Kontrolliertes Trinken bei der MPU als Alternative zur Abstinenz
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024
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Was ist kontrolliertes Trinken?
Alkoholkonsum ist im Grunde ein gesellschaftlich anerkanntes Phänomen. Zu den verschiedensten Anlässen wie Hochzeit, Taufe oder Geburtstag ist es üblich, anzustoßen. Menschen, die keinen Alkohol trinken, werden oftmals von den Mitmenschen kritisch beäugt und als langweilig abgetan.
Schwierig wird es dann, wenn aus dem Konsum eine Sucht wird. Alkoholiker genießen einen schlechten gesellschaftlichen Ruf. Ihnen wird mangelnde Selbstkontrolle und Grenzenlosigkeit unterstellt. Häufig leiden die Betroffenen an der Sucht, den Schuldgefühlen und dem Verstecken, welche langsam die verschiedensten Lebensbereiche vergiften.
Wer nicht mehr kontrolliert trinken kann, wird vermutlich früher oder später Probleme mit der Fahrerlaubnisstelle bekommen. Kam es zum Führerscheinverlust, steht dann meist eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) zwischen den Betroffenen und der neuerteilten Fahrerlaubnis. Im Folgenden klären wir, ob bei der MPU kontrolliertes Trinken ausreicht oder ob der Nachweis der Abstinenz erforderlich ist.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Kontrolliertes Trinken
Beim kontrollierten Trinken geht es darum, nur sehr selten Alkohol zu konsumieren und das auch nur nach Plan. Betroffene sollen so lernen, verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen.
Dies kann beispielsweise über eine Haaranalyse oder eine Untersuchung der Leberwerte geschehen.
Auf diese Frage gibt es leider keine pauschale Antwort. Sollten Sie mit mehr als 2,0 Promille erwischt worden sein, wird es Ihnen jedoch wohl kaum möglich sein, die MPU ohne Abstinenznachweis zu bestehen. Die Möglichkeit des kontrollierten Trinkens fällt in einer solchen Situation normalerweise weg.
Kontrollierter Alkoholkonsum vs. Abstinenz
Ein Weg aus dem Alkoholismus ist nach Auffassung vieler Suchtexperten die Abstinenz. Durch den radikalen Verzicht auf Alkohol, welcher auch durch eine psychologische Betreuung begleitet werden kann, erhalten die Betroffenen wieder Kontrolle über ihr Leben. Jeder erneute Konsum von alkoholischen Getränken oder Speisen wird als Rückschritt und „Sünde“ betrachtet. Dadurch wirkt das Verhältnis zu diesem berauschenden Stoff auch als sehr verkrampft und unter Betrachtung der gesellschaftlichen Konventionen als unnatürlich.
Abstinente Menschen befinden sich häufig in einer Rechtfertigungsschleife, was dazu führen kann, dass sich diese zurückziehen. Die Abstinenz verlangt nämlich von Süchtigen ein hohes Maß an Selbstkontrolle – insbesondere dann, wenn Alkohol nahezu frei verfügbar ist.
Einen anderen Ansatz in puncto Alkohol verfolgt kontrolliertes Trinken. Hierbei geht es nicht nur darum, lediglich weniger zu trinken, sondern tatsächlich den Konsum von Alkohol bewusst und kontrolliert zu gestalten. Trinken betroffene Personen Alkohol, passiert dies nicht zufällig sondern nach Plan. Zudem erhalten die Menschen, die das Programm zum kontrollierten Trinken absolvieren, als Hilfe eine verhaltenspsychologische Begleitung.
Ziel des kontrollierten Konsums ist es, das Verhältnis zum Alkohol zu normalisieren. Allerdings verlangt dies auch viel Selbstkontrolle von den Betroffenen. Studien haben gezeigt, dass langfristig nur die wenigsten weiterhin kontrolliertes Trinken betreiben. Die Rückfallquote steigt mit der Zeit.
Wogegen bei Abstinenz häufiger eine positive Ausrichtung in der Lebensgestaltung zu beobachten ist. Letztlich kommt es allerdings stets auch auf die Person und ihre Umstände an, ob Abstinenz oder kontrolliertes Trinken geeignet ist.
Wird bei der MPU kontrolliertes Trinken akzeptiert?
Die Frage, ob Sie für die MPU abstinent leben müssen oder ob kontrolliertes Trinken eine Alternative darstellt, lässt sich nicht einfach beantworten. Abhängig ist dies stets vom Einzelfall und den besonderen Umständen, die zur MPU geführt haben.
Lag Ihr Promillewert über 2,0 Promille werden Sie es vermutlich schwer haben, mit kontrolliertem Trinken die MPU zu bestehen. Gleiches gilt bei einem fortgeschrittenen Alter, da sich hier bestimmte Verhaltensgewohnheiten meist bereits verfestigt haben. Auch der Zeitpunkt der Alkoholfahrt kann wichtig für die Frage sein, ob kontrolliertes Trinken für Sie überhaupt in Frage kommt. Wurde tagsüber bzw. wochentags bereits getrunken, deutet dies auf eine fortgeschrittene Alkoholproblematik hin. Gleiches gilt für Wiederholungstäter.
Ob Sie mit MPU mit kontrolliertem Trinken bestehen, hat auch damit zu tun, in wie weit Sie sich mit Ihren Fehlern und Ihrer Suchtproblematik auseinander gesetzt haben. Kontrolliertes Trinken kann hierbei nur ein Baustein sein.
Kurz und Knapp: Was bedeutet kontrolliertes Trinken?
- Sehr geringer Konsum. Nur so viel, dass noch keine Symptome einer Alkoholisierung feststellbar sind. Für Männer z. B. eine Flasche Bier pro Trinkanlass.
- Es gibt nur sehr seltene Anlässe, in denen mehr getrunken werden darf.
- Spontanes Trinken ist tabu. Es geht darum planvoll zu trinken. Sie müssen wissen, wann Sie was und wie viel trinken.
- Zwischen den Trinkterminen liegen große zeitliche Abstände (ca. drei bis vier Wochen).