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Vollmacht für den Anwalt – Wann braucht es sie?

Von Thomas R.

Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Ein Rechtsanwalt darf ohne Vollmacht häufig nicht für Mandanten tätig werden

Die Vollmacht für den Rechtsanwalt: Das Dokument legitimiert seine Arbeit.
Die Vollmacht für den Rechtsanwalt: Das Dokument legitimiert seine Arbeit.

Rechtsgeschäfte stehen für nahezu jeden auf der Tagesordnung. Egal, ob Sie den Vertrag bei Ihrem Telefonanbieter kündigen oder Brötchen kaufen, in allen Fällen bekunden die Vertragspartner ihren Willen, woraus auch Rechte und Pflichten entstehen. Werden diese verletzt, kann einer der Beteiligten sich dazu entschließen, einen Anwalt mit der Durchsetzung seiner Forderungen zu beauftragen – notfalls auch vor Gericht, wenn eine andere Einigung nicht erzielt werden kann.

Doch nicht nur bei Verträgen jedweder Art können Auseinandersetzungen erfolgen. Anwälte werden auch bei der Klärung von Delikten im Straßenverkehr benötigt, beispielsweise, wenn es zu einem Unfall gekommen ist und die Schuldfrage zu klären ist. Im Rahmen seiner Tätigkeit kontaktiert der Advokat die Gegenseite und nimmt gegebenenfalls Stellung zu offenen Fragen. Darüber hinaus ist es unter Umständen auch nötig, dass er rechtliche Einkünfte einholen muss. Hierzu ist er nur befugt, wenn er vom Mandanten dazu bevollmächtigt wurde.

Dieser Ratgeber informiert Sie darüber, warum es die Vollmacht für den Anwalt gibt, ob sich anwaltliche Vollmachten voneinander unterscheiden können und wie die Vollmacht für den Anwalt als Muster aussehen kann.

FAQ: Vollmacht für den Anwalt

Was bewirkt eine Vollmacht für einen Anwalt?

Durch eine Vollmacht kann der Anwalt als Vertreter des Mandanten auftreten und so in seinem Namen tätig sein. Was eine Vollmacht genau ist, erfahren Sie hier.

Gibt es verschiedene Formen der Vollmacht für einen Anwalt?

Ja, es gibt vier verschiedene Arten der Vollmacht. Welche das sind und wie sie sich unterscheiden, können Sie hier nachlesen.

Kann eine Vollmacht widerrufen werden?

Ja, Mandanten können eine erteilte Vollmacht zurückziehen. Auch der Anwalt kann das Mandat kündigen, die Vollmacht wird in der Regel dann hinfällig.

Was ist unter einer Vollmacht zu verstehen?

Durch eine Vollmacht erklärt eine Person eine andere – den sogenannten Bevollmächtigten – als seinen Vertreter. Diesem Dritten ist es mit ebenjener Genehmigung erlaubt, Rechtsgeschäfte im Namen des Vollmachtgebers abzuschließen und für ihn Willenserklärungen abzugeben.

Mit einer solchen Vollmacht legitimiert sich ein Anwalt. Es handelt sich um ein einseitiges Rechtsgeschäft, bei dem der Empfang unbedingt bestätigt werden muss. Dies gilt wiederum nicht für die Annahme dieses Auftrages. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) besagt: Wollen Sie eine Vollmacht für einen Anwalt formulieren, müssen Sie hierbei in der Regel hinsichtlich der Form nichts Besonderes beachten (§ 167 BGB). Hieraus ergibt sich, dass eine Vollmacht für den Anwalt grundsätzlich auch stillschweigend erteilt werden kann – zum Beispiel durch schlüssiges, auch als konkludent bezeichnetes, Verhalten.
Die anwaltliche Vollmacht ermöglicht es, Rechtsgeschäfte im Namen des Mandanten abzuschließen.
Die anwaltliche Vollmacht ermöglicht es, Rechtsgeschäfte im Namen des Mandanten abzuschließen.

Übrigens: Auch wenn Rechtsanwälte eine solche Vertretungsvollmacht erhalten, heißt das nicht, dass sie unbedingt ab sofort im kompletten Alleingang Rechtsgeschäfte in Ihrem Namen eingehen. Um ein gutes Mandantenverhältnis zu gewährleisten, versichern sich die meisten vorher bei Ihnen, ob die eine oder andere Handlung in Ihrem Sinne ist – auch wenn Sie das Vollmachtsformular für den Rechtsanwalt bereits unterschrieben haben.

Stellt Ihnen Ihr Anwalt eine Vollmacht als Vorlage bereit, sollten Sie genau darauf achten, in welchem Umfang Sie ihn bevollmächtigen. Denn: Sie selbst tragen die Folgen. Auch wenn Sie sich vertreten lassen, für die Konsequenzen dieser Entscheidungen stehen Sie allein gerade.

Der Rechtsanwalt Ihres Vertrauens wird in der Regel darauf bestehen, dass Sie die Vollmacht schriftlich und in mehrfacher Ausführung unterschreiben. Ihm stehen damit zwei, drei oder noch mehr Original-Dokumente zur Verfügung, die er bei Nachfrage von Dritten als Beweis seiner Beauftragung vorlegen kann.

Sie haben die Vollmacht für einen Anwalt nach Vorlage unterschrieben und wollen nun wissen, wie lange diese besteht? Das Bürgerliche Gesetzbuch gibt hierzu Auskunft. Es besagt: Die Vollmacht ist häufig so lange gültig, wie Sie dem Bevollmächtigten nicht klar zu verstehen gegeben haben, dass diese zu einem bestimmten Zeitpunkt erlischt. Bei einer Beratung ist eine Vollmacht hingegen nicht erforderlich.

Die anwaltliche Vollmacht – welche Formen werden unterschieden?

Bereits angeklungen ist, dass eine Vollmacht für den Anwalt ganz unterschiedlich zustande kommen kann. Um die verschiedenen Varianten besser voneinander abgrenzen zu können, werden sie im Folgenden kurz aufgeführt und erläutert:

Die Vollmacht für den Rechtsanwalt sollte vor dem Unterzeichnen genau durchgelesen werden.
Die Vollmacht für den Rechtsanwalt sollte vor dem Unterzeichnen genau durchgelesen werden.
  • Innenvollmacht: Diese Form der Vertretungsbefugnis wird auch als interne Vollmacht bezeichnet. Diese Begrifflichkeit bezeichnet den Fall, bei dem ein Bevollmächtigender – in unserem Fall der Mandant – seinem Anwalt direkt die Befugnis erteilt, in seinem Namen zu handeln.
  • Außenvollmacht: Dem gegenüber steht die Außenvollmacht – auch externe Vollmacht genannt. Hier erklärt der Mandant gegenüber der Konfliktpartei in einer rechtlichen Auseinandersetzung, dass ein von ihm beauftragter Anwalt über diese Vollmacht verfügt.
  • Duldungsvollmacht: Etwas komplizierter ist es um diese Form der Vollmacht bestellt. Wenn eine Person darüber Kenntnis hat, dass eine weitere Person als ihr vermeintlicher Vertreter gegenüber Dritten auftritt, jedoch keine Einwände hiergegen vorbringt, dann ist von einer Duldungsvollmacht die Rede. Maßgeblich ist in diesem Zusammenhang also das entgegengebrachte Vertrauen. Es kann daher von einer konkludenten Willenserklärung ausgegangen werden, was so viel bedeutet wie: Es existiert quasi eine stillschweigende Zustimmung.
  • Prozessvollmacht: Eine spezielle Form der Vollmacht für den Anwalt ist die Prozessvollmacht. Wie weit sie reicht, wird von der Zivilprozessordnung (ZPO) definiert. In diesem Zusammenhang erteilt ein Mandant einem Rechtsvertreter die Befugnis, Prozesse für ihn zu führen und Vergleiche etc. mit der gegnerischen Partei zu schließen. Letzteres ist nicht zwingend Teil dieser Erklärung. Sie muss schriftlich festgehalten und damit auch unterschrieben werden, denn: Diese Vollmacht für den Rechtsanwalt muss gegebenenfalls zur Vorlage gebracht werden – sofern eine Prozesspartei dies verlangt. Einer mündlichen Erteilung ist damit ein Riegel vorgeschoben.

Die Vollmachtsurkunde – der Nachweis der Beauftragung

Die sogenannte Vollmachtsurkunde stellt den Beweis für die erteilte Vollmacht für den Anwalt dar. Sie ist nicht zwingend erforderlich, da eine solche Befugnis auch ohne sie wirksam ist. Die Frage ist: Wenn ein Mandant sich für diese Variante entschließt, wann verliert die Urkunde ihre Gültigkeit?

Die Antwort auf diese Frage finden Sie in § 172 Bürgerliches Gesetzbuch. Zur Vertretung nicht mehr befugt, ist ein Advokat dann, wenn die Vollmachtsurkunde dem Aussteller wieder ausgehändigt wurde oder dieser das Dokument für nicht mehr gültig erklärt.

Muss ein Anwalt die Vollmacht irgendwann vorlegen? Ja, häufig schon. Deshalb ist es wichtig, die Vollmacht für den Anwalt nicht mündlich, sondern schriftlich zu erteilen. Dieser wiederum sollte über das originale Dokument verfügen, denn die Beibringung eines Duplikats wird vor Gericht häufig nicht zugelassen. Andere Stimmen hingegen verweisen darauf, dass hierzu kein rechtlicher Zwang besteht. Sie argumentieren, dass es ausreicht, wenn Anwälte angesichts ihrer Funktion unter Eid die Beauftragung durch einen Mandanten bestätigen.

Können Sie die Vollmacht für den Rechtsanwalt widerrufen?

Anwälte gibt es gerade in Großstädten viele. Es ist daher gar nicht so einfach, den richtigen für sich zu finden. Wollen Sie sich Ihr Recht erstreiten, greifen viele deshalb auf die Erfahrungen von Freunden und Bekannten zurück, die in der Vergangenheit mit einem bestimmten Anwalt gute Erfahrungen gemacht haben. Das heißt jedoch nicht, dass auch Sie so vertreten werden, wie es Ihren Erwartungen entspricht. Doch was passiert, wenn Sie die Vollmacht für den Anwalt bereits ausgestellt haben? Sind Sie an diese gebunden, bis die Auseinandersetzung beigelegt oder ein Urteil gesprochen wurde?

Der Gesetzgeber erlaubt es, die Vollmacht für den Anwalt und das Mandat jederzeit zurückzuziehen – das heißt zu widerrufen bzw. zu kündigen. Demnach sind Sie nicht zwingend an einen einmal ausgewählten Rechtsvertreter gebunden und können auch vor Ablauf einer etwaigen zeitlichen Befristung aus dem Vertragsverhältnis aussteigen.

Sollten Sie sich zu diesem Schritt entscheiden, ist dabei Folgendes zu berücksichtigen:

Wie die Vollmacht für den Rechtsanwalt als Muster aussehen kann, erfahren Sie hier.
Wie die Vollmacht für den Rechtsanwalt als Muster aussehen kann, erfahren Sie hier.
  • Achten Sie auf Formgleichheit. Das heißt: Legen Sie den Widerspruch auf die Art ein, wie Sie die Vollmacht für den Anwalt auch geschlossen haben.
  • Wer der Adressat des Widerrufs ist, hängt von der Gestalt der ursprünglichen Vollmacht ab. Bei einer internen Vollmacht ist es empfehlenswert, den Widerruf tatsächlich auch nur an den Anwalt zu richten. Bei einer externen Vollmacht sollte Ihre Willensbekundung auch der gegnerischen Partei gegenüber erklärt werden.

Danach gilt es, sich schnellst möglich eine neue anwaltliche Unterstützung zu sichern. Beachten Sie: Die Aufkündigung des Mandats bzw. der Vollmacht muss nicht zwingend von Mandantenseite ausgehen – auch der Advokat selbst kann sich zur Aufkündigung entschließen. Diese Entscheidung trifft einen Mandanten häufig hart, steht er doch unangekündigt vor der Herausforderung, sich einen neuen Vertreter zu suchen. Der Gesetzgeber erkennt dies an und gewährt deshalb eine Schonfrist von zwei Wochen. Innerhalb dieser „Kündigungsfrist“ muss der Anwalt weiter seinen Aufgaben nachkommen. Erst nach dieser Zeit, darf er den Mandanten wirklich aufgeben.

Gut zu wissen: Sie als Mandant gehen mit Ihrer Unterschrift auf der Vollmacht für den Anwalt bzw. dem Vordruck oftmals nur so lange ein Vertragsverhältnis ein, wie die Klärung der Sache dauert. Mit ihrem Abschluss verliert in der Regel auch die Vollmacht ihre Wirkung.

Dem Anwalt eine Vollmacht ausstellen – das Muster kann so aussehen

Sie wollen einen Rechtsvertreter damit beauftragen, sich mit Ihrem Fall auseinanderzusetzen? Dann müssen Sie in der Regel nicht stundenlang selbst im Internet recherchieren, wie eine anwaltliche Vollmacht als Muster aussehen kann.

Muss ich dem Anwalt eine Vollmacht vorlegen? Für gewöhnlich müssen Vollmachtgeber nicht auf eigene Faust dem Anwalt eine Vollmacht als Vordruck bzw. bereits fix und fertig unterschrieben überreichen. Ganz im Gegenteil: Es ist vielmehr üblich, dass der Rechtsanwalt ein solches Schriftstück bereits fertig formuliert in petto hat und seinem Mandanten übergibt, damit dieser seinen einseitigen Willen zur Vertretung bestätigt.

Wie ein solches Schreiben aussehen kann, entnehmen Sie der folgenden Muster-Vollmacht. Sie soll Ihnen lediglich als Orientierung dienen und visualisieren, wie ein solches Formular aussehen kann. Individuelle Abweichungen sind daher nicht unüblich und sogar nötig, wenn Sie die Vollmacht für Ihren Anwalt noch umfangreicher oder restriktiver gestalten wollen. Wenn Sie eine solche Vollmacht ausstellen, achten Sie deshalb darauf, welche Rechte tatsächlich nötig sind, um die Sache zu klären.

– Vollmacht für meinen Anwalt –

Hiermit bevollmächtige ich, [Name, Vorname], wohnhaft in [Straße Hausnummer, PLZ Ort], geboren am [Datum], Herrn/Frau [Name, Vorname] mit Sitz in [Straße Hausnummer, PLZ Ort], geboren am [Datum] mich und meine Interessen in folgender Sache zu vertreten:

________________________________________________________

Ich erteile besagter Person sowohl eine außergerichtliche wie auch eine Prozessvollmacht – und zwar für Auseinandersetzungen in jedweder Instanz.
Diese Vollmacht schließt folgende Dinge mit ein:

  1. das Beantragen von Scheidungs- und Folgesachen, das Abschließen von Absprachen zu Scheidungsfolgen plus die Beantragung von Auskünften zu Themen wie Rente und Versorgung
  2. die Führung von Prozessen sowie die Erhebung und Zurücknahme von Widerklagen
  3. die außergerichtliche Vertretung meiner Interessen sowie die Geltendmachung von Ansprüchen gegen schuldtragende Dritte
  4. die Beilegung von Rechtsstreiten mittels Aushandlung eines Vergleichs, Verzichtserklärung oder Anerkennung der Schuld
  5. das Aussprechen und Entgegennehmen von Vertragsverhältnissen wie beispielsweise Kündigungen, inklusive Begründung
  6. die Verteidigung und Vertretung in Bußgeldangelegenheiten und Strafsachen. Auch Vorverfahren sind hiervon nicht ausgenommen. In meiner Abwesenheit darf er/sie mich nach 411 II StPO vertreten. Darüber hinaus erteile ich hiermit die Erlaubnis, Ladungen nach 145 a II StPO anzunehmen sowie Anträge zu stellen
  7. die Vertretung meiner Interessen vor folgenden Gerichten: Arbeits-, Sozial-, Finanz- und Verwaltungsgerichten
  8. sie darf in Gänze oder auch nur partiell durch den Bevollmächtigten auf Dritte übertragen werden

________________________________________________________
[Ort, Datum, Unterschrift]

So kann die Vollmacht für den Anwalt als Muster aussehen.

Vollmacht für den Anwalt zum Download

Gerne können Sie dieses Muster zum eigenen Gebrauch herunterladen. Im Folgenden finden Sie die Vorlage im PDF- und Word-Format zum Download:

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Über den Autor

Autor
Thomas R.

Thomas hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Universität Jena. Er gehört seit 2018 zum Team von bussgeldkatalog.org und verfasst News und Ratgeber zu verschiedenen Themen im Verkehrsrecht.

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3 Kommentare

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  1. Reiner R
    Am 2. September 2022 um 15:25

    Sehr geehrte Damen und Herren ,
    Darf ein Anwalt in Berufung gehen ohne dies vorher seinem Mandanten mitzuteilen , zudem das Urteil vor Gericht von dem Beklagten ( Mandanten ) angenommen wurde ?
    Von der Berufung erfuhr der Mandant erst , als das Gericht den Berufungstermin dem Mandanten zugeschickt hat .

    Mit freundlichen Grüßen
    Reiner R

  2. Dr. Karl N-B
    Am 31. März 2022 um 13:27

    Darf ein Rechtanwalt ohne unterschriebenen Vollmacht beim Gericht Klagen?

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