Klimaschutz in Deutschland und der Welt: Maßnahmen und Ziele

Von Gitte H.

Letzte Aktualisierung am: 5. September 2024

Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

FAQ: Klimaschutz

Warum ist der Klimaschutz so wichtig?

Ein globaler Klimawandel hat weitreichende Folgen für alle Lebewesen auf der Erde, viele davon negativ: Tiere und Pflanzen verlieren ihre Lebensräume, Naturkatastrophen wie Unwetter oder Dürren häufen sich, Wasser- und Nahrungsressourcen schwinden, der Meeresspiegel steigt an, wodurch große (oft bewohnte) Landmassen verschwinden etc. Es ist somit im Interesse der Menschen und aller anderen Lebewesen, den Klimawandel so gut wie möglich zu unterbinden oder zumindest zu verlangsamen. Dies ist das Ziel, dass der Klimaschutz verfolgt.

Was kann ich für den Klimaschutz im Alltag leisten?

Wollen Sie Ihren Teil zum Klimaschutz beitragen, sollten Sie es so gut wie möglich vermeiden, direkt oder indirekt Treibhausgasemissionen zu verursachen. Ein paar Tipps, wie Sie das anstellen, haben wir hier für Sie aufgelistet.

Drohen Bußgelder, wenn ich keinen Klimaschutz betreibe?

Privatpersonen sind gesetzlich nicht zum Klimaschutz verpflichtet und müssen deshalb auch keine Bußgelder fürchten, wenn sie gegen das Klimaschutzgesetz (KSG) verstoßen. Allerdings gibt es einige Vorschriften gemäß der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO), die u. a. auf den Klimaschutz abzielen. Verstöße gegen diese ziehen in der Tat ein Bußgeld nach sich. Des Weiteren müssen Unternehmer in verschiedenen Wirtschaftssektoren mit Sanktionen rechnen, wenn sie sich nicht ans Klimaschutzkonzept halten. Für Verstöße gegen das KSG ist ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro möglich. Was bei Missachtung der verschiedenen Immissionsschutzverordnungen drohen kann, können Sie unserem Ratgeber „Immission und Klimawandel” entnehmen.

Klimaschutz: Bußgelder gemäß StVO

VerstoßBußgeld in Euro
bei der Benutzung des Fahrzeugs vermeidbare Abgasbelästigungen verursacht80
Andere durch unnützes Hin- und Herfahren innerhalb geschlossener Ortschaft belästigt100
an einem Sonn-/Feiertag verbotswidrig einen Lkw über 7,5 t bzw. einen Lkw mit Anhänger geführt120
… als Halter gefahren570
… als Halter die Fahrt zugelassen oder angeordnet570

Folgen der Erderwärmung: Darum ist der Klimaschutz notwendig

Klimaschutz hat das Ziel, die globale Erwärmung einzudämmen.
Klimaschutz hat das Ziel, die globale Erwärmung einzudämmen.

Der menschengemachte Klimawandel besteht seit Beginn der Industrialisierung und sorgt seitdem für eine alarmierend schnelle Erderwärmung. Doch kann der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 1 oder 2 Grad wirklich so schlimm sein? Antwort: Ja, kann er. Denn das ökologische, politische und wirtschaftliche System „Erde” ist dermaßen komplex und sensibel, dass schon winzigste Änderungen ausreichen, um eine Kettenreaktion mit gravierenden Auswirkungen auszulösen.

Ein Beispiel gefällig? Im Folgenden listen wir ein paar der Konsequenzen auf, die das Schmelzen des arktischen Polareises aufgrund der Klimaerwärmung mit sich bringt:

  • Viele Tiere verlieren ihren Lebensraum und drohen auszusterben. Eisbären, die hauptsächlich von der Jagd auf Robben auf dem Packeis leben, verlieren ihre Nahrungsgrundlage und sind gezwungen, in besiedelte Gegenden abzuwandern. Damit werden sie zunehmend eine Gefahr für Menschen.
  • Das Schmelzen des Polareises vereinfacht den Zugang zu unzähligen Bodenschätzen wie Erdöl, Erdgas, Gold, Platin oder Uran. Dies führt bereits jetzt zu politischen Spannungen zwischen den Arktis-Anrainerstaaten, welche leicht in einen militärischen Konflikt umschlagen können. Der Abbau dieser Bodenschätze würde zudem eine weitere Bedrohung des arktischen Ökosystems darstellen.
  • Eisflächen reflektieren Sonnenstrahlen und schicken sie zurück ins Weltall. Nimmt das Polareis der Arktis ab, werden mehr Sonnenstrahlen von den dunklen Meeresflächen absorbiert, wodurch sich die Klimaerwärmung noch beschleunigt.
  • Steigt die Lufttemperatur in der Arktis an, verringert sich der Temperaturunterschied zum Erdäquator. Genau dieser Temperaturunterschied ist aber für die sogenannte Westwinddrift verantwortlich, welche wiederum einen großen Einfluss auf das Wetter in Europa hat. Heizt sich die Arktis auf, wird die Westwinddrift langsamer und es kommt immer häufiger zu extremen Wetterlagen in Deutschland und anderen Teilen Europas. Folge davon sind lange Dürren im Sommer und bitterkalte Winter.
  • Die veränderte Wetterlage in Europa wirkt sich nachteilig auf das Wachstum von Pflanzen aus. Dies führt u. a. zu schlechten Holz- und Lebensmittelernten, was wiederum zu wirtschaftlichen Problemen führt.
  • Durch das Schmelzwasser des tauenden Polareises steigt der Meeresspiegel an. Das verstärkt die Küstenerosion und bedroht Städte und Dörfer in Küstenregionen. Menschen müssen umgesiedelt werden, was wiederum soziale, politische und wirtschaftliche Konsequenzen hat.

Dies sind nur ein paar der Folgen, die das schmelzende Packeis mit sich bringt – und die Arktis ist bei weitem nicht die einzige Region, die von der Erderwärmung betroffen ist. Aus diesem Grund ist ein internationaler Klimaschutz besonders wichtig, aber auch auf nationaler, kommunaler und privater Ebene müssen Maßnahmen ergriffen werden.

Klimaschutz: CO2-Verringerung als Hauptziel

Der Klimaschutz hat zur Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel so gut wie möglich aufzuhalten. Dazu ist es notwendig, dessen Ursache anzugehen: die Treibhausgase. Das sind Gase in unserer Atmosphäre, die dafür sorgen, dass ein Teil der Sonnenenergie absorbiert und nicht ins Weltall zurückgeworfen wird. Das ist prinzipiell auch gut so, denn ohne diese Treibhausgase wäre unser Planet eine -18°C-kalte Tiefkühltruhe. Durch den Einfluss des Menschen haben sich aber mittlerweile zu viele Treibhausgase in unserer Atmosphäre angereichert, weshalb unsere Erde zu viel Wärmestrahlung absorbiert. So kommt es zur globalen Erwärmung.

Der schlimmste Klimatreiber ist Kohlendioxid (CO2). Stickstoffdioxid (N2O) und Methan (CH4) spielen zwar ebenfalls eine große Rolle, doch die Verringerung der CO2-Anreicherung ist definitiv der Hauptfokus im Klimaschutz. Das ist gar nicht so leicht, denn bei jedem einzelnen Verbrennungsprozess entsteht CO2, und Verbrennung findet nahezu überall statt: bei der Gewinnung von Strom, dem Betrieb von Kraftfahrzeugen, der industriellen Produktion etc. Selbst unsere Atmung ist ein Verbrennungsprozess, bei dem CO2 entsteht.

Es ist daher unmöglich, den Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen komplett zu verhindern. Das ist jedoch gar nicht nötig, denn einen bestimmten Anteil kann unser Ökosystem mühelos verkraften. Der Klimaschutz macht es sich darum zur Aufgabe, die Treibhausgasemissionen so weit zu reduzieren, dass unser Planet mit ihnen fertig wird. Dies geht jedoch nur mit entsprechenden Maßnahmen.

Internationale Klimaschutzinitiative: Das Pariser Abkommen

Wirksamer Klimaschutz muss auf globaler Ebene stattfinden.
Wirksamer Klimaschutz muss auf globaler Ebene stattfinden.

Klima ist eine globale Erscheinung und schert sich nicht um politische Grenzen. Wollen wir den Klimawandel eindämmen, müssen deshalb alle Länder der Erde ihren Teil dazu beitragen. Zu diesem Zweck kommt es seit den 1990ern in unregelmäßigen Abständen zu internationalen Gipfeltreffen, bei denen u. a. über notwendige Maßnahmen diskutiert und feste Klimaziele für die beteiligten Staaten gesetzt werden.

Das letzte große Klimaabkommen wurde am 12. Dezember 2015 in Paris geschlossen und ist deshalb auch als „Pariser Abkommen” bekannt. Es handelt sich hierbei um einen völkerrechtlichen Vertrag, der inzwischen von allen Staaten der Erde ratifiziert wurde. Das Pariser Abkommen formuliert drei wesentliche Ziele:

  1. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900 (vorindustrielles Niveau) soll bis 2100 auf unter 2 °C begrenzt werden. Außerdem sind Anstrengungen zu unternehmen, um den Anstieg bis dahin auf höchstens 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
  2. Die Staaten sollen Maßnahmen ergreifen, um sich an die nachteiligen Auswirkungen der Erderwärmung anzupassen und resistenter gegen den Klimawandel zu werden.
  3. Die Finanzströme sollen mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden. Dies bedeutet insbesondere eine Förderung von Investitionen, bei denen vergleichsweise wenig Treibhausgase emittiert werden.

Obwohl jede Nation der Erde den Zielen zum Klimaschutz gemäß des Pariser Abkommens zugestimmt hat (die USA waren vom November 2020 bis Februar 2021 kurzweilig ausgeschieden), gibt es in vielen Ländern aktuell keine oder nur unzureichende Bemühungen, diese tatsächlich einzuhalten. Klimaexperten äußern ernste Zweifel daran, dass das 2-Grad-Ziel bis 2100 erreicht wird, vom optionalen 1,5-Grad-Ziel ganz zu schweigen.

Die nationale Klimaschutzinitiative in Deutschland

Auch Deutschland hat das Pariser Abkommen unterzeichnet und sich zum Klimaschutz verpflichtet. Dazu hat die Bundesregierung im November 2016 den „Klimaschutzplan 2050” verabschiedet, laut dem der Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland bis 2050 um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zum Stand von 1990 gesenkt werden soll.

Der Klimaschutzplan legt dabei als Zwischenziel ganz konkrete Werte für einzelne Sektoren fest, die bis 2030 erreicht werden sollen:

SektorVorgeschriebene Minderung der Treibhausgasemissionen bis 2030
Energiewirtschaft62 – 61 %
Gebäude67 – 66 %
Industrie51 – 49 %
Landwirtschaft34 – 31 %
Verkehr42 – 40 %
Sonstige87 %
Gesamt56 – 55 %

Gleichzeitig formuliert der Plan auch zahlreiche Maßnahmen, mit denen dieser Klimaschutz umgesetzt werden soll. Letztendlich zielen diese immer darauf ab, weniger Treibhausgase auszustoßen als bisher. Einige dieser Maßnahmen sind z. B.:

  • Energiewirtschaft: die Förderung von emissionsfreien Energien wie Wind- und Solarkraft als Alternative zu Kohlekraftwerken
  • Gebäude: bessere Wärmedämmung von Häusern, damit diese weniger beheizt werden müssen
  • Industrie: Vermeidung von Materialien, bei deren Herstellung viele Treibhausgase entstehen
  • Verkehr: Förderung von Elektrofahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln als Alternative zu Verbrennungsmotoren und zum motorisierten Individualverkehr

Wie die einzelnen Maßnahmen konkret umgesetzt werden, ist in der Regel den einzelnen Kommunen überlassen. Dazu wird in jeder Kommune ein Klimaschutzmanager ernannt, dessen Aufgaben die Einhaltung und die Erfolgskontrolle des Klimaschutzkonzeptes sind.

Warum ist Klimaschutz so schwierig?

Klimaschutz- und Wirtschaftspolitik verfolgen oft unterschiedliche Interessen.
Klimaschutz- und Wirtschaftspolitik verfolgen oft unterschiedliche Interessen.

Selbst wenn sämtliche Menschen dieser Erde von heute auf morgen aggressiven Klimaschutz betreiben würden, ließe sich die menschengemachte Erderwärmung nicht mehr stoppen. Es besteht aber immer noch die Chance, sie so weit zu verlangsamen, dass wir uns den Auswirkungen anpassen können. Wir wären dann in der Lage, mit dem Klimawandel zu leben, statt ihn fürchten zu müssen.

Doch obwohl sich viele Menschen einig sind, dass Klimaschutz richtig und notwendig ist, wird vielerorts immer noch zu wenig getan, um diesen tatsächlich umzusetzen. Sehr häufig liegt das an den Kosten, die wirkungsvolle Maßnahmen mit sich bringen würden und die viele Verantwortungsträger nicht gewillt sind zu bezahlen. Aber es wäre unfair, das Scheitern des Klimaschutzes allein dem Kapitalismus in die Schuhe zu schieben.

Denn oft genug gerät die Klimaschutzpolitik auch in Interessenkonflikt mit anderen Bereichen. Die Frage, welches Interesse überwiegt, kann dann nicht nur zu wirtschaftlichen, sondern auch zu ethischen, sozialen oder ökologischen Debatten führen:

  • Klimaschutz vs. Gesundheit: Ist es akzeptabel, internationale Frachtlieferungen mit Containerschiffen einzustellen, wenn dadurch keine lebensnotwendigen Medikamente mehr in andere Länder geliefert werden können?
  • Klimaschutz vs. Naturschutz: Sollten Windkraftanlagen in einer unbewohnten Gegend gebaut werden dürfen, wenn dadurch die Nistplätze seltener Vogelarten zerstört werden?
  • Klimaschutz vs. Sozialpolitik: Ist es vertretbar, die Kosten für Strom aus Kohlekraftwerken zu erhöhen, selbst wenn diese dann für Menschen mit geringem Einkommen nicht mehr bezahlbar sind?

Schon diese Handvoll Beispiele zeigt, wie komplex die Problematik ist. Denn auch wenn Klimaschutz per se natürlich gut ist, gibt es genügend Situationen, in denen er nicht zwangsweise Priorität gegenüber anderen Interessen haben muss (oder haben sollte).

Klimaschutz für jedermann: So tragen Sie Ihren Teil bei!

Auch im kleinen Rahmen ist Klimaschutz notwendig. Mit ein paar Anpassungen im Alltag können auch Sie als Privatperson Ihren Beitrag dazu leisten. Hier ein paar Tipps:

  • Verzichten Sie wann immer möglich auf das eigene Auto. Nutzen Sie stattdessen den öffentlichen Nahverkehr oder schwingen Sie sich aufs Fahrrad.
  • Reduzieren Sie Ihren Stromverbrauch, indem Sie Geräte immer völlig ausschalten.
  • Kaufen Sie Produkte nach Möglichkeit aus der Region, um lange Transportwege zu vermeiden.
  • Achten Sie bei der Neuanschaffung von technischen Geräten, ob diese wasser- und energiesparend sind.
  • Wechseln Sie zu einem Stromanbieter, der seinen Strom aus erneuerbaren Energien gewinnt.
  • Trennen Sie Ihren Müll, damit dieser recycelt werden kann.
  • Vermeiden Sie Flugreisen, wenn Sie können, und setzen Sie stattdessen auf andere Transportmittel, wie z. B. Bus oder Bahn.
  • Verdecken Sie Ihre Heizkörper nicht mit Möbeln oder Vorhängen! Andernfalls behindern Sie den Wärmefluss.
  • Vermeiden Sie den Kauf von Plastikprodukten, wie z. B. Plastiktüten.

Über den Autor

Gitte
Gitte H.

Gitte erhielt ihren Master-Abschluss in Germanistik und Kommunikationswissenschaften. Als Redakteurin schreibt sie Ratgeber im Bereich Verkehrsrecht und unterstützt die bussgeldkatalog.org-Redaktion tatkräftig im Lektorat. Außerdem zählen die Pflege und Kontrolle unseres YouTube-Kanals zu ihren Kernaufgaben.

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