicht in Panik. Provozieren Sie auch nicht weiter, sondern versuchen Sie, die Situation zu entschärfen, indem Sie den Drängler bei der nächsten Gelegenheit passieren lassen.

Wie kann aggressives Verhalten im Straßenverkehr vermieden werden?

Für Aggressionen im Straßenverkehr ist oft Zeitmangel verantwortlich.
Für Aggressionen im Straßenverkehr ist oft Zeitmangel verantwortlich.

Immer wieder wird diskutiert, wie die Aggression im Straßenverkehr minimiert werden kann. Dabei setzen Experten häufig auf die Technik. So sehen viele eine große Chance im autonomen Fahren, bei dem das Auto selbstständig die Geschwindigkeit und den Abstand anpasst. Auch smarte Fahrzeuge, welche die Geschwindigkeit bei Unterschreitung des Sicherheitsabstands automatisch reduzieren, sind denkbar.

Diese Vorschläge sind aber noch Zukunftsmusik. Gegenwärtig scheint die Einführung eines allgemeinen Tempolimits am erfolgversprechendsten zu sein. Durch die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 130 km/h ließe sich die Aggression im Straßenverkehr in den Griff bekommen. Studien haben gezeigt, dass bei homogeneren Geschwindigkeiten das Aggressionspotential allgemein sinkt.

Für Innenstädte wird auch das Konzept von Shared Space diskutiert. Bei diesem Verkehrsplanungskonzept wird auf Verkehrszeichen und Fahrbahnmarkierungen verzichtet, wobei die Vorfahrtsregeln erhalten bleiben. Alle Verkehrsteilnehmer, also egal ob Auto, LKW, Fußgänger oder Kraftrad, gelten aber als gleichberechtigt. Dadurch soll die Kommunikation untereinander erhöht und die Rücksichtnahme erhöht werden.

Über den Autor

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Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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5 Kommentare

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  1. Ninett
    Am 23. Juni 2023 um 17:03

    In Berlin Kreuzberg lebt man als Fussgänger gefährlich. Die grossen Strassen wurden einspurig gemacht um Radwege zu schaffen. Nun rasen die Autos als Umgehung durch die Wohngebiete. 30 fährt hier kaum noch jemand. Regelmässig wird der Zebrastreifen von Autofahrern ignoriert. Heute wurde ich mit meiner 3 Jährigen Tochter beinah von einem Uberfahrer angefahren. Wir waren mitten beim Strasse überqueren, er kam angerast und bog kurzerhand in unsere Strasse ein. Ich brüllte wie am Spiess da er nicht anhielt und auf meine Tochter zufuhr. Er stoppte dann nach Brüllen doch. Ich versteh es einfach nicht. Es macht mich wütend und traurig.

  2. Rudi T
    Am 7. April 2023 um 9:46

    Geredet über die Aggressionen im Straßenverkehr wird scho n so lange ich denken kann.
    Allerdings nimmt die Aggression mit steigender Zahl der Fahrzeuge zu. Es ist wie in einem Hühnerstall ,ist er für 50 Hühner ausgelegt läuft alles , kommen nochmal 50 dazu hacken sich die Hühner die Federn aus.
    Dazu kommt das Fahrzeuge immer mehr Leistung haben und damit Lücken im Verkehr sofort wieder geschlossen werden.
    Abhilfe kann meiner Meinung nach nur , sofortige Höchstgeschwindigkeit 130 km/h, bedeutend höhere Strafen, sofortiger Entzug der Fahrerlaubnis bei Gefährdung und Weiterentwicklungen des autonomen Fahrens, um die Emotionen aus dem Straßenverkehr zu bekommen.

  3. Uwe B
    Am 28. Dezember 2021 um 20:50

    Shared space..
    netter Gedanke..
    die Rücksichtnahme, auf Radfahrende Verkehrsteilnehmer, unter den gegeben Verkehrsregeln in eindeutigen Situationen, geht gegen null.
    Es gibt feste Regeln, aber es interessiert niemanden.
    Selbst in verkehrsberuhigten Bereichen wird dem umweltfreundlichen Verkehrsmittel Fahrrad nicht das Mindestrecht eingeräumt. Als Radfahrer ist man generell in einer unterlegenen Position. Heute ist ein Autofahrer , weil er sich gestört fühlte, in einem ausgewiesenen verkehrsberuhigten Bereich mit Vollgas auf mich zugefahren und hat kurz vor der Kollision abgebremst. Er zeigte mir seine Macht im überlegenen Verkehrsmittel. Solange kein Umdenken abwärtskompatibel stattfindet, wird sich nichts ändern im Straßenverkehr und Menschen werden ihr Leben verlieren.
    Ob bei 180 km/h links auf der Autobahn oder bei 30 km/ h in der Stadt.
    In Frankfurt wird viel getan um dem Rad mehr Raum im Straßenverkehr einzuräumen.
    Leider ist seither die Aggression gegen Radfahrer eher angestiegen.
    Ich bin sowohl Autofahrer als auch Radfahrer, kenne also beide Seiten.
    Ich habe aber noch nie davon gehört, dass ein Radfahrer für den Tod eines Autofahrers verantwortlich ist.
    Das Gegenteil ist leider alltäglich.
    Die Innenstädte wurden ganz selbstverständlich zum Revier der Autofahrer umgewandelt..
    Warum? Ich nutze mein Auto niemals innerstädtisch.. es macht keinen Sinn…
    Gebt die Verkehrsräume an Passanten und Radfahrer zurück..
    Gerne bin ich bereit als Autofahrer höhere Parkgebühren für Anwohner zu akzeptieren und Einschränkungen im innerstädtischen PKE Verkehr in Kauf zu nehmen.
    Die Räume sind zu eng für SUV , Passanten und Radfahrer.
    Übrigens ist es phantastisch, das die Frankfurter Fahrradpolizei Fahrrad fahrende Rotsünder und Rowdys zur Kasse bittet.
    Bitte mehr davon.

    UB

  4. alfred
    Am 24. Oktober 2020 um 20:25

    ich wurde schon angepflaumt weil ich mich an die Geschwindigkeitsbeschränungen gehalten habe, mit Formulierungen wie z.B. “haben Sie einen Getriebeschaden”, oder “Sie fahren wohl im Schongang”.
    Ich fahre nicht standardmäßig 10 km/h schneller als erlaubt. Deshalb bekomme ich solche Sprüche zu hören.
    Und wenn ich bei gelber Ampel anhalte (wie es sich eigentlich gehört), dann bekomme ich oft üble Gesten gezeigt.
    In den 70er Jahren gab es einmal eine “Hallo Partner Welle” initiert vom ADAC. Da ging es friedlicher zu im Straßenverkehr.
    Heute ist Aggression an der Tagesordnung: “jeder Drängler und Raser First”.
    Mann sollte diese Drängler und Raser aus dem Straßenverkehr entfernen. Dann könnten wir alle wieder sicher von A nach B fahren.
    Die Drängler und Raser müßten dann einfach mit der Bahn fahren, was für die Allgemeinheit sicherer wäre.

  5. Raeuberringer
    Am 16. September 2019 um 2:52

    Wenn es nicht direkt Nötigung ist, weil man z.B. eher beobachtet, wie jemand dauerhaft viel zu schnell fährt oder riskante Spurwechsel etc. vornimmt, die einen nicht selbst betreffen, sollte man bei so etwas die Polizei informieren? Ich stelle mir die Frage, was bringt das am Ende? Die Aussage, der Beschuldigte sei XY km/h zu schnell gefahren, hat von einem Laien wohl kaum Gewicht, ebenso wie ich schlecht Abstandsverstöße auf den Meter genau berechnen kann. “Lohnt” es sich also, bei solchen Fällen überhaupt die Polizei einzuschalten? Es gibt immerhin kein “reckless driving” im Bußgeldkatalog, wie z.B. in den USA.

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