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Punktesystem in Frankreich: Wie funktioniert es?

Von Dörte L.

Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wer sammelt Punkte in Frankreich?

Punkte werden in Frankreich von einem Guthabenkonto abgezogen.
Punkte werden in Frankreich von einem Guthabenkonto abgezogen.

Nicht nur Deutschland vergibt für Verstöße und Straftaten im Straßenverkehr Punkte. Auch einige unserer europäischen Nachbarn führen ein Register mit Punkten und ahnden Verstöße entsprechend. So ist beispielsweise ein solches Punktesystem in Frankreich etabliert.

Punkte werden in Frankreich ebenfalls je nach Schwere der Tat vergeben. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zum System in Deutschland. Welcher das ist und wann in Frankreich Punkte für deutsche Fahrer relevant werden, betrachtet der nachfolgende Ratgeber näher.

Des Weiteren führt er Beispiele auf, bei welchen Verstößen mit wie vielen Punkten zu rechnen ist und betrachtet, wann diese verfallen und was Reisende in diesem Zusammenhang wissen sollten. Darüber hinaus zeigt der Artikel auch auf, was Fahrer tun können, um ihr Punkteguthaben nach einem Abzug wieder aufzubessern.

FAQ: Punktesystem in Frankreich

Gibt es in Frankreich ein Punktesystem in Bezug auf Verkehrsverstöße?

Ja, auch in Frankreich haben Verkehrsteilnehmer ein Punktekonto, welches bei Verkehrsordnungswidrigkeiten oder Straftaten belastet wird.

Werden Punkte in Frankreich addiert oder abgezogen?

In Frankreich werden Punkte bei Verkehrsverstößen von einem Guthabenkonto abgezogen. Wie viele Punkte für bestimmte Tatbestände abgezogen werden, lesen Sie hier.

Gelten französische Punkte auch in Deutschland?

Nein, Punkte aus Frankreich können nicht nach Deutschland übertragen werden.

Punkte sammeln ist in Frankreich passé

Das Punktesystem in Frankreich unterscheidet sich von dem in Deutschland.
Das Punktesystem in Frankreich unterscheidet sich von dem in Deutschland.

Das Punktesystem von Frankreich ist im Konzept anders angelegt als das deutsche. Fahrer sammeln durch Verkehrsverstöße keine Punkte, sondern müssen welche abgeben. Denn jeder Fahrer, der in Frankreich einen Führerschein erhält, beginnt mit einem Punkteguthaben. In der Regel sind das sechs Punkte, die in den ersten drei Jahren des Führerscheinbesitzes auf 12 ansteigen, sofern kein Verstoß begangen wird.

Halten sich Verkehrsteilnehmer nicht an die geltenden Verkehrsregeln, werden vom Guthaben Punkte abgezogen. Je nachdem was für eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat vorliegt, ist die Anzahl der abgezogenen Punkte unterschiedlich hoch. In der Regel werden ein bis sechs Punkte abgezogen. Führt ein Verstoß dazu, dass das Punktekonto bei null angelangt ist, hat das gemäß dem Punktesystem in Frankreich ein Fahrverbot von sechs Monaten zur Folge. Darüber hinaus wird der Führerschein ungültig.

Sind auf dem Punktekonto weiterhin Punkte vorhanden, wird dieses wieder aufgestockt, wenn gewisse Fristen abgelaufen sind. Je nach Verstoß kann das sechs Monate bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Allerdings ist eine Gutschrift von Punkten nur dann möglich, wenn innerhalb der Frist kein weiterer Abzug hinzukommt bzw. der Führerschein aufgrund eines Verkehrsverstoßes nicht seine Gültigkeit verliert.

Sicherheitstraining tut dem Punktekonto gut

Wer im Punktesystem von Frankreich sein Konto aufbessern oder ausgleichen möchte, kann freiwillig an einem Verkehrssicherheitstraining teilnehmen. Dies ist für jeden Führerscheininhaber in Frankreich einmal im Jahr möglich. Das Training darf nur bei zugelassenen Stellen erfolgen und kostet üblicherweise zwischen 230 und 280 Euro. Die Kosten muss der Teilnehmer in der Regel selbst übernehmen.

Wer an einem solchen Training teilnimmt, erhält vier Punkte. Ein Auffüllen des Guthabens bis auf zwölf Punkte ist über die Teilnahme eventuell schneller möglich, als es beim Abwarten der Fristen der Fall ist.

Wie viele Punkte werden wann abgezogen?

Ähnlich wie in Deutschland sieht das Punktesystem in Frankreich eine unterschiedliche Anzahl an Punkten für die verschiedenen Verstöße vor. So werden für eine Geschwindigkeitsüberschreitung in Frankreich Punkte bereits bei unter 20 km/h zu viel abgezogen. Je schneller der Verkehrssünder war, desto mehr Punkte muss er abgeben. Das Höchstmaß sind dann sechs Punkte.

Bereits eine geringe Geschwindigkeitsüberschreitung kann in Frankreich Punkte kosten.
Bereits eine geringe Geschwindigkeitsüberschreitung kann in Frankreich Punkte kosten.

Diese werden beispielsweise dann bei einer Überschreitung von 50 km/h und mehr oder auch beim Einsatz von Radarwarnern abgezogen. Einen sofortigen Sechs-Punkte-Abzug hat eine Alkoholfahrt zur Folge. Ab einem Wert von 0,5 Promille wird grundsätzlich die höchstmögliche Zahl an Punkten abgezogen.

Einen Abzug der Punkte gibt es gemäß dem Punktesystem in Frankreich nicht nur bei Verstößen gegen die Verkehrsregeln, sondern auch dann, wenn das Fahrzeug nicht den vorgeschriebenen Anforderungen für einen Betrieb im Straßenverkehr entspricht.

Sind beispielsweise die Frontscheibe sowie die Seitenscheiben vorn nicht transparent, werden drei Punkte vom Guthaben genommen. Weist das Fahrzeug eine nicht zugelassene Beleuchtung auf, können es mitunter auch vier Punkte sein.

Die nachfolgende Tabelle bietet einen auszughaften Überblick zu den Punkteabzügen, welche möglich sind:

VerstoßPunkteabzug
Promillegrenze von 0,5 missachtet- 6 Punkte
Blutalkohol­untersuchung verweigert- 6 Punkte
Geschwindigkeits­überschreitung bis 20 km/h- 1 Punkt
Geschwindigkeits­überschreitung zw. 30 km/h und 40 km/h- 3 Punkte
Geschwindigkeits­überschreitung über 50 km/h- 6 Punkte
Verwendung eines Radarwarners- 6 Punkte
Gefährliches Überholen- 3 Punkte
Gefährliches Parken- 3 Punkte
Fahren trotz Fahrverbot bzw. Entziehung der Fahrerlaubnis- 6 Punkte

Wann betrifft das Punktesystem in Frankreich deutsche Autofahrer?

Für deutsche Autofahrer wird das Punktesystem in Frankreich nur in einem bestimmten Fall interessant, und zwar dann, wenn sie ihren Wohnsitz in Frankreich haben. Begeht ein Deutscher einen Verkehrsverstoß, für den Punkte abgezogen werden, und besitzt er einen deutschen EU-Führerschein, muss das Dokument in ein französisches umgetauscht werden.

Für Deutsche sind Punkte in Frankreich nur dann relevant, wenn sie ihren Wohnsitz dort haben.
Für Deutsche sind Punkte in Frankreich nur dann relevant, wenn sie ihren Wohnsitz dort haben.

Das heißt also, solange sich Fahrer an die Verkehrsregeln halten, können sie mit dem deutschen Führerschein fahren. Nach dem Umtausch, der vorgeschrieben ist, werden dann die Punkte vom neu erstellen Guthabenkonto abgezogen.

Sind die betroffenen Fahrer in Frankreich gemeldet, ist ein Umtausch unumgänglich. In diesem Fall findet dann das Punktesystem in Frankreich auch Anwendung für deutsche Staatsangehörige. In der Regel wird der umgetauschte deutsche Führerschein an das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zurückgesandt und von dort aus zur zuständigen Fahrerlaubnisbehörde. Verlegen die Fahrer den Wohnsitz wieder nach Deutschland, sollten sie sich erkundigen, ob der französische Führerschein weiterhin verwendet werden darf oder wieder ein Umtausch erfolgen muss.

In Frankreich geblitzt: Sind Punkte in Deutschland möglich?

Haben Urlauber gegen die Verkehrsregeln verstoßen, findet das Punktesystem in Frankreich keine Anwendung. Der Punkteabzug wird nicht nach Deutschland übertragen, somit werden auch keine Punkte in Flensburg eingetragen.

Punkte werden zwar nicht übertragen, das Bußgeld allerdings schon. Ab einem Betrag von 70 Euro (inklusive aller anfallenden Gebühren) ist eine Vollstreckung in Deutschland möglich. Die französischen Behörden können diesbezüglich Amtshilfe beim Bundesamt für Justiz (BfJ) beantragen und über dieses den offenen Betrag vom Verkehrssünder einfordern.

Über den Autor

Dörte
Dörte L.

Dörte studierte Anglistik und Germanistik ihre und ist seit 2016 Teil des bussgeldkatalog.org-Teams. Ihre redaktionellen Schwerpunkte liegen in Themenbereichen wie Regeln zur Schifffahrt, ausländische Verkehrsregeln oder Vorschriften für Lkw-Fahrer.

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