Fahren bei Regen: Wie Sie trotz Gewitter sicher ans Ziel kommen

Von Nicole P.

Letzte Aktualisierung am: 28. November 2024

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Wenn es wie aus Kübeln schüttet

Gelten für das Fahren bei Regen besondere Verkehrsregeln?
Gelten für das Fahren bei Regen besondere Verkehrsregeln?

Manchmal kann sich innerhalb weniger Minuten der ursprünglich strahlendblaue Himmel verdunkeln und ein regelrechter Wolkenbruch prasselt auf die Straßen nieder. Plötzlich ist überall „Land unter“ und die Verkehrsteilnehmer, die gerade unterwegs sind, müssen sich schnell auf die veränderten Bedingungen einstellen.

Dass das Fahren bei Regen eine Herausforderung darstellen kann, belegt unter anderem die Auswertung der Unfälle mit Personenschäden des Statistischen Bundesamtes. So konnte im Jahr 2018 bei 4.710 Kollisionen Glätte durch Regen als Unfallursache festgestellt werden. Dabei wird die Sichtbeeinträchtigung, die ein spontaner Platzregen verursacht, noch nicht einmal berücksichtigt.

Doch welche Vorschriften gelten für das Fahren bei Regen im öffentlichen Straßenverkehr? Ist Autofahren bei einem Gewitter besonders gefährlich? Und worauf sollten Sie achten, wenn Sie mit einem Motorrad oder Fahrrad bei Regen fahren? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der nachfolgende Ratgeber.

FAQ: Fahren bei Regen

Welche Gefahr besteht beim Autofahren während eines Regenschauers?

Der Regen kann sich unter anderem auf die Sicht und den Bremsweg auswirken. Zudem kann Aquaplaning auftreten.

Gilt bei Regen ein anderes Tempolimit?

Beträgt die Sichtweite aufgrund von Regen weniger als 50 m, reduziert sich die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf maximal 50 km/h.

Welche Sanktionen drohen, wenn Autofahrer ihre Fahrweise nicht dem Wetter anpassen?

Wann der Bußgeldkatalog in diesem Fall Geldsanktionen, Punkte in Flensburg oder Fahrverbote vorsieht, zeigt diese Tabelle.

Auszug aus dem Bußgeldkatalog zum Fahren bei Regen

VerstoßBuß­geldPunk­teFahrverbotFVer­botLohnt ein Einspruch?
Geschwindigkeits­überschreitung innerorts bei Sichtweite unter 50 m (mit Pkw)
bis 20 km/h80 €1Hier prüfen **
21 km/h - 25 km/h115 €1Hier prüfen **
26 km/h - 30 km/h180 €1Hier prüfen **
31 km/h - 40 km/h260 €21 Monat1 MHier prüfen **
41 km/h - 50 km/h400 €21 Monat1 MHier prüfen **
51 km/h - 60 km/h560 €21 Monat1 MHier prüfen **
61 km/h - 70 km/h700 €23 Monate3 MHier prüfen **
über 70 km/h800 €23 Monate3 MHier prüfen **
Geschwindigkeits­überschreitung außerorts bei Sichtweite unter 50 m (mit Pkw)
bis 20 km/h80 €1Hier prüfen **
21 km/h - 25 km/h100 €1Hier prüfen **
26 km/h - 30 km/h150 €1Hier prüfen **
31 km/h - 40 km/h200 €1Hier prüfen **
41 km/h - 50 km/h320 €21 Monat1 MHier prüfen **
51 km/h - 60 km/h480 €21 Monat1 MHier prüfen **
61 km/h - 70 km/h600 €22 Monate2 MHier prüfen **
über 70 km/h700 €23 Monate3 MHier prüfen **
Geschwindigkeits­überschreitung innerorts bei Sichtweite unter 50 m (mit Lkw und anderen Kfz über 3,5 t zGG)
bis 15 km/h80 €1Hier prüfen **
16 km/h - 20 km/h160 €1Hier prüfen **
21 km/h - 25 km/h175 €1Hier prüfen **
26 km/h - 30 km/h235 €21 Monat1 MHier prüfen **
31 km/h - 40 km/h340 €21 Monat1 MHier prüfen **
41 km/h - 50 km/h560 €22 Monate2 MHier prüfen **
51 km/h - 60 km/h700 €23 Monate3 MHier prüfen **
über 60 km/h800 €23 Monate3 MHier prüfen **
Geschwindigkeits­überschreitung außerorts bei Sichtweite unter 50 m (mit Lkw und anderen Kfz über 3,5 t zGG)
bis 15 km/h80 €1Hier prüfen **
16 km/h - 20 km/h140 €1Hier prüfen **
21 km/h - 25 km/h150 €1Hier prüfen **
26 km/h - 30 km/h175 €1Hier prüfen **
31 km/h - 40 km/h255 €21 Monat1 MHier prüfen **
41 km/h - 50 km/h480 €21 Monat1 MHier prüfen **
51 km/h - 60 km/h600 €22 Monate2 MHier prüfen **
über 60 km/h700 €23 Monate3 MHier prüfen **

Mit dem Auto im Regen unterwegs: Welche Vorschriften gelten?

Laut StVO ist bei Regen ggf. die Geschwindigkeit zu reduzieren.
Laut StVO ist bei Regen ggf. die Geschwindigkeit zu reduzieren.

Ein plötzlicher Regenschauer kann sich auf vielfältige Weise auf die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr auswirken. So können die vom Himmel herabstürzenden Wassermassen und durch die Reifen von der Straße aufgewirbelte Wasser die Sichtweite erheblich beeinträchtigen. Für diesen Fall sieht die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) bei Regen unter anderem Vorschriften zur Höchstgeschwindigkeit vor. In § 3 Abs. 1 Satz 3 f. StVO heißt es zum Fahren bei Regen:

Beträgt die Sichtweite durch Nebel, Schneefall oder Regen weniger als 50 m, darf nicht schneller als 50 km/h gefahren werden, wenn nicht eine geringere Geschwindigkeit geboten ist. Es darf nur so schnell gefahren werden, dass innerhalb der übersehbaren Strecke gehalten werden kann.

Beläuft sich die Sichtweite aufgrund starker Regenfälle auf weniger als 50 m ist generell nur noch eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 50 km/h zulässig. Aber auch wenn die Beeinträchtigung der Sicht noch nicht so stark ausfällt, kann es erforderlich sein, das Tempo beim Autofahren im Regen zu reduzieren. Denn grundsätzlich ist zum Zwecke der Verkehrssicherheit die Geschwindigkeit den vorherrschenden Sicht- und Wetterverhältnissen anzupassen.

Fahren Sie bei Regen, ist zudem der Abstand anzupassen, schließlich wirkt sich die nasse Fahrbahn auf den Bremsweg aus. Welche Distanz zum Vordermann als angemessen gilt, hängt dabei vor allem von der gefahrenen Geschwindigkeit und den Witterungsverhältnissen ab.

Ein weiterer wichtiger Aspekt fürs das Autofahren bei Regen ist das Licht. So schreibt der Gesetzgeber in § 17 Abs. 3 Satz 1 StVO zum Beispiel vor, dass bei einer Sichtbehinderung durch Regen auch tagsüber das Abblendlicht einzuschalten ist. Darüber hinaus ist auch der Einsatz der Nebelscheinwerfer gestattet.

Ist es gefährlich, wenn Sie bei Gewitter Autofahren? Grundsätzlich bieten die meisten Autos zum Beispiel bei einem Blitzschlag ausreichend Schutz, da die Elektrizität entlang des Fahrzeugs in die Erde geleitet wird. Um das Unfallrisiko weiter zu minimieren, sollten Sie dennoch einen Parkplatz aufsuchen und das Unwetter abwarten.

Was ist Aquaplaning?

Fahren Sie bei starken Regen mit dem Auto, besteht außerdem die Gefahr auf Aquaplaning. Bei diesem Phänomen, welches auch als Wasserglätte bezeichnet wird, bildet sich auf dem Straßenbelag ein Wasserfilm, der sich ähnlich wie ein Keil vor den Reifen aufbaut und dadurch die Haftung reduziert.

Dies kann zur Folge haben, dass beim Fahren bei Regen das Fahrzeug ins Schlingern gerät. Denn durch den Wasserfilm werden Brems- und Lenkkräfte nicht mehr direkt auf die Fahrbahn übertragen. Wie hoch das Risiko für Aquaplaning ist, hängt dabei vor allem von folgenden Faktoren ab:

  • Gefahrene Geschwindigkeit
  • Wassermenge auf der Straße
  • Beschaffenheit der Fahrbahn
  • Zustand der Reifen (Profiltiefe, Reifendruck, etc.)

Wie beim Fahren bei Regen Aquaplaning entsteht, veranschaulicht ebenfalls nachfolgende Grafik:

Infografik: Wie genau entsteht eigentlich Aquaplaning?
Infografik: Wie genau entsteht eigentlich Aquaplaning?
Wichtig! Indem Sie die Geschwindigkeit bei regennasser Fahrbahn reduzieren, beugen Sie Aquaplaning vor. Darüber hinaus sollten Sie sicherstellen, dass die Reifen den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.

Aquaplaning im Video erklärt

Wie können Sie sich vor Aquaplaning schützen?
Wie können Sie sich vor Aquaplaning schützen?

Motorrad- und Radfahren im Regen: Worauf sollten Sie achten?

Was gilt es zu beachten, wenn Sie mit dem Fahrrad bei Regen unterwegs sind?
Was gilt es zu beachten, wenn Sie mit dem Fahrrad bei Regen unterwegs sind?

Nicht jeder Zweiradbesitzer genießt das Fahren bei Regen, schließlich sind diese auf Motorrad und Fahrrad deutlich stärker den verschiedenen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Hierbei kann es sich neben dem Regenschauer von oben unter anderem um starke Winde, Spritzwasser sowie Dreck handeln. Wer sich allerdings trotzdem bei Wind und Wetter raus wagt, sollte verschiedene Tipps beherzigen.

Fahren Sie bei Regen mit dem Motorrad oder Fahrrad, sollten Sie den Fahrstil den Witterungsbedingungen anpassen. Das bedeutet unter anderem auch, die Geschwindigkeit zu reduzieren, auch wenn Sie gerade dann besonders schnell nach Hause wollen. Zudem sollten Sie auf unnötiges Beschleunigen und abruptes Bremsen verzichten.

Um die Sichtbarkeit zu erhöhen, ist beim Motorrad- und Radfahren bei Regen unbedingt das Licht einzuschalten. Darüber hinaus kann auch die passende Kleidung dafür sorgen, dass Sie von anderen Verkehrsteilnehmern leichter gesehen werden. Hierzu können insbesondere Reflektoren beitragen. Gleichzeitig können Sie durch den Einsatz von Regenkleidung zumindest weitestgehend sicherstellen, dass Sie trocken ans Ziel kommen.

Wer mit dem Motorrad bei Regen unterwegs ist, sollte zudem dafür sorgen, dass das Visier des Motorradhelms nicht von Innen beschlägt. Im Fachhandel können Sie dafür spezielle Mittel erwerben.

Nicht zuletzt gilt es auch, auf den Untergrund zu achten. So können mit Regenwasser gefüllte Pfützen leicht auf der Straße vorhandene Senken und Rillen verbergen. Fahren Sie bei Regen in diese hinein, kann dies vor allem auf dem Fahrrad zu einem Sturz führen.

Über den Autor

Nicole
Nicole P.

Seit 2016 verstärkt Nicole die Redaktion von bussgeldkatalog.org. Zuvor absolvierte sie ein Studium der Buchwissenschaft und Kulturanthropologie in Mainz. Zu ihren thematischen Schwerpunkten zählen unter anderem die verschiedenen Aspekte der Verkehrserziehung und Verkehrssicherheit, Verkehrsregeln im Ausland sowie das Zollrecht.

Bildnachweise

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