Rollwiderstand von Reifen: So sparen Sie Sprit und Geld
Letzte Aktualisierung am: 2. September 2024
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Was bedeutet Rollwiderstand bei Reifen?
Ein Fahrzeug muss gegen verschiedene physikalische Kräfte ankommen, um in Bewegung zu geraten bzw. zu bleiben. Der Luftwiderstand, die Trägheitskräfte, die Reibungswiderstände im Motor und im Getriebe und nicht zuletzt die Schwerkraft müssen überwunden werden. Und noch eine weitere Kraft ist der Bewegung des Fahrzeugs entgegengerichtet: der Rollwiderstand der Reifen.
Es handelt sich dabei um die Kraft, die bei der Verformung des rollenden Reifens verbraucht wird. Um diese zu überwinden, muss ein Teil der Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt werden, welche somit ungenutzt verloren geht. Da die Bewegungsenergie eines Kraftfahrzeugs aus der Verbrennung eines Kraftstoffs stammt, bedeutet die Überwindung dieser Kraft letztendlich einen Mehrverbrauch an Sprit und damit auch einen erhöhten Ausstoß an Schadstoffen.
Um sowohl den Geldbeutel der Autofahrer als auch die Umwelt zu schonen, entwickeln Reifenhersteller Reifen mit geringem Rollwiderstand. Die Einteilung in verschiedene Klassen informiert Verbraucher genau darüber, welchen Rollwiderstand ein Reifen hat. Wie diese Kategorisierung funktioniert und welche Nachteile rollwiderstandsoptimierte Reifen mit sich bringen können, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis:
FAQ: Rollwiderstand von Reifen
Der Rollwiderstand gibt an, wie viel Energie durch die Verformung des Reifens beim Fahren verloren geht. Dies hat Auswirkungen auf den Spritverbrauch eines Fahrzeugs.
Über ein EU-Label, auf dem die Rollwiderstandsklasse angegeben ist. Klasse A hat den geringstmöglichen Rollwiderstand, Klasse G den höchsten.
Ein geringer Rollwiderstand bedeutet gleichzeitig auch eine schlechtere Haftung auf der Straße. Dadurch verlängert sich der Bremsweg des Fahrzeugs.
Rollwiderstand bei Reifen: Tabelle mit allen Klassen
Aufgrund der EU-Verordnung über die Kennzeichnung von Reifen müssen seit November 2012 alle Reifen mit einem Label gekennzeichnet sein, entweder als Aufkleber auf der Lauffläche oder durch ein beigelegtes Etikett.
Auf diesem Label wird u. a. auch der Rollwiderstand der Reifen angegeben. Verschiedene Klassen, die von der EU-Verordnung bestimmt werden, informieren Sie darüber, wie hoch der Rollwiderstand ist und wie viel mehr Kraftstoff das Fahrzeug mit den entsprechenden Reifen verbraucht. Insgesamt gibt es sechs Rollwiderstandsklassen von A bis G (Klasse D ist nicht vergeben):
Rollwiderstandsklasse | Mehrverbrauch an Kraftstoff im Vergleich zur nächsthöheren Klasse | Mehrverbrauch an Kraftstoff im Vergleich zur Klasse A |
---|---|---|
A | - | - |
B | bis zu 1 l/1000 km | bis zu 1 l/1000 km |
C | bis zu 1,2 l/1000 km | bis zu 2,2 l/1000 km |
E | bis zu 1,4 l/1000 km | bis zu 3,6 l/1000 km |
F | bis zu 1,5 l/1000 km | bis zu 5,1 l/1000 km |
G | mehr als 1,5 l/1000 km | mehr als 6,6 l/1000 km |
Reifen der Klasse A haben den geringstmöglichen Widerstand, während wiederum Reifen mit Rollwiderstand E, F und G eine sehr hohe Reibung aufweisen und dementsprechend auch vergleichsweise viel Sprit verbrauchen. Im Durchschnitt sind deutsche Autofahrer jährlich 12.000 Kilometer mit ihrem Pkw unterwegs. Bei Rollwiderstand E der Reifen würde das Fahrzeug damit bis zu 43,2 Liter mehr Kraftstoff im Jahr verbrauchen als ein Auto, dessen Reifen Rollwiderstand A aufweist. Bei einem Preis von 150,9 Cent pro Liter Superbenzin sind dies immerhin rund 65 Euro mehr im Jahr, die der Besitzer der Reifen mit Rollwiderstand E zahlen müsste.
Ein geringer Rollwiderstand der Reifen macht sich demnach im Geldbeutel bemerkbar. Durch den geringeren Spritverbrauch werden außerdem weniger Schadstoffe beim Fahren ausgestoßen.
Auf welchen Reifen muss der Rollwiderstand gekennzeichnet werden?
Der Rollwiderstand von Reifen muss für folgende Fahrzeuge durch das EU-Label angezeigt werden:
- Pkw
- Lkw
- Transporter
Handelt es sich allerdings um Reifen für Oldtimer oder T-Noträder oder um runderneuerte Reifen, kann auch bei Pkw-Reifen auf das Label verzichtet werden.
Diese Faktoren beeinflussen den Rollwiderstand von Autoreifen
Der Rollwiderstand von Reifen richtet sich danach, wie viel Energie in Form von Wärme verloren geht, wenn sich dieser während der Fahrt verformt. Jener Energieverlust hängt wiederum damit zusammen, wie stark die Verformung ausfällt, und dies wird letzten Endes von folgenden Faktoren bestimmt:
- die Art der Gummimischung
- die Breite des Reifens
- das Reifenprofil
- die Luftfüllung
So kann der Rollwiderstand durch schmale Reifenbreite, hohen Luftdruck und glattes Profil reduziert werden.
Achtung: Rollwiderstandsoptimierte Bereifung verschlechtert das Bremsverhalten!
Geringerer Spritverbrauch und weniger Schadstoffemissionen? Auf den ersten Blick erscheinen Reifen mit niedrigem Rollwiderstand nahezu perfekt. Doch leider ist dies nicht der Fall, denn wird der Rollwiderstand von Reifen verbessert, verschlechtert sich automatisch eine andere wichtige Eigenschaft: das Bremsverhalten.
Dies ist schnell erklärt: Je besser die Reifen eines Fahrzeugs auf der Fahrbahn haften, umso kürzer ist dessen Bremsweg. Die Haftungseigenschaften des Reifens resultieren wiederum aus seiner Fähigkeit, sich verformen zu können. Aus eben diesem Grund werden Fahrzeuge auch mit Gummireifen ausgestattet, denn würden wir z. B. mit nackten Metallrädern fahren, wäre deren Haftung und damit auch das Lenk- und Bremsverhalten des Fahrzeugs denkbar schlecht.
Reifen mit wenig Rollwiderstand sind aber eben darauf ausgelegt, sich möglichst wenig zu verformen, weshalb sie schlechter haften. Als Folge davon verlängert sich der Bremsweg des Fahrzeugs, was nachteilige Auswirkungen auf dessen Sicherheit hat.
Rollwiderstandsklasse vs. Bremsklasse
Beim Kauf eines Reifens sollten Sie deshalb einen genauen Blick auf das EU-Reifenlabel werfen. Dieses macht nämlich nicht nur Angaben zu den Rollwiderstandsklassen, welche wir weiter oben vorgestellt haben, sondern auch zur Bremsklasse.
Davon gibt es fünf – A, B, C, E und F – und sie beschreibt, wie gut die Bremsleistung des Reifens bei Nässe ist. Wie beim Rollwiderstand bezeichnet A auch hier die beste Klasse. In der Regel bedeutet eine gute Bremsklasse eine schlechtere Rollwiderstandsklasse und umgekehrt.
So kann z. B. ein Reifen mit Rollwiderstand A – also der bestmöglichen Rollwiderstandsklasse – etwa die Bremsklasse E oder F aufweisen, was einen recht langen Bremsweg für das Fahrzeug bedeutet.
Letzten Endes sollten Sie als Autofahrer versuchen, einen ansprechenden Mittelweg zwischen gutem Bremsverhalten und möglichst geringem Rollwiderstand bei Ihren Reifen zu finden, z. B. eine Kombination aus Rollwiderstand C und Bremsklasse B o. Ä. Auch ist es empfehlenswert, die individuelle Fahrsituation zu bedenken, in der Ihre Reifen zum Einsatz kommen sollen. So sollte bei der Wahl von Winterreifen der Rollwiderstand eine geringere Rolle spielen als deren Bremsklasse, wenn Sie wissen, dass Sie viel auf verschneiten und vereisten Straßen unterwegs sind.
Übrigens: Neben dem Bremsweg und dem Rollwiderstand der Reifen informiert das EU-Label noch über eine dritte Eigenschaft, nämlich die Geräuschemission. Hierbei wird angegeben, wie viel Dezibel die Reifen beim Vorbeifahren verursachen. Der aktuelle EU-Grenzwert für die Lautstärke des Vorbeifahrgeräuschs liegt bei 74 Dezibel.
Konnten wir Ihnen weiterhelfen? Dann bewerten Sie uns bitte:
Gut und verständlich erklärt. Auch für Menschen, welche nicht zu den ausgesprochenen Fachleuten zählen. Dank dafür. Leider habe ich die Bewertungssterne nicht gefunden. Deshalb hier 5*