Das VW-Software-Update im Detail: Was bewirkt das Update genau?
Von bussgeldkatalog.org, letzte Aktualisierung am: 4. März 2021
Schluss mit schmutzig? Dank Software-Update sollen VW-Autos sauberer werden
Der Abgas-Skandal betrifft allein in Deutschland 2,8 Millionen Autos. Der Volkswagen-Konzern manipulierte die Software der Kfz so, dass diese lediglich auf dem Prüfstand niedrige Abgaswerte ausstoßen. Ein von VW konzipiertes Software-Update soll die Manipulation rückgängig machen und dafür sorgen, dass die betroffenen Autos dauerhaft sauber fahren.
Doch was passiert eigentlich, wenn das vom Konzern Volkswagen entwickelte Software-Update aufgespielt wird? Welche Folgen können eintreten? Und muss die Software überhaupt aktualisiert werden?
Im Folgenden erfahren Sie, ob Ihr betroffener VW-Diesel zwingend dem Software-Update unterzogen werden muss und welche Vor- und Nachteile sich aus der Umrüstung ergeben.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: VW-Software-Update
Es soll die Schummelsoftware berichtigen und dafür sorgen, dass das Kfz auch auf dem Prüfstand wieder die realen Abgaswerte hat.
Nein. Sie riskieren aber unter Umständen das Erlöschen der Betriebserlaubnis.
Autofahrer beklagen sich über einige Probleme. Hier finden Sie eine Übersicht.
Funktionsweise des Updates: Das soll die neue Software leisten
Um die Emissionswerte von Autos zu verringern, müssen die Abgase „rückgeführt“ werden, also ganz oder teilweise erneut dem Verbrennungsprozess unterzogen werden. Was bedeutet das? Im Verbrennungsraum des Motors werden Diesel und Sauerstoff eingeführt.
Durch die Verbrennung des Kraftstoffs entstehen Abgase – unter anderem Stickoxid. Diese werden nicht sofort in die Umwelt entlassen, sondern teilweise zurück in den Verbrennungsraum geführt.
Dies reduziert den Sauerstoffanteil und führt – vereinfacht gesagt – zu einer Verminderung des Stickoxid-Ausstoßes. Die in den manipulierten Dieselautos eingesetzte Software definierte zwei Modi der Abgasrückführung:
- Der „Modus 0“ war für den Straßenbetrieb gedacht. In dieser Einstellung werden die Abgase nur in geringem Maße rückgeführt und somit stark stickoxidlastige Abgase abgeführt.
- Der „Modus 1“ ist hingegen für den Prüfstand relevant: Hierbei erhöht sich die Rückführungsrate, sodass weniger Stickoxide ausgestoßen werden.
Das von VW entwickelte Software-Update verhindert die Umschaltung und zwingt den Wagen gewissermaßen, stets im Modus 1 – dem sauberen Modus – zu fahren.
Stickoxide vs. Rußpartikel: In der Zwickmühle
Bei Autos sind unter anderem zwei Arten von Emissionen relevant: Stickoxide und Rußpartikel. Je mehr Abgase rückgeführt werden, desto weniger Stickoxide stößt der Wagen aus – doch umso höher ist der Rußpartikel-Ausstoß. Im Modus 0 stößt ein manipulierter Diesel also nur sehr wenige Rußpartikel aus.
Es gilt also, einen Mittelweg zwischen geringen Stickoxidwerten und niedrigen Rußpartikelausstößen zu erreichen. Laut VW gelingt dem Software-Update genau dieser Spagat:
Unter Optimierung des betriebspunktabhängigen Einspritzdruckes und der Abgasrückführrate kommt es nun in der Teillast zu einer zusätzlichen angelagerten Nacheinspritzung. Durch diese Strategie kann die emittierte Rußmasse ohne NOx-Nachteil gesenkt werden, was zu einer Verbesserung der NOx-Partikel-Trade-off-Kurve führt.“ (VW-Presseabteilung)
VW-Software-Update: Das passiert in der Werkstatt mit den Autos der VW-Kunden
Sie sind von dem Abgas-Skandal betroffen und möchten an der Rückrufaktion teilnehmen? Diese Maßnahmen werden an Ihrem Fahrzeug in der Werkstatt ergriffen:
- Motoren 1.2 TDI und 2.0 TDI: Lediglich das Update wird aufgespielt.
- Motor 1.6 TDI: Das Software-Update wird aufgespielt. Zusätzlich wird ein Luftmassenmesser im Motor eingesetzt.
So muss beispielsweise bei dem Modell VW-Tiguan nur das Software-Update eingespielt werden, da der Wagen stets mit einem 2.0-TDI-Motor ausgestattet. Ein Passat kann hingegen sowohl ein 2.0- als auch ein 1.6-Motor enthalten.
Besteht für betroffene Kunden ein Zwang, das VW-Software-Update ausführen zu lassen?
Trotz zahlreicher drängender Briefe und Aussagen von Werkstätten, dem VW-Konzern oder Hauptuntersuchungsstätten besteht kein Zwang, einen betroffenen Diesel umrüsten zu lassen. Verzichten Sie auf das Update, riskieren Sie allerdings:
- Eine Verteuerung der Kfz-Steuer
- Mängel bei der Hauptuntersuchung/Abgasuntersuchung
- Verlust der Betriebserlaubnis
Führen Kunden hingegen das von VW erstellte Software-Update an Ihrem Diesel durch, verlieren sie dadurch einige Ansprüche gegen den Konzern. Grundsätzlich sind diese Optionen möglich:
- Nacherfüllung: Hiermit ist das Softare-Update gemeint.
- Rücktritt vom Kaufvertrag: Diese Möglichkeit besteht nur, wenn die Nachbesserung nicht innerhalb einer angemessenen Frist erfolgt.
- Rückwirkende Minderung des Kaufpreises: Alternativ zum Rücktritt vom Vertrag ist es unter denselben Umständen für Kunden möglich, den Kaufpreis aufgrund der Wertminderung des Wagens zu mindern.
- Schadensersatz: Liegt ein bezifferbarer Schaden vor – etwa eine Höherstufung in der Steuer oder der Verlust der Umweltplakette – können Betroffene von VW Schadensersatz fordern.
Die Gewährleistungsansprüche sind in der Regel verwirkt, wenn betroffene Autobesitzer das VW-Software-Update durchführen lassen. Weiterhin ist ungeklärt, inwieweit sich das Update auf die Umweltplakette des Autos auswirkt. Diese wird nämlich je nach Rußpartikelaustoß vergeben.
Nach dem VW-Software-Update eine negative Auswirkung bemerkt?
Die EU-Kommission und der VW-Konzern einigten sich Anfang Juni 2017 darauf, eine Art „Extra-Garantie“ nach der Umrüstung der betroffenen Autos zu gewähren.
Das bedeutet, dass Schäden, welche bis zu zwei Jahre nach der Einspielung des Software-Updates aufgrund der Nachrüstung auftreten, kostenlos von VW repariert werden.
Jedoch verkündete VW zeitgleich, es seien dem Konzern keinerlei Probleme bekannt, welche aufgrund des Updates erfolgten.
Demgegenüber steht jedoch die Zusage VWs, bei bestimmten betroffenen Autos in den USA ab 2018 neue Dieselpartikelfilter, NOx-Speicherkatalysatoren und Teile des SCR-Systems kostenlos auszutauschen.
Folgende Probleme sind in Europa infolge des Updates bekannt:
- Höherer Verbrauch
- “Ruckeln“ des Motors
- Störungen/Verstopfungen an den AGR-Ventilen (Abgas-Rückführungsventile)
- Schnellerer Verschleiß des Rußpartikelfilters.
VW-Software-Update durchführen lassen oder nicht? Fazit: Alle Auswirkungen im Überblick
Update durchgeführt | Update nicht durchgeführt | |
---|---|---|
Betriebserlaubnis | Bleibt erhalten | Kann erlöschen |
TÜV | Keine Auswirkungen * | Möglicher Grund, den TÜV nicht zu bestehen |
Mängelgewährleistungsansprüche | Verwirkt ** | Bleiben bestehen |
Leistung/ Verbrauch/ Teileverschleiß | Mögliche negative Auswirkungen | Gleichbleibend |
Stickoxid-Ausstoß | Voraussichtlich innerhalb des gesetzlichen Rahmens | Zu hoch |
Rußpartikel-Ausstoß | Erhöht – mögliche negative Auswirkung auf den Rußpartikelfilter und die Umweltplakette | Gleichbleibend – innerhalb des gesetzlichen Rahmens |
*Für Fahrzeuge mit Euro-4 oder Euro-5-Plaketten kann der erhöhte Rußpartikelausstoß zum Verhängnis werden, da in diesen Klassen eine Abgastrübungsmessung vorgenommen wird.
**Gemäß der Verbraucherzentrale behalten Sie Ihre Ansprüche bei, wenn Sie die Umrüstung nur dann durchführen lassen, wenn die ausführende Werkstatt schriftlich bestätigt, die Reparatur VW zuzurechnen.
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